Forschungsprojekt zur Evaluation von Coaching bei Veränderungen in Organisationen sucht Unterstützung von Führungskräfte-Coaches. Teilnehmer können an einem Ergebnis-Workshop teilnehmen. Weiterlesen
Replik zu Dr. Peter Szabós Beitrag im Coaching-Newsletter 2015-01: "Wie wir die Dauer von Coaching beeinflussen"
Es sei vorangestellt, dass diese Anmerkungen zu Dr. Peter Szabós Beitrag in vielen Punkten mit seinen Grundannahmen übereinstimmen: Selbstkompetenz beim Klienten stärken? Richtig! Mich selbst als Coach so wirksam als möglich überflüssig machen? Genau! Mir bewusst machen und verstehen, wie u.a. mein Selbstverständnis als Coach und meine Perspektive darauf, wie Veränderung geschieht, den Verlauf und die Dauer in von mir begleiteten Coaching-Prozessen (mit-)beeinflussen? Sehr wichtig! Meine möglicherweise eingeschliffene Gesprächsführung, meine Vorannahmen und meine Hypothesen über einzelne Klienten erkennen und weiterentwickeln? Essentiell!
Allerdings bedürfen seine Ausführungen einer Differenzierung. Es scheint, als ob einmaliges lösungsorientiertes Kurzzeit-Coaching als eigenständige Alternative zu mehrmaligem (begleitendem) lösungsorientiertem Coaching begriffen werden solle. Das ist für die Fälle stimmig, praktikabel und wünschenswert, in denen die Situation, die Person und das Anliegen des Klienten nach einem Kurzzeit-Coaching verlangen. Und, natürlich, der jeweilige Coach zugleich im Stande ist, ein solches Coaching professionell durchzuführen. Diese vier Bedingungen können aber nicht in jedem Falle vorausgesetzt werden! Darum ist Kurzzeit-Coaching als eine Variante von Coaching zu verstehen und somit weder ein alleiniges noch ein eigenständiges Herangehen.
Kurzzeit-Coaching als eigenständige Alternative?
So Kurzzeit-Coaching als alleiniges Herangehen begriffen wird ...
Peter Szabó lässt diese Punkte nicht außer Acht. Doch die Imbalance, die durch eine starke Betonung von lösungsorientiertem Kurzzeit-Coaching und "dessen" Fragetechniken entsteht, scheint die Relevanz von begleitendem Coaching und seiner Wirksamkeit in den Hintergrund zu entlassen.
Es gibt sicher Aspekte, die lösungsorientiertes Kurzzeit-Coaching stark machen: Klarheit in Herangehen, "Einfachheit" und Struktur. Das Versprechen, schnelle Erfolge zu erzielen. Der Zwang für den Coach, sich ob einer einmaligen (ggf. zwei-, dreimaligen) Intervention auf die Essenz von Coaching beschränken zu müssen, sprachlich wie von den Vorannahmen her. Gleichwohl gibt es Aspekte, die ihre volle Wirkung vornehmlich in begleitendem Coaching entfalten: eine zeitlich begrenzte, tragfähige Verbindung zwischen Klient und Coach, Feedback, gegenseitiges Vertrauen und Empathie.
Tragfähige Verbindung zwischen Coach und Klient
Eine zeitlich begrenzte und tragfähige Verbindung von Klient und Coach ist beides: die beste Voraussetzung für offenes Feedback, Vertrauen und Empathie, wie auch deren Ergebnis. Sie entsteht aus "tatsächlicher menschlicher Interaktion"; Gesprächs- und Interventionsarbeit im Sinne von Carl Rogers. Nicht, um im Alten oder im Schwierigen zu schwelgen, sondern um eine Beziehung entstehen zu lassen, mit der dann gearbeitet werden kann: eine Beziehung, in der der Coach über das, was er im Coaching hört, sieht und spürt, valide Rückschlüsse auf das ziehen kann, was im Klienten gerade im Jetzt und damit oft auch: zu Zeiten in anderen Beziehungen des Klienten in seinem Leben und Arbeiten geschieht.
Somit führt diese Verbindung in ihrer Konsequenz zu einem Fundus von (zunächst oft unausgesprochenen) zusätzlichen Hinweisen darauf, wer der Klient ist, warum sein Anliegen ihn zum Coach geführt hat und welche Aspekte möglicherweise gegen die Erreichung seines Anliegens arbeiten. Eine bessere Grundlage für Hypothesenbildung und Feedbackprozesse des Coachs lässt sich im individuellen Coaching nur schwerlich finden!
Ohne die in den meisten begleitenden Coaching-Prozessen zu entwickelnde Verbindung zwischen Coach und Klient haben die genannten Aspekte Feedback, gegenseitiges Vertrauen und Empathie nicht viele Entfaltungschancen. Jedoch bilden diese Aspekte neben den beiden Säulen von Gespräch und Übung/Intervention die Kernelemente begleitender Coaching-Prozesse. Dabei geht es nicht darum, den Prozess zu strecken, sondern diesen für den jeweiligen Klienten so passgenau und nachhaltig wie irgend möglich zu gestalten.
Methodenpluralität vor Kurzzeit-Coaching
Da sich die Aspekte Feedback, Vertrauen und Empathie in Kurzzeit-Interventionen und Kurzzeit-Coaching nicht ausreichend wiederfinden lassen, schleicht sich ein "ungutes" Gefühl ein, das besagt: "Ein wenig schnell, oberflächlich, unverbindlich, glatt". Andererseits scheinen Kurzzeit-Interventionen gut zu funktionieren, und sie bedienen ein Bedürfnis in unserer schnelllebigen Welt. Schließlich sind Kurzzeit-Interventionen dann ein probates Mittel, wenn sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem spezifischen Kontext und zum individuellen Klienten und seinem Anliegen passen.
Erfahrungsgemäß enden jedoch die wenigsten nachhaltigen Coaching-Prozesse nach einer ersten Intervention, sondern diese ist im Allgemeinen der Auftakt zu weiterem, fokussiertem und lösungsorientiertem Arbeiten. Insofern überhöht der Begriff des "Kurzzeit-Coachings" den Inhalt dessen, was transportiert wird. Die Mengenlehre gerät durcheinander: eine Teildisziplin von Coaching ("Kurzzeit-Intervention") wird selbst zum Coaching ("Kurzzeit-Coaching") ausgerufen.
So wir für den Klienten arbeiten, sind wir als Coaches dazu verpflichtet, diesem eine möglichst weite Bandbreite potenziell nachfragbarer Methoden bereitzuhalten. Welcher Teil dieser Methoden letztlich zur Anwendung kommt, wird über die tatsächliche Arbeit mit dem jeweiligen Klienten nach und nach sichtbar und (hoffentlich!) von ihm und seinem Anliegen mitbestimmt werden.
Acht Annahmen zur Konstruktion beteiligter Realitäten
Das derzeitige Arbeiten in Unternehmen und Organisationen ist geprägt von mindestens einer übergreifenden Restriktion: der Knappheit von Ressourcen und damit der Enge von Budgets [1. Annahme]. Budgets im monetären und im zeitlichen Sinne. Insofern läuft die gelebte Realität gegen die Überzeugung, dass individuelle Entwicklung Zeit und Raum benötigt [2. Annahme]. So man Coaching als einen Prozess begreift, der individuelle und teamspezifische Entwicklung ermöglichen hilft [3. Annahme], wird in Verbindung mit den Annahmen 1. (enge Budgets) und 2. (Entwicklung benötigt Zeit und Raum) schnell klar, dass Kurzzeit-Interventionen, die als Kurzzeit-Coaching vermarktet werden, durchaus eine wachsende Nachfrage am Markt bedienen.
Es mag in Zeiten knapper Budgets von Vorteil sein, seinen Klienten und Auftraggebern versprechen zu können, die Klienten "schnell" voranbringen zu können [4. Annahme]. Das ist eine gute Nachricht für Kurzzeit-Coaches [5. Annahme]. Das ist möglicherweise aber eine schlechte Nachricht für Klienten, die sich Vertrauen, Empathie und Feedback, gewachsen aus einer längerfristigen Beziehung, wünschen, um sich auf deren Grundlage unter Begleitung eines Entwicklungsprofis nachhaltig zu entfalten [6. Annahme]. Denn nicht jede Situation ist für Kurzzeit-Coaching geeignet [7. Annahme] und nicht jede Situation ist für begleitendes Coaching geeignet [8. Annahme].
Warum wir die Dauer unserer Coachings mitbestimmen sollten
Der Punkt ist: Die oben genannten acht Annahmen sind so individuell wie jeder Coach in seiner Arbeit. Sie fußen auf individuellen Erfahrungen, Glaubenssätzen, mentalen Modellen und inneren Haltungen zum Thema Entwicklung, Können und Nicht-Können, auf privaten und professionellen Bedürfnissen, Zielen und Ängsten. Jeder Coach bringt seine Persönlichkeit in Coaching-Prozesse ein und auch Klienten wollen in ihrem So-Sein wahrgenommen und akzeptiert werden. Und weil damit die gesamte Entwicklungsarbeit im Coaching ein so hochgradig individualisiertes Geschäft ist, wird klar, warum es eine "fixe" Dauer von Coachings gar nicht geben kann!
Das ist einer der Gründe, warum wir Vorgespräche führen: passen die beiden aufeinandertreffenden Individuen für die Erreichung des Klienten-Anliegens gut zusammen? Ist das Anliegen realistisch und mit Hilfe dieses Coaches realisierbar? Welchen zeitlichen Rahmen würde der Coach auf Grundlage des im Vorgespräch Gehörten und Wahrgenommenen für das angedachte Coaching veranschlagen?
Wozu wir die Dauer unserer Coachings mitbestimmen sollten
Das Anliegen des Klienten besitzt einen erheblichen Einfluss auf die Art und den Ablauf des Coachings – und damit: auf die Dauer der gemeinsamen Arbeit. Auch dieser zeitliche Rahmen beinhaltet aus diesem ableitbare Annahmen. Z.B. Annahmen über die "Wichtigkeit" des Klienten innerhalb seiner Organisation. Hypothesen zur angenommenen "Größe" und "Dringlichkeit" des Klienten-Anliegens. Annahmen über die Verbindlichkeit, die der Auftraggeber dem Klienten gegenüber einzugehen bereit ist. Annahmen zu Expertise, Erfahrung, Ruf und Glaubwürdigkeit des Coachs.
Die Informationen, die während des Abstimmungsprozesses zwischen Auftraggeber, Klient und Coach ausgetauscht werden, sind somit erste unschätzbare Eindrücke, die Ideen zur Konstruktion beteiligter Realitäten und des sich hieraus ergebenden Umgangs miteinander zulassen.
Insofern bestimmen wir die Dauer unserer Coachings in Abstimmung mit dem Klienten und dem Auftraggeber nicht nur, um dem Kunden einen maßgeschneiderten Mehrwert zu ermöglichen; sondern wir "verhandeln" die Dauer unserer Coachings, um dem Klienten deutlich zu machen, was er von uns im Falle gemeinsamer Coaching-Arbeit erwarten kann – und was nicht.
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