Cover: Handbuch Systemisches Coaching. Für Coaches und Führungskräfte, Berater und Trainer. (3., komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage).
Eckard König, Gerda Volmer

Handbuch Systemisches Coaching. Für Coaches und Führungskräfte, Berater und Trainer. (3., komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage).

Rezension von Prof. Dr. Haiko Wandhoff

3 Min.

Rund zehn Jahre nach der ersten Ausgabe erscheint das „Handbuch Systemisches Coaching“ von Eckard König und Gerda Vollmer unter Mitarbeit von Mareike König als „3. komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage“. (S. 4) Eine Neukonzeption der Monographie bedeutet das jedoch nicht: Die neun Kapitel der ersten Ausgabe finden sich in gewohnter Reihung wieder. Zuerst wird erklärt, was „Sytemisches Coaching“ sei (Kapitel 1); dann folgen „Der Beginn des Coachingprozesses“ (Kapitel 2), „Phasen des Coachinggesprächs“ (3), „Der Blick auf das soziale System“ (4), „Diagnoseverfahren im Rahmen von Coachingprozessen“ (Kapitel 5), „Coachingthemen“ (Kapitel 6), „Coaching in komplexen Situationen“ (Kapitel 7), „Führungskraft als Coach“ (Kapitel 8) sowie „Der Abschluss des Coachingprozesses“ (Kapitel 9, nun mit dem Zusatz „Evaluation und Stabilisierung“). Neu hinzugekommen ist ein zehntes Kapitel über „Erfolgsfaktoren im Coaching“. Außerdem gibt es ein „E-Book inside“, das über einen Code heruntergeladen werden kann. Beibehalten wurden die hilfreichen Kästen mit „Anregung[en] zur Weiterarbeit“ wie auch mit zahlreichen „Literaturtipps“, die nun rundum aktualisiert sind; statt der ursprünglichen 266 umfasst das Buch nun 331 Seiten.

Was ist das Besondere an der Herangehensweise zum systemischen Coaching? Zum einen fällt auf, dass Coaching hier als eine Form der Beratung vorgestellt wird, die „in der Regel sowohl Prozess- als auch Expertenberatung“ sei. (S. 13) Damit grenzen sich König und Vollmer von Ansätzen ab, die systemisches Coaching als eine Form der „Beratung ohne Ratschlag“ (Radatz, 2000 u.ö.) verstehen. Die Autoren ignorieren mit dieser Definition aber auch eine breit etablierte und methodisch reflektierte Coaching-Praxis, die sich längst jenseits der Expertenberatung positioniert. Von dieser Praxis her erscheint die Begründung der Autoren für ihr Konzept antiquiert: „Coachees erwarten häufig Expertenberatung“, und dann könne man ihnen nicht sagen, sie sollten doch selbst über ihr Problem nachdenken. (S. 13)

Zum anderen ist die besondere Art der Prozessgestaltung im Coaching hervorzuheben. König und Vollmer orientieren sich hier an dem GROW-Modell, das in den 1980er und 1990er Jahren im angelsächsischen Raum entstanden ist. Das Akronym steht für Goal („Orientierungsphase“), Reality („Klärungsphase“), Options („Lösungsphase“) sowie Will und What next („Abschlussphase“). Für die Autoren folgt daraus, dass ein Coaching stets mit der Zielklärung beginne, ehe tiefer in die aktuelle Situation des Klienten hinein gefragt werde: „Erst das Ziel, dann die Klärung der Situation!“ (S. 55) Auch über die Grundsätzlichkeit dieser Ausrichtung ließe sich streiten, zeigt doch die Erfahrung, dass Klienten oft noch gar nicht mit einem klaren Ziel ins Coaching kommen, sondern mit eher unscharfen Anliegen. Die Erarbeitung des genauen Ziels und die Ableitung des Coaching-Auftrags sind dann integrale Bestandteile des Coaching-Prozesses, der durchaus ein Erfragen der aktuellen Situation erfordern kann. Auch hier hat es den Anschein, als wäre die Methodik des Buches vorrangig an Coaching-Anliegen modelliert, die sich für Expertenrat eignen und handlungsorientierte Lösungsansätze erfordern.

Fazit: Ein Klassiker der Coaching-Literatur erscheint in frischem Outfit: Rundum aktualisiert und gut lesbar, bietet das „Handbuch Systemisches Coaching“ eine Fülle an hilfreichen Methoden, Fragetechniken und Tipps für angehende Coaches, auch wenn man nicht mit allen Grundannahmen einverstanden sein muss.
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