Methoden

Der Konfliktnavigator

Das Modell der vier Lösungsfelder im Konflikt-Coaching

Wo setzten Konfliktlösungsstrategien sinnvollerweise an? Eine naheliegende Antwort: An der Kommunikation zwischen den Konfliktparteien. Das hier vorgestellte Coaching-Konzept ergänzt diesen richtigen, aber bisweilen auch einseitigen Fokus, indem es die Bedeutung der Selbstregulation im Umgang mit Konflikten in den Vordergrund stellt. Ein Ansatz, der spätestens dann relevant wird, wenn zielführende Kommunikation nicht mehr möglich ist.

13 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 3 | 2017 am 06.09.2017

Das Bild zeigt einen Ausschnitt eines Kompasses.

Konflikte gehören zu den häufigsten Anlässen für ein Coaching. Grund genug, das Thema Konfliktmanagement für das Coaching und die Beratung von Menschen in Organisationen weiterzuentwickeln. Der Konfliktnavigator bricht die oft einseitige Ausrichtung auf Kommunikation als Lösungsweg in der Konfliktklärung auf und richtet den Fokus auf die Bedeutung von Selbstregulation im Umgang mit Konflikten. Denn selbstverständlich ist lösungsorientierte Kommunikation ein zentraler Zugang der Konfliktlösung. Aber eben nur ein Zugang – und nicht der einzige.

Konflikt-Coaching aus hypnosystemischer Perspektive

Das Erleben ist nach hypnosystemischer Perspektive (Schmidt, 2015) als fluides, veränderliches Netzwerk von Mustern organisiert, das durch interne Faktoren (Gedanken, Erinnerungen, Vorstellungen) oder durch äußere Situationen (Kontexte, Menschen, Orte) aktiviert, aber auch verändert werden kann. Aspekte des Erlebens sind Körperempfindungen, Emotionen, Gedanken, Bewertungsprozesse oder das Selbstbild. Diese Erlebenselemente sind miteinander vernetzt, so dass sie als Muster auftreten. Dies gilt auch für das Erleben eines Konfliktes. Veränderung findet dann statt, wenn es gelingt, das Muster des Konflikterlebens in ein Erleben von Lösungskompetenz, Kreativität und konstruktiver, wertschätzender Haltung im Umgang mit sich und anderen zu verwandeln. 

Ziel eines Konflikt-Coachings ist es demnach, dem Klienten Erfahrungs- und Reflexionsräume anzubieten, die dessen Zugang zu Ressourcen und Kompetenzen aktivieren, einen Wechsel vom Konflikterleben in das Erleben von Gestaltung und Lösung ermöglichen und dadurch zu einem veränderten Umgang mit dem Konflikt und dem Konfliktpartner einladen. Auf Ebene der Organisation ist es das Ziel, Konfliktkosten zu reduzieren und über die Reflexion des Informationsgehaltes eines Konfliktes Lernprozesse zu initiieren und damit einen Mehrwert für die Organisation zu generieren. 

Bezüglich des ersten Ziels, der Einladung des Klienten zur Aktivierung von Lösungskompetenzen, sind prinzipiell alle methodischen Zugänge geeignet, die unterschiedliche Erlebensebenen wie Selbstbild, Körper, Emotionen, Gedanken, Bewertungen oder Verhalten ansprechen. Für die Ebene der Techniken bedeutet dies, dass im Konflikt-Coaching unabhängig von beratungsbezogenen „Schulen“ eine Vielzahl unterschiedlicher Zugänge möglich ist, von körperbezogenen Bottom-up-Techniken bis hin zum philosophischen Diskurs. Damit wird der potentielle Lösungsraum im Konflikt-Coaching gegenüber einer einseitigen Konzentration auf die Themen Kommunikation und Gesprächsführung deutlich erweitert.

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Literatur

  • Glasl, Friedrich (2008). Selbsthilfe in Konflikten. Stuttgart: Freies Geistesleben.
  • Schmidt, Gunther (2015). Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. Heidelberg: Carl-Auer.
  • Storch, Maja (2007). Embodiment. Bern: Huber.

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