Der Einstieg in den Beruf als Coach ist mit vielen Hürden verbunden. Im ersten Teil dieser Artikelreihe (erschienen in Ausgabe 2/2021) wurde gezeigt, welche Aspekte man bei der Unternehmensgründung bzw. Selbstständigkeit als angehender Coach beachten muss. Dabei lag ein Augenmerk auf den nicht leicht zu durchschauenden Voraussetzungen der Freiberuflichkeit bzw. der Kleinunternehmerregelung sowie den Finanzierungsmöglichkeiten der Selbstständigkeit. Der zweite Teil (erschienen in Ausgabe 3/2021) blickte auf die Positionierung und das Marketing in der Coaching-Branche. Hierbei wurde insbesondere die Definition der eigenen (passenden) Ziel- und Klientengruppen näher betrachtet.
Der nun folgende dritte Teil der ersten Schritte im Coach-Beruf befasst sich mit Informationsquellen: Welche Möglichkeiten haben angehende (aber auch bereits etablierte) Coaches, um sich mit neuem und relevantem Wissen oder aktuellen Informationen zu versorgen?
Da das Internet allein eine immense Vielzahl an Möglichkeiten bietet, erscheint ein einsortierender Überblick sinnvoll. Dieser soll im Folgenden vorgenommen werden, ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Die Zahl an Veröffentlichungen von coaching-relevanten Büchern wächst jährlich rapide an, wie ein Blick in diverse Verlagsprogramme zeigt oder in die „Gesamtliste Coaching-Literatur“ des Coaching-Reports, die aktuell 3.023 v.a. deutschsprachige einschlägige Fachtitel aufzählt. Hieraus das für den eigenen Bedarf passende – und auch zweckmäßige – Buch herauszufiltern, ist nicht leicht, weshalb Buchvorstellungen und Rezensionen sinnvoll sind. Ein Tipp: Das Coaching-Magazin und der Coaching-Newsletter (sowie der genannte Coaching-Report) veröffentlichen monatlich Rezensionen relevanter Literatur zum Thema Coaching sowie jährlich eine Liste mit den wichtigsten Coaching-Büchern. Alle Texte sind online frei abrufbar.
Grundsätzlich sollte man sich fragen, welches Buch man braucht und welchen Nutzen man davon erwartet. Einführungen und Überblickswerke (z.B. „Coaching“ von C. Rauen) sind anfangs sinnvoll, ebenso wie themenspezifische Grundlagen (z.B. „Systemisches Coaching“ von T. Webers). Auch Tool-Sammlungen (z.B. die Tool-/Übungsbücher von M. Wehrle oder die Coaching-Tool-Reihe von C. Rauen) sind gerade anfangs sinnvoll, um das eigene Repertoire zu erweitern und auch auszuprobieren, was einem in der Praxis nützlich ist und liegt. Da es aufgrund individueller Bedarfe und Neigungen schwierig ist, Literatur zu empfehlen, sei hier auf die „Buchempfehlungen“ des Coaching-Reports verwiesen, wo neben Beschreibungen auch Rezensionen zu Einführungsbüchern sowie themenspezifischen Coaching-Büchern zu finden sind.
Coaching von C. Rauen
Systemisches Coaching von T. Webers
Tool-/Übungsbücher von M. Wehrle
Coaching-Tools-Reihe von C. Rauen
Eine andere Informationsquelle stellen coaching-spezifische Zeitschriften dar. Ihre Vorteile sind ihre schnelle und prägnante Präsentation neuer Entwicklungen sowie ihre thematische Breite. In einer Ausgabe finden sich beispielsweise die Darstellung eines ungewöhnlichen Coaching-Falls, ein praxisnahes Tool – und ein Text, der Coaches beim Berufseinstieg unterstützen kann. Ein Überblick aller Coaching-relevanten Zeitschriften:
Neben den bisher dargestellten, teils kostenpflichtigen Informationsquellen gibt es insbesondere online kostenfreie Informationsangebote, die aufgrund ihrer thematischen Breite gerade im Berufseinstieg lohnenswert erscheinen.
Der – wie das Coaching-Magazin – von der RAUEN Group herausgegebene und bereits zuvor genannte Coaching-Report bietet einen umfassenden Überblick zum Thema Coaching: Begriffsdefinitionen, Abgrenzungen zu anderen Maßnahmen (wie Training), Theoriedarstellungen, Informationen zum Coaching-Markt und einen Überblick zur Coaching-Fachliteratur mit Rezensionen. Diese Grundinformationen sind besonders interessant und relevant für jene, die noch vor dem Schritt in die selbstständige Arbeit als Coach stehen, noch keine Coaching-Ausbildung absolviert haben bzw. noch dabei sind. Für praktizierende Coaches hingegen stellt der Coaching-Report eine Art schnelles, allzeit verfügbares und aktuell gehaltenes Nachschlagewerk dar.
Eine Sammlung anderer Art bietet die isb campus Bibliothek des isb Wiesloch, gegründet durch den renommierten Coach Dr. Bernd Schmid. Hier findet man Texte, Präsentationen, Audio- und Videodateien zum Thema Coaching, Organisationsentwicklung und Didaktik, die teils aus der Coaching-Ausbildung am isb stammen, teils Hintergrundinformationen zu bestimmten Aspekten wie z.B. „Kollegiale Führung“ liefern, verfasst von Fachexperten. Nach Eigenaussage versammelt die Bibliothek Wissen aus über 35 Jahren Praxis am isb Wiesloch. Tatsächlich ist die Masse an Dokumenten und Medien immens und entsprechend vielfältig, sodass es sich um eine lohnende Informationsquelle im Berufseinstieg wie für die spätere Praxis handelt. Allerdings ist es empfehlenswert, die Sammlung mit gezielten Suchbegriffen oder Anliegen zu nutzen, da man sonst allzu leicht den Überblick verliert. Außerdem sind einige Materialien nur nach (kostenloser) Registrierung verfügbar.
Eine ähnlich lohnende und umfassende Quelle an Informationen bietet der Persönlichkeits-Blog von Roland Kopp-Wichmann. Die Besonderheit liegt hier in der starken Praxisnähe: Der erfahrene Coach bespricht Fälle aus seiner langjährigen Praxis, zeigt die Problemlage und den Coaching-Prozess auf – dabei wird auch deutlich, dass nicht jedes Coaching endet wie erwünscht, sondern jede Begleitung einen ganz anderen Lauf nehmen kann. Diese Perspektive ist nicht nur sehr interessant, sondern auch erhellend für alle, die am Anfang ihrer Karriere stehen.
YouTube ist zwar im Allgemeinen eine der meistgenutzten Informationsquellen, doch an seriösen und tatsächlich informativen, deutschsprachigen Inhalten zum Thema Business-Coaching herrscht auffallender Mangel. Möglicherweise liegt es am Aufwand, einen guten Clip zu produzieren oder an der Materie selbst, die sich besser beschreiben bzw. mündlich erklären lässt (wozu die Stimme ausreicht – und damit ein Podcast, siehe unten).
Dennoch gibt es beispielsweise den empfehlenswerten YouTube-Kanal von Prof. Dr. Uwe Kanning, der zur Wirtschaftspsychologie forscht und dabei öfters seinen Blick auf das Coaching richtet. Die Clips sind eingängige, auch kurzweilige, und durch Grafiken und Präsentationen unterstützte Exkurse zur (Wirtschafts-)Psychologie und ihrer Anwendbarkeit. Dabei werden auch kritische bzw. kontroverse Themen aufgegriffen und wissenschaftlich eingeordnet. Zwar wird Coaching nicht immer direkt angesprochen, aber das Gesagte betrifft unmittelbar die Arbeitswelt des Coachs. Für angehende Coaches ein zugänglicher Einstieg in komplexe Themen und Theorien, für alle anderen ein sinnvolles „Nachschauwerk“.
Ebenfalls empfehlenswert ist der Kanal des Deutschen Bundesverbands Coaching e.V. (DBVC). Hier sind insbesondere Aufnahmen von Vorträgen namhafter Coaches auf Coaching-Kongressen zu finden sowie einige Interviews. Da es sich dabei i.d.R. um Keynotes handelt, die aktuelle/relevante Themen und Entwicklung des Coachings und des Coaching-Markts aufgreifen, geben diese Clips gerade Coaching-Anfängerinnen und -Anfängern einen guten Überblick. Leider wird die Aufnahmequalität an manchen Stellen nicht der hohen inhaltlichen Qualität der Clips gerecht.
Wie angedeutet sieht die Situation bei Podcasts als Informationsquelle besser aus. Eine ausführliche Übersicht und Darstellung einschlägiger Podcasts findet sich im Hauptbeitrag „Coaching-Podcasts“ des Coaching-Newsletters (www.coaching-newsletter.de, Ausgabe Mai 2021). Darunter u.a. der ICF-Podcast: In jeder Folge spricht ein Experte bzw. Forscher zu seinem Fachthema, z.B. zu seinem besonderen Coaching-Arbeits- oder Forschungsschwerpunkt. Für alle, die neu sind im Beruf Coach, ist das eine Möglichkeit, an der laufenden Entwicklung teilzuhaben. Allerdings gibt es eher wenig, das auf die spezifische Situation des Berufseinstiegs zielt. Das bietet der Podcast Business-Coaching and more von Dr. Christopher Rauen und Andreas Steinhübel, in einigen Folgen auch explizit. Der Podcast greift dabei Themen aus dem Berufsalltag auf, die durch die beiden Coaching-Experten eingeordnet und durch Praxisbeispiele anschaulich gemacht werden. Den zuvor erwähnten Persönlichkeits-Blog von Kopp-Wichmann gibt es auch als Podcast.
Der jüngste hier genannte Podcast ist New Workload der Coaches Daniel Thieme und Prof. Dr. Björn Peters. Er sticht insofern heraus, als dass hier programmatisch versucht wird, komplexe Themen mit Popkultur greifbar zu veranschaulichen. So werden z.B. Führungsrollen und -persönlichkeiten anhand der Raumschiff-Captains aus „Star Trek“ erläutert. Das funktioniert überraschend gut – und ist sehr unterhaltsam.