Beruf Coach

Erste Schritte im Beruf Coach. Teil 2

Positionierung und Marketing

Ist eine Coaching-Ausbildung absolviert und der Wunsch, als Coach praktisch tätig zu werden, gefestigt, stellen sich vielfältige Fragen. Diese betreffen Themen wie Versicherungspflichten und Finanzierungsmöglichkeiten, wie im ersten Teil dieses Beitrages (erschienen in Ausgabe 2/2021) dargestellt wurde. Ebenso dürften sich Coaching-Einsteiger fragen: Wie positioniere ich mich im Markt? Welchen Zielgruppen möchte ich mich primär widmen und wie erreiche ich diese?

12 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 3 | 2021 am 08.09.2021

Man möchte als Coach arbeiten und hat erfolgreich eine Coaching-Ausbildung absolviert – und jetzt? Wie geht es weiter, was sind die „ersten Schritte“ im Beruf als Coach? Dieser zweiteilige Beitrag möchte hierfür eine Hilfestellung und Orientierung bieten. Der erste Teil (erschienen in Ausgabe 2/2021) beschäftigte sich mit formalen Fragen der Unternehmensgründung, wie unter anderem den sehr spezifischen und nicht leicht zu durchschauenden Voraussetzungen der Freiberuflichkeit bzw. den Möglichkeiten, die man bei der Anmeldung eines Gewerbes (Kleinunternehmerregelung) hat. Ein anderer Aspekt des ersten Teils widmete sich Finanzierungsmöglichkeiten der Selbstständigkeit. Wer wie seine Selbstständigkeit anmelden kann und welche Zuschüsse einem dabei zustehen, hängt von vielen individuellen Faktoren ab, weshalb die Nutzung der Informationsstellen (z.B. existenzgruender.de) empfehlenswert ist.

Der nun folgende zweite Teil befasst sich mit den Fragen der Positionierung als Coach im großen, undurchsichtigen Coaching-Markt, der Definition von Ziel- und Klientengruppen und damit verbunden der Gewinnung von Klientinnen und Klienten.

Die Positionierung als Coach

Ohne Klientin bzw. Klienten kein Coaching. Das mag trivial klingen, aber Coaching besteht letztlich aus der Beziehung und Interaktion zweier Menschen – und die eine Person bezahlt die andere hierfür: Es ist auch ein Geschäft, ein Beruf, von dem man leben möchte. Von Coaching zu leben, ist zwar durchaus möglich, allerdings sollten Berufseinsteiger ihre Erwartungen hinsichtlich des Einkommens realistisch einschätzen. Gemäß der Coaching-Marktanalyse 2020 hängt die Erwerbssumme stark von der Coaching-Erfahrung ab (Rauen, 2020):

  • Coaches mit weniger als fünf Jahren Coaching-Erfahrung
    Jahreseinkommen: 74.394 Euro, davon durch Coaching erwirtschaftet: 29,57 Prozent, Coaching-Stundensatz: 134,49 Euro
  • Coaches mit mehr als 15 Jahren Coaching-Erfahrung
    Jahreseinkommen: 136.282 Euro, davon durch Coaching erwirtschaftet: 41,79 Prozent, Coaching-Stundensatz: 214,53 Euro

Entsprechend ist Coaching für sehr viele Personen nicht die einzige Einnahmequelle, wie die Marktanalyse weiter ausführt: Zwar wird die meiste Arbeitszeit für Coachings aufgebracht (27,77 Prozent der Arbeitszeit), doch daneben werden in aller Regel Dienstleistungen wie Training (13,85 Prozent), Beratung (10,35 Prozent) und Organisationsentwicklung (7,21 Prozent) angeboten (ebd.). 

Als Berufseinsteiger ist es sinnvoll, diesen Umstand bei der Wahl des Arbeitsbereichs mitzudenken: Sind in meiner Zielgruppe auch Trainings einsetzbar oder kann ich hier Beratungsleistungen – oder andere Dienstleistungen – erbringen? Inwiefern die Option gegeben ist, hängt stark vom gewählten Arbeits- und Klientenbereich ab: Eine Privatperson, mit der man ein Karriere-Coaching durchführt, ist sicherlich nicht an Organisationsentwicklung interessiert, an einem Bewerbungstraining hingegen schon. Zu beachten ist jedoch, dass der Coach erstens entsprechende Qualifikationen und Kompetenzen haben muss, um anderweitige Angebote zu machen. Zweitens gilt es, nur dann weiterführende Angebote (ergebnisoffen) zu unterbreiten, wenn im Coaching-Prozess entsprechende Entwicklungsbedarfe und Anliegen entdeckt und angesprochen wurden – Coaching ist eine zeitlich beschränkte Maßnahme, die auf das Wohl und Anliegen des Klienten zielt (Ebermann, 2020).

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