Wissenschaft

Vertrauensaufbau im videobasierten Coaching

Vertrauensfördernde Aktionsfelder des Coachs

Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich das videobasierte Online-Coaching etabliert. Die zuvor weitverbreitete Annahme, im Online-Coaching sei der Aufbau einer guten und von Vertrauen geprägten Arbeitsbeziehung nicht möglich oder zumindest deutlich erschwert, wurde offenbar weitgehend widerlegt. An ihre Stelle ist stattdessen die Frage getreten, inwieweit die Beziehungsgestaltung via Online-Kommunikation eines angepassten Vorgehens bedarf. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie der Vertrauensaufbau im videobasierten Coaching gelingt, und identifiziert entsprechende Aktionsfelder für Coaches.

12 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 2 | 2024 am 15.05.2024

Mit neuen medial gestützten Coaching-Formaten gehen Veränderungen in der Kommunikation zwischen Coach und Klient und im Coaching-Prozess einher (Berninger-Schäfer et al., 2018). Medien wie E-Mail oder Videoübertragung beeinflussen die Vertrauensbildung (Fladnitzer & Grabner-Kräuter, 2006). Es kann nicht abgestritten werden, dass Vertrauensaufbau über Videogespräche herausfordernder ist als über das direkte Präsenz-Setting (ebd.). Fragen entstehen, wie sich Vertrauen im Rahmen von Videogesprächen entwickelt, welche Voraussetzung zur Vertrauensentwicklung notwendig sind und wie Vertrauen unter den Bedingungen virtueller Einflüsse gefördert werden kann. Zentral für die Beantwortung der Problemstellung ist folgende Forschungsfrage, der im Rahmen der Masterarbeit der Autorin dieses Beitrages nachgegangen wurde: Wie entwickelt sich Vertrauen im videobasierten Coaching?

Auf einen Blick

  • Die Gestaltung einer von Vertrauen geprägten Arbeitsbeziehung bedarf im videobasierten Online-Coaching eines angepassten Vorgehens und fällt zeitintensiver aus als im Präsenz-Setting.
  • Wesentliche Aktionsfelder, die Coaches mit dem Ziel der Vertrauensförderung bearbeiten können, lauten: Vertrauenswürdigkeit, -atmosphäre und -handlung.
  • Konkret kann Coaches u.a. empfohlen werden, im Erstkontakt in den Vertrauensvorschuss zu gehen, eine starke Präsenz zu zeigen und Klienten gut auf Online-Sitzungen vorzubereiten.

Bisher existieren nur wenige empirische Erkenntnisse zu Entstehungsfaktoren von Vertrauen im virtuellen Kontext und im Rahmen der Vertrauensforschung wurde bis dato nur geringfügig zu diesem neuen, spezifischen Forschungsfeld gearbeitet (Eichenlaub, 2010). Studien (z.B. Yakovleva et al., 2010) belegen, dass Aspekten wie der Kompetenz des Gegenübers oder dem Einhalten von Vereinbarungen und Regeln sowie zeitnahe Rückmeldungen eine größere Bedeutung zukommt.

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Literatur

Berninger-Schäfer, E.; Meyer, P. & Geißler, H. (2018). Online-Coaching. Wiesbaden: Springer.

Eichenlaub, A. (2010). Vertrauensaufbau bei virtueller Kommunikation durch Ähnlichkeitswahrnehmung. Wiesbaden: Gabler.

Fladnitzer, M. & Grabner-Kräuter, S. (2006). Vertrauen als Erfolgsfaktor virtueller Unternehmen. Wiesbaden: DUV.

Grünberg, P. (2014). Vertrauen – Ein interdisziplinärer Zugang. In P. Grünberg (Hrsg.), Vertrauen in das Gesundheitssystem (S. 45–172), Wiesbaden: Springer

Haasis, K. (2018). „Skype“ und „Google Docs“ als Freestyle-Coaching-Plattform. In J. Heller, C. Triebel, B. Hauser & A. Koch (Hrsg.), Digitale Medien im Coaching (S. 35–47), Berlin, Heidelberg: Springer.

Neukom, M.; Schnell, K. & Boothe, B. (2011). Die Arbeitsbeziehung im Coaching – ein Stiefkind der Forschung. OSC, 18(3), S. 317–332.

Rogers, C. R. (2014). Die nicht-direktive Beratung. Frankfurt a.M.: Fischer.

Yakovleva, M., Reilly, R. R. & Werko, R. (2010). Why do we trust? The Journal of Applied Psychology, 95(1), S. 79–91.

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