Coaching-Prozesse zeichnen sich durch eine Vielfalt an Methoden aus. Oft werden dabei Zugänge verwendet, die sich eher auf der Ebene der Reflexion befinden – z.B. das Reflektieren über die eigenen beruflichen Ziele, das Formulieren der eigenen Werte – oder aber Zugänge, die psychische Dynamiken offenlegen und verändern. Mehr und mehr finden auch Achtsamkeitsmethoden Zugang in den Kanon der Coaching-Verfahren. Achtsamkeitsübungen gehen oft mit einem Fokus auf die Körperwahrnehmung einher, sei es durch das Fühlen verschiedener Körperstellen wie beim sogenannten Bodyscan oder durch das Wahrnehmen der Atmung im Bereich der Nase. Diese Übungen helfen dabei, einen wohlwollenden Abstand zu den eigenen Erfahrungen einzunehmen und dadurch besser und konstruktiver mit Herausforderungen umzugehen. Die so kultivierte Körperwahrnehmung kann ein wertvolles Werkzeug im Umgang mit schwierigen Situationen sein. Und sie kann – bei regelmäßiger Übung – ein wertvoller Zugewinn für die gesundheitsorientierte und nachhaltige Gestaltung des Arbeitsalltages sein.
Doch warum ist es überhaupt hilfreich, individuelle Herausforderungen auf der Ebene der Körperwahrnehmung zu betrachten und zu bearbeiten? Und wie kann ein körperorientierter Coaching-Prozess konkret funktionieren? Im Folgenden werden im ersten Schritt theoretische Positionen zusammengetragen, die Erklärungen dafür anbieten. In einem zweiten Schritt werden anhand des Beispiels einer selbstständig arbeitenden Klientin konkrete Werkzeuge aufgezeigt, mit denen in einer körperorientierten Beratungssituation gearbeitet werden kann.
Die Embodiment-Forschung hat einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet, dass der Körper in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen nicht länger als neutrales, materielles Gefäß für ein (geistig verfasstes) Bewusstsein konzeptualisiert wird. Vielmehr trug diese Forschung dazu bei, Konsens darüber herzustellen, dass jede Erfahrung – sei sie kognitiv, emotional oder physisch – vom Körper beeinflusst beziehungsweise immer auch ein „körperlicher“ Prozess ist. Nicht nur Psyche und Glaubenssätze beeinflussen den Körper, sondern die körperliche Verfassung wirkt sich auch auf die psychische Verfassung und die kognitiven Fähigkeiten aus (siehe für einen Überblick Storch et al., 2017).
Das bedeutet, dass der Umgang mit Problemen analog zu Top-down- und Bottom-up-Ansätzen aus zwei Richtungen erfolgen kann: zum einen über den Bereich des Verstehens und Reflektierens. Diese Prozesse nehmen dann auch einen Einfluss auf emotionale und physiologische Prozesse. Zum anderen über die Arbeit mit der Körperwahrnehmung: Wenn die physiologische und emotionale Selbstregulationsfähigkeit verbessert wird (also Stress abgebaut werden kann, negative Gefühle gesteuert werden können), dann nimmt das auch Einfluss auf die Reflexions- und Problemlösungsfähigkeit.
Daher macht es Sinn, sich neben den Ebenen von Psyche und Reflexion im Coaching auch auf die Ebene des Körpers zu begeben. Hier kann durch die Praxis von Achtsamkeitsübungen und die Etablierung der Fähigkeit, den eigenen Körper wahrnehmen zu können, eine alltagstaugliche Grundlage geschaffen werden, die ermöglicht, Herausforderungen, Probleme und Belastungen mit einem urteilsfreien Blick zu betrachten und aus einer entspannten, ressourcenorientierten Grundhaltung heraus konstruktiv mit ihnen umzugehen. Doch wie bewirkt die Fähigkeit der Körperwahrnehmung einen besseren Umgang mit herausfordernden Situationen?
Der Psychologe Dr. Boris Bornemann arbeitet in seiner Dissertation heraus, dass die Fähigkeit der Interozeption (Körperwahrnehmung) fundamental zu emotionalem Gleichgewicht und einer positiven Regulierung des Nervensystems und damit des individuellen Stressempfindens beiträgt. Bornemann untersuchte im Verbundprojekt ReSource am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig über neun Monate hinweg die Effekte kontemplativer Praktiken auf die Körperwahrnehmung und die körperliche und psychische Verfassung der Studienteilnehmenden. Er stellte fest, dass meditative kontemplative Techniken dazu beitragen, diese Körperwahrnehmungsfähigkeit zu schulen. Ein solches regelmäßiges Praktizieren von Achtsamkeitsübungen, die sich auf Körperwahrnehmung beziehen, führt – einfach zusammengefasst – dazu, dass sich die eigene Selbstwahrnehmungs- und Selbstregulationsfähigkeit und damit der eigene Umgang mit und das Erleben von Stress verbessert (Bornemann, 2017).
Auch einige therapeutische Ansätze aus dem Kanon der humanistischen Psychotherapie arbeiten mit der Körperwahrnehmung: beispielsweise die Methode des Focusing oder die körperorientierte Psychotherapie. Beide stellen Zugänge zu Problemen und Lösungsstrategien über die Wahrnehmung von Körperempfindungen her. Darüber hinaus verwenden auch körperorientierte traumatherapeutische Ansätze die Fähigkeit zur Körperwahrnehmung (felt sense), um ein grundlegendes Gefühl von Sicherheit zu etablieren – eine Erfahrung, die ermöglicht, die individuelle Umgebung und Kontakte als wohlwollend und vorhersehbar wahrzunehmen. Die Polyvagal Theory beispielsweise stellt einen Zusammenhang zwischen einem gut regulierten Nervensystem und einem solchen Wahrnehmen von Sicherheit her (Porges, 2011). Die Methode des Somatic Experiencing verwendet als zentralen Zugang zum Auflösen traumatischer Erfahrungen ebenfalls diesen felt sense. Hier wird zunächst ein Zugang zu positiven Körperempfindungen hergestellt und dann mit einem Oszillieren der Aufmerksamkeit zwischen unangenehmen (traumabezogenen) Körperempfindungen und angenehmen Empfindungen gearbeitet – mit dem Ziel, die unangenehmen Empfindungen als weniger belastend zu erleben und sie im Alltag handhabbarer zu machen (Levine, 2005; Brom et al., 2017).
Selbstverständlich geht es im Coaching und in der Beratung nicht um die Bearbeitung traumatischer Inhalte, doch auch als Intervention bei alltäglichen Problemstellungen (Stress, Überforderung) beziehungsweise als präventive Maßnahme können ein solches Kultivieren der Körperwahrnehmung, das Entwickeln eines Zuganges zu angenehmen Orten im Körper und das Oszillieren zwischen negativen und positiven Körperempfindungen hilfreich und dienlich sein. Denn nicht nur traumatische Erfahrungen hinterlassen das Gefühl von Kontrollverlust und Überforderung – auch Stress und berufliche Belastung lösen ein Wahrnehmen der Umgebung aus, das sich durch Unübersichtlichkeit und Überforderung auszeichnet. Nicht selten gehen damit körperliche Symptome wie Anspannungen, Nervosität, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen einher.
Auch im Rahmen der Resilienzarbeit, die eher eine präventive, unterstützende Qualität hat, kann ein ähnliches Vorgehen hilfreich sein. Resilienzarbeit ist grundsätzlich geprägt von einer salutogenetischen Ausrichtung – also einer Ausrichtung auf Ressourcen und Stärken zum Erhalt oder Wiederherstellen der psychischen und physischen Gesundheit (Antonovsky, 1979). In dieser Ausrichtung ist auch das Kultivieren von Ressourcenorten im Körper anzusiedeln. Der Psychologe Dr. Rick Hanson (2018) beschreibt eindrücklich, wie zentral eine regelmäßige, absichtsvolle Ausrichtung auf positive Erfahrungen ist. Er empfiehlt das Stärken der Erfahrung von Ressourcen, indem positiven Emotionen und Körperempfindungen bewusst Aufmerksamkeit geschenkt wird, um sie im eigenen Erfahrungsspektrum zu verankern und den Zugang zu ihnen zu automatisieren. Auch er empfiehlt ein gleichzeitiges Wahrnehmen angenehmer und unangenehmer Empfindungen, um stressbeladene Situationen und Erfahrungen handhabbarer werden zu lassen. Der oft vorherrschende Fokus auf das Negative wird so um einen gestärkten Fokus auf positive Elemente der eigenen Erfahrung erweitert. Dadurch, so Hanson, werden die individuelle Lebensqualität und Resilienz gestärkt (ebd.).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Fähigkeit, den eigenen Körper gut wahrnehmen zu können, in herausfordernden oder belastenden Situationen auf mehreren Ebenen hilfreich ist: Durch eine grundlegende achtsame Haltung der eigenen Erfahrung gegenüber kann zunächst ein wohlwollender Abstand zu ihr eingenommen werden und die Identifikation mit ihr verringert werden. Darüber hinaus hilft die Fähigkeit zur Körperwahrnehmung dabei, die eigene Selbstwahrnehmung und – ganz zentral – die eigene Selbstregulationsfähigkeit zu verbessern. Die Fähigkeit zur Körperwahrnehmung stellt ein alltagsnahes Werkzeug dar, das hilft, Ressourcen und Stärken zu kultivieren und sie so zu verwenden, dass sie helfen, unangenehme Erfahrungen handhabbarer zu machen.
Eine Klientin kommt zur körperorientierten Beratung. Sie ist selbstständig und arbeitet alleine von zuhause aus. Sie muss ihren Tagesablauf selbst strukturieren. Zu ihren Aufgaben gehören anspruchsvolle inhaltliche Tätigkeiten, Kundenkontakt und die Verwaltung ihrer Selbstständigkeit. In letzter Zeit leidet sie unter starken Überforderungsgefühlen: Auf der einen Seite wertschätzt sie, dass sie zahlreiche Aufträge hat, auf der anderen Seite fühlt sie sich während ihres Arbeitstages oft müde und überlastet. Sie hat bereits ein Coaching zu ihrer karrierestrategischen Ausrichtung und ihren beruflichen und persönlichen Zielen durchgeführt, das ihr zu einem stärkeren Fokus und einer stringenten inhaltlichen Ausrichtung bei der Auswahl von Kunden und Aufträgen verholfen hat. Dennoch fühlt sich die Menge und Diversität an täglichen Aufgaben oft überwältigend an und sie beendet ihren Arbeitstag mit einem Gefühl der Erschöpfung und oft mit dem Fazit, nicht genug geschafft zu haben.
In einer solchen Situation kann mit einem zweistufigen Prozess gearbeitet werden: Im ersten Schritt kann die Klientin mit Unterstützung des Coachs üben, einen Zugang zu ihrer Körperwahrnehmung zu schaffen. Begonnen wird mit einfachen Übungen wie dem Fühlen der Handflächen und Fußsohlen. Sie übt, die Empfindungen dort wertfrei wahrzunehmen, ohne sie verändern zu wollen. Handflächen und Fußsohlen sind gute Startpunkte, da die meisten Menschen es gewohnt sind, beim Anfassen von Dingen oder beim Barfußgehen, die Beschaffenheit eines Objektes oder des Bodens wahrzunehmen. Diese Körperbereiche sind also schon sensibilisiert, sodass ein Fühlen der Empfindungen an Handflächen und Fußsohlen leichter fällt. Gleichzeitig fühlen sich diese Körperbereiche für viele Menschen recht neutral an – verglichen z.B. mit dem Bauchraum oder dem Hals sind weniger emotionale Assoziationen und Reaktionen an Handflächen und Füße gekoppelt. Nachdem die Klientin einen stabilen Zugang zur Wahrnehmung der Handflächen und Fußsohlen etabliert hat, weitet sie ihre Wahrnehmungsfähigkeit auf andere Körperbereiche aus, bis sie dazu in der Lage ist – analog zum Bodyscan (der im Rahmen der etablierten Achtsamkeitsmethode Mindfulness Based Stress Reduction unterrichtet wird) –, ihren ganzen Körper „von innen“ wahrzunehmen, also die Fähigkeit der Interozeption entwickelt hat.
Wie lange die Etablierung dieser Interozeptionsfähigkeit dauert, variiert stark. Haben Personen Vorerfahrung in einer eher wahrnehmungsorientierten Bewegungstechnik, fällt der Zugang oft leichter. Unterstützt werden kann dieser Prozess hervorragend durch einfache, zugängliche Bewegungsübungen, die keine starke Konzentration für ihre Ausführung erfordern, sondern bei denen die Aufmerksamkeit vielmehr auf die Körperwahrnehmung gelegt werden kann. Bewegungsübungen eignen sich deswegen so gut, weil sie einen Unterschied in den Körperempfindungen auslösen: Die Dehnung der Beinrückseite ermöglicht das Wahrnehmen eines Ziehens, von Wärme, eines Kribbelns in dem gedehnten Bereich. Besonders gut eignen sich auch Übungen, die erst auf der einen Seite durchgeführt werden (z.B. eine Übung mit dem rechten Fuß und Bein) und einen Moment des Wahrnehmens beinhalten, bevor dann die andere Seite bearbeitet wird. Hier ist oft ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Körperseiten fühlbar. Diese Fähigkeit zur Interozeption trägt – wie eingangs erläutert – maßgeblich zu einem besser regulierten Nervensystem bei und verhilft zu einem größeren Vermögen, die eigenen Zustände zu regulieren. Damit erfolgt ein stärkeres Empfinden von Sicherheit und von Handhabbarkeit in Bezug auf Anforderungen.
Mit Etablierung dieser Fähigkeit kann die Klientin interozeptiv ihren Körper nach Wohlgefühl absuchen. Dieses Wohlgefühl muss nicht stark oder besonders auffällig sein, es kann beispielsweise eine angenehme Wärme in den Füßen sein oder ein Gefühl von Kraft in den Oberschenkeln, ein Gefühl von Weite im Bauchraum oder ein Kribbeln in den Handflächen. Hat die Klientin einmal Zugang zu diesem Gefühl, verweilt sie dort mit ihrer Aufmerksamkeit. Nach einiger Zeit kann sie dazu übergehen, dieses Gefühl etwas größer werden zu lassen, als würde es seinen Radius erweitern. Dieser Zugang kann im Alltag als Anker verwendet werden. Wenn beispielsweise Druck oder Stress zu groß werden, kann ein solcher Ressourcenort in der eigenen Körperwahrnehmung aufgesucht und für einige Minuten erforscht werden.
Ist dieser Zugang zu angenehmen Körperempfindungen gestärkt, kann die Klientin damit beginnen, Stellen im Körper zu erforschen, die mit ihrem Überlastungs- und Erschöpfungsgefühl zusammenhängen. Sie kann üben, auch diese wertfrei wahrzunehmen. Dadurch tritt sie in eine leichte Distanz zu diesen Empfindungen. Sie analysiert die dazugehörenden Emotionen nicht, sondern konzentriert sich auf die Ebene der Körperwahrnehmung. Die Erschöpfung zeigt sich vielleicht durch einen Druck im Stirnbereich, durch trockene Augen oder eine Schwere in Schultern und Armen. Die Klientin bekommt Zeit, um mit diesen Empfindungen vertraut zu werden, ohne sie zu bewerten oder verändern zu wollen.
Ist diese neutrale, achtsame Haltung der Klientin gegenüber ihren Empfindungen stabilisiert, kann im zweiten Schritt an einer positiven Veränderung gearbeitet werden. So kann nun ein abwechselndes Wahrnehmen der angenehmen und unangenehmen Empfindungen erfolgen – angeleitet legt die Klientin ihre Aufmerksamkeit abwechselnd auf den Ressourcenort im Körper, dann auf den unangenehmen Ort. Die Übung sollte immer mit dem Verweilen beim Ressourcenort abgeschlossen werden. Dieses aus dem Somatic Experiencing entlehnte Oszillieren kann die Schärfe der unangenehmen Empfindungen abschwächen, sie also handhabbarer und weniger dominant erscheinen lassen. Gelingt es der Klientin, kann sie abschließend beide Orte gleichzeitig wahrnehmen. Hier kann das Bild von zwei Bäumen hilfreich sein, die nebeneinander wachsen und die aus der Ferne betrachtet werden. Auch danach ist es hilfreich, zum Abschluss die Aufmerksamkeit noch einmal auf den Ressourcenort zu legen.
Aus diesen Übungen kann die Klientin Bausteine für die Gestaltung einer Alltagspraxis mitnehmen: Zum einen die Übung einer neutralen Wahrnehmung der eigenen Körperempfindungen, indem sie z.B. täglich den Bodyscan oder eine Atemmeditation praktiziert. Darin enthalten ist dann immer auch die Fähigkeit, Spannungen und Schmerzen mit einem wohlwollenden Abstand wahrzunehmen. Zudem kann sie es sich zur Gewohnheit machen, mehrmals am Tag einen angenehmen Ort im eigenen Körper zu fühlen und damit die oben beschriebene Verankerung von Ressourcen in der eigenen Aufmerksamkeit vollziehen.
Ein sinnvoller komplementärer Baustein zu einer solchen Alltagspraxis ist eine Übung, die regelmäßig eine ehrliche Bestandsaufnahme der eigenen derzeitigen inneren Verfassung vornimmt und dann – im Rahmen der Möglichkeiten – eine Tätigkeit auswählt, die gut zu dieser inneren Verfassung passt. Dafür übt die Klientin mehrmals täglich eine kurze Meditation, bei der sie ihre Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen so beobachtet, als würde sie aus einem Fenster auf eine Landschaft blicken, die aus diesen drei Komponenten besteht. Sie nimmt urteilsfrei wahr, welche Tätigkeit dieser inneren Landschaft im Moment entspricht. Diese Übung mehrmals am Tag zu machen, verhilft dazu, die eigenen Kapazitäten gut einzuschätzen und ihnen entsprechend zu handeln. Natürlich ist es der Klientin nicht in jedem Moment möglich, sich auszusuchen, was als nächstes getan werden muss. Dennoch kann sie durch diese Übung ein klareres Gefühl zu ihrer Verfassung etablieren und tendenziell öfter Arbeitsschritte so einrichten, dass sie mit mehr Leichtigkeit ausgeführt werden können. Sie kann beispielsweise inhaltliche Aufgaben auf den Morgen legen, wenn sie sich da meist ausgeruhter fühlt, und das Abarbeiten der E-Mails auf kurz vor dem Mittagessen etc. Und sie kann einen solchen Ablauf im Rahmen des Möglichen anpassen, wenn sie beispielsweise schlecht geschlafen hat oder sich erschöpft fühlt.
Diese Übung ist auch deswegen so hilfreich, weil sie eine Vorstellung schwächt, die der Selbstfürsorge, der Resilienz und der Achtsamkeit so oft anhaftet: Dass es darum gehe, sich stark und unverwundbar zu machen, um belastbarer zu werden und damit produktiver und effizienter zu sein. Diese Übung und darüber hinaus auch die Grundhaltung einer achtsamen Körperpraxis zielen vielmehr darauf ab, die eigenen Kapazitäten und Grenzen dauerhaft gut einschätzen zu können und, wenn möglich, kohärent zu diesen Kapazitäten und Grenzen zu handeln. Natürlich verbessert diese ressourcenorientierte, urteilsfreie Haltung das eigene Regulationsvermögen und führt auch zu mehr Belastbarkeit und Produktivität. Aber diese Wirkung wird nicht als Werkzeug zur Selbstoptimierung eingesetzt.