Das antike Orakel in Delphi soll einst gefragt worden sein, wer der weiseste Mensch sei. Die Antwortlautete: „Der Weiseste von allen ist Sokrates.“ Als Sokrates davon hörte, soll er gesagt haben, dass er das nicht verstehen könne, da er doch wisse, dass er nichts wisse. Wie ist dieses vermeintliche Paradoxon zu verstehen? Die philosophischen Gespräche, die wir aus den überlieferten Schriften von Platon kennen, zeigen: Jemand behauptet, ein klares Verständnis oder Wissen über etwas zu haben, und Sokrates bringt ihn mit Fragen dazu, zuzugeben, dass er es doch nicht weiß. Sokrates benutzt diese Methode nicht, um seine eigene Vorstellung voranzubringen und sein Gegenüber zu belehren. Die Dialoge enden stattdessen oft in einem Zustand des Nicht-Wissens, einer sogenannten Aporie. Dieser Zustand kann genutzt werden, um neu über etwas nachzudenken.
Auf einen Blick
Ein neues Verständnis einer Sache wird erst möglich, wenn man erkennt, dass das bisherige Verständnis fehlerhaft oder unvollständig ist. Durch seine Fragen hilft der Philosoph Sokrates seinem „Klienten“, über eine Sache neu nachzudenken, um sie besser zu verstehen. Er ist damit in gewisser Weise „Geburtshelfer“ für die Erkenntnisse und Lösungen seines Gesprächspartners. Diese Situation findet sich auch im heutigen Business-Coaching wieder. Der Coach ist kein Experte in der Domäne des Klienten und kann daher keine sachbezogenen Ratschläge geben. Er kann jedoch auf ungeprüfte Annahmen hinweisen und helfen, einschränkende Glaubenssätze zu hinterfragen. Dadurch entwickelt der Klient ein besseres Verständnis seiner Situation und der damit verbundenen Herausforderungen.
Dieses neue Verständnis hilft, neue Ideen zu generieren und neue Wege aus einer festgefahrenen Situation zu finden. Insofern ist ein Business-Coach in ähnlicher Weise „Geburtshelfer“ wie Sokrates – nicht, obwohl er nichts weiß, sondern genau deshalb, weil er nichts weiß.
Die Besonderheit philosophischer Fragen liegt darin, dass es oft keine endgültigen Antworten gibt. Es geht darum, Annahmen kritisch zu hinterfragen und verschiedene Perspektiven zu betrachten, um sich dann selbst die im Augenblick passendste Antwort zu geben. Diese Situation findet sich auch bei Managern: Herausforderungen im Geschäftsleben sind oft nicht mehr so einfach, dass man das Problem nur analysieren müsste, um dann die richtige Lösung zu finden und diese auf ähnliche Situationen zu übertragen. Die Welt ist komplex, manchmal sogar chaotisch, und viele erleben eine tiefe Verunsicherung, manchmal auch Angst. Manager müssen dennoch Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, die oft immense Tragweite haben.
Ein Business-Coach kann hier unterstützen. Er untersucht mit seinem Klienten neue Denkansätze, um zu einer klareren Perspektive zu gelangen. Wie macht er das? Er nimmt sein Nicht-Wissen als Ausgangsbasis und stellt Fragen, die den Klienten zum Nachdenken bringen, und hört diesem sehr genau zu. Dann fragt er wieder nach, hört wieder genau zu, fragt wieder nach … Dieses genaue Zuhören und präzise Nachfragen – kombiniert mit einer Haltung des Nicht-Wissens – ist die Grundlage philosophischen (sokratischen) Denkens. Der Coach lässt sich erklären, was der Klient zu einem Thema denkt, hinterfragt die Annahmen des Klienten, macht auf Widersprüche aufmerksam und bietet andere Perspektiven an. Dadurch unterstützt er den Klienten, Klarheit und Erkenntnisse zu gewinnen, die er im Grunde bereits in sich trägt. Sokrates selbst nannte sein Vorgehen vor diesem Hintergrund „Hebammenkunst“ (Mäeutik).
Die westliche Philosophie und Wissenschaft, wie wir sie heute kennen, hatten ihren Ursprung etwa 600 v. Chr. in den griechischen Stadtstaaten, insbesondere der Hafenstadt Milet. Eine Gruppe von Denkern (später als „Vorsokratiker“ bezeichnet) versuchte, die Natur und ihre Phänomene nicht länger durch Mythen zu erklären, in denen das Schicksal der Menschen auf göttliche Wesen und deren übernatürliche Kräfte zurückgeführt wurde. Stattdessen wollten sie die Welt, ihren Ursprung und ihre Gesetzmäßigkeiten mit Hilfe des eigenen Verstandes erkennen – das Streben nach verstandesmäßiger Erkenntnis begann. Auch wenn die Vorstellungen dieser frühen Denker aus heutiger Sicht rudimentär und falsch sind, waren sie der Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung des (westlichen) Denkens. Sehr viel später, nach einem langen Rückfall in die religiösen Verwirrungen des „dunklen“ Mittelalters, hatten Denker wieder den Mut, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen, wie von Immanuel Kant postuliert.
Die frühen Naturphilosophen versuchten zu verstehen, was die rationalen und naturgemäßen Ursachen der Dinge sind und „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Mit Sokrates (469–399 v. Chr.) und dessen Schüler Platon (427–347 v. Chr.) begann die klassische Periode der griechischen Philosophie. Sokrates führte einen radikalen Wandel in der philosophischen Methode und den Schwerpunkten der Untersuchung herbei. Er konzentrierte sich auf ethische Fragen und die Suche nach Definitionen moralisch-ethischer Begriffe. Seine Methode des ständigen Hinterfragens und kritischen Denkens, bekannt als die „sokratische Methode“, hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die nachfolgende Philosophie. Diese Entwicklung wird als die „sokratische Wende“ bezeichnet. Es geht darum, durch Fragen die blinden Flecken im vermeintlichen Wissen der Gesprächspartner aufzudecken. Nur wenn wir uns dieser Lücken bewusst sind und ehrlich anerkennen, dass wir etwas (noch) nicht wissen, können wir weiter forschen und versuchen, mehr zu verstehen.
Trotz ihrer Bedeutung führt die Philosophie oft ein Schattendasein im akademischen Betrieb und gilt als „Orchideenwissenschaft“ – schön, aber ohne praktischen Bezug. Diese Einschätzung ist jedoch nicht unbedingt richtig. Jeder beschäftigt sich immer wieder, im stillen Kämmerlein, mit den existenziellen Fragen des Lebens. Auch die moderne Technik wirft philosophische Fragen auf. Trotz der Begeisterung über die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz entstehen zwangsläufig ethische Fragen über deren Einsatz und Weiterentwicklung, um nur ein Beispiel anzuführen. Philosophie ist also nicht nur etwas für muffige Seminarräume in versteckten Fakultäten. Philosophie – verstanden als die Auseinandersetzung mit wichtigen und alltagsrelevanten Fragen – ist ein zentrales Element unseres Denkens und Strebens nach Erkenntnis.
Um zu verstehen, wie eng Coaching und praktische Philosophie zusammenhängen, hilft es, sich klarzumachen, was überhaupt eine philosophische Frage ist. Man könnte denken, dass es bei philosophischen Fragen um große oder „tiefe“ Probleme geht. Aber Tiefe ist nicht das Kriterium.
Empirische Fragen lassen sich durch Beobachtung beantworten, auch wenn dies manchmal aufwändig ist und ausgeklügelte Experimente erfordert. Ähnlich wie in den empirischen Wissenschaften beschäftigen wir uns auch im Geschäfts- und Arbeitsleben mit wichtigen Fragen, auf die es richtige Antworten gibt, die sich – vielleicht mit viel Aufwand, vielleicht nur approximativ und vielleicht auch erst in der Zukunft – bestimmen lassen (Wie viel Geld sparen oder verlieren wir, wenn wir eine Niederlassung schließen?). Wenn wir die Antworten nicht selbst finden können, engagieren wir Fachexperten, die sie uns geben sollen.
Daneben gibt es aber auch Fragen, für die es keine (wirklichen) Experten gibt. In einer Welt, die sich durch zunehmende Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität auszeichnet (VUKA), suchen wir verstärkt nach Antworten auf Herausforderungen, für die es keine richtigen oder falschen Lösungen gibt. Diese Fragen stellen uns oft vor die Aufgabe, eine eigene, für uns passende Antwort zu finden. Auch hier kann es um „große“ Themen gehen (Wie gehen wir mit der Klimakrise um?). Manchmal sind es aber auch ganz lebenspraktische Fragen (Wie gehe ich mit einem schwierigen Mitarbeiter um?). Auch wenn es sich nicht um die großen Themen der Philosophiegeschichte handelt, haben sie eine entscheidende Gemeinsamkeit: Sie sind nicht (rein) empirisch beantwortbar und damit gibt es keine Experten, die die eine „richtige“ Antwort vorgeben können. Es kann dann sinnvoll sein, einen Coach zu konsultieren.
Ein Coach weiß, dass er nicht der Experte für das Leben und die Arbeit des Klienten ist, und er tut auch nicht so, als hätte er eine Lösung für das Problem des Klienten. Ähnlich wie ein Philosoph versteht er sich – wie eingangs dargestellt – als „Geburtshelfer“, der darin unterstützt, die eigenen Erkenntnisse und Lösungen des Klienten hervorzubringen. Eine Lösung, die ein Klient für sich selbst entdeckt, wird ihn weiterbringen. Auch wenn das Problem dadurch nicht verschwindet, weiß der Klient jetzt besser, wie er damit umgehen soll.
Wenn wir anderen helfen wollen, gibt es zwei grundsätzliche Ansätze: Fixing und Serving. Beim Fixing wenden wir uns an einen Experten, der unser Problem lösen soll. „Ask, then tell“ lautet das Prinzip, nach dem hier vorgegangen wird. Der Spezialist stellt Fragen, um das Problem besser zu verstehen und uns eine hilfreiche Intervention zu empfehlen. Wissen erzeugt eine Hierarchie: Der Wissende hat etwas, das der Nicht-Wissende nicht hat.
Es gibt jedoch Herausforderungen und Fragestellungen, für die es keine wirklichen Experten gibt. Sei es, dass das Problem zu komplex oder zu unklar ist, als dass jemand eine passende Lösung nennen könnte. Oft gibt es Fragestellungen, auf die es keine richtige oder falsche Antwort gibt.
Als Coaches versuchen wir nicht, das Problem zu „fixen“ – wir wissen, dass wir keine Experten sind. Wir wollen „dienlich sein“ (Serving) und unseren Klienten einen Denkraum schaffen, der es ihnen ermöglicht, ihre eigenen Antworten und Lösungen zu finden. Dienlich sind wir, indem wir Fragen stellen, die die Klienten unterstützen, hinderliche Annahmen zu hinterfragen, neue Perspektiven zu finden und neue Lösungsideen zu entwickeln. Dienlich sind wir auch, indem wir aufmerksam zuhören – wertschätzend, aber auch kritisch –, damit unsere Klienten ihren eigenen Denkraum ausloten können (Ask, don’t tell).
Als Coaches wollen wir verstehen – wir sind interessiert und neugierig. Das können wir nur sein, wenn wir akzeptieren, dass wir etwas nicht wissen. Die Haltung des Nicht-Wissens macht Coaching für den Klienten wertvoll und ermöglicht es überhaupt erst. Daher wird das Credo „Ich weiß, dass ich es nicht weiß“ – die sokratische Grundannahme – zur Grundlage des Coachings.
Nicht-Wissen – das hört sich einfacher an, als es ist. Menschen, die in eine Coaching-Ausbildung kommen, wollen oft möglichst viele Techniken erlernen – am liebsten zusammen mit einer Liste, unter welchen Bedingungen diese angewendet werden können. Coaching ist aber weniger eine Sammlung von Techniken als eine Haltung, die sich zuallererst als Nicht-Wissen charakterisieren lässt.
Wirklich neugierig und offen für neue Antworten und Ideen zu sein, fällt besonders am Anfang schwer. Wissen hat in unserer Kultur einen hohen Stellenwert und bereits in unserer Kindheit, in der Schule, dann der Universität und später im Berufsleben werden wir darauf gedrillt, Probleme zu lösen – jemand stellt uns eine Aufgabe (ein Problem) und wir sollen sie lösen. Wir sind ausgebildete und erfahrene Problem-Fixer. Das macht Coaching so herausfordernd: Wenn jemand seinen Coach um Hilfe bittet, sein Problem schildert und vielleicht sogar explizit nach einem Rat fragt, ist es nicht einfach, in der Haltung des Nicht-Wissens zu bleiben. Auch wenn man das Fundament des Nicht-Wissens im Coaching verstanden hat und weiß, dass man dem Klienten mehr hilft, wenn man ihn beim eigenen Denken unterstützt, ist es doch ein kaum zu unterdrückender Reflex, zu wissen und zu sagen, was der Klient tun sollte, um sein Problem zu lösen. Daher gilt es, das Nicht-Wissen als Haltung zu verinnerlichen, um dem Reflex widerstehen zu können.
Neugieriges Nicht-Wissen wird nicht gerade gefördert. Derjenige, der neugierig nachfragt oder zugibt, etwas nicht verstanden zu haben, gilt häufig bestenfalls als Nervensäge oder schnell als „schwer von Begriff“ – also als dumm. Daher bemüht sich der Anfänger im Coaching oft, schnell zu verstehen, was die Herausforderungen seiner Klienten sind und was sie meinen, wenn sie z.B. sagen, sie wollen geduldiger sein. Sie haben natürlich auch schnell eine Vorstellung davon, was in der Situation des Klienten richtig wäre. Anders gesagt: Sie machen sich eines vorauseilenden Verständnisses „schuldig“. Ist es nicht überheblich, anzunehmen, man könnte die genauen systemischen Zusammenhänge, Interessen, Ängste und Ziele des Klienten innerhalb weniger Minuten verstehen? Und dann auch gleich eine Lösung für ein Problem parat zu haben, mit dem jemand schon wochen-, monate- oder manchmal jahrelang ringt?
Es sollte allerdings auch nicht verschwiegen werden, dass Nicht-Wissen „gefährlich“ sein kann. Sokrates’ „Verbrechen“, das letztendlich zu seiner Verurteilung und zum Tode führte, bestand darin, dass er Gespräche mit Menschen suchte, die gemeinhin als weise galten. Als er sie mit seinen Fragen konfrontierte, stellte er fest, dass viele von ihnen weniger wussten, als sie vorgaben, und dass seine eigene Erkenntnis der Unwissenheit ihn tatsächlich weiser machte als jene, die ihre Unwissenheit nicht erkannten. Langfristig brachte ihm das wohl nicht viele Freunde ein. Auch im Coaching gilt, dass Klienten dazu bereit und gewillt sein sollten, einen fragengeleiteten Prozess zu durchlaufen, der auf Reflexion und Selbsterkenntnis ausgerichtet ist. Coaches sollten potenzielle Klienten daher vorab gründlich darüber informieren, was sie in einem Coaching erwartet, um Überforderung und Unmut zu vermeiden.
Der Coach unterstützt seine Klienten, neue Perspektiven und Lösungsansätze zu erkennen. Diese Idee, bei der der Coach ähnlich einem Philosophen als Geburtshelfer für die Gedanken des Klienten fungiert, ist jedoch nicht die einzige Rolle, die die Philosophie im Coaching spielen kann. Die praktische Anwendung der Philosophie im Alltag zeigt sich auch in der weitgehend unbekannten „Philosophischen Praxis“.
Eine Möglichkeit ist die Beschäftigung mit typischen philosophischen Fragestellungen, möglicherweise auch durch das Studium philosophischer Schriften, um darin Antworten oder Hinweise zu den eigenen Fragen und Problemen zu finden. Es geht dabei nicht um ein akademisch geprägtes Studium, um sich philosophisches Wissen anzueignen, sondern um die Anwendung eines philosophischen Diskurses auf die eigene Lebenswirklichkeit.
Die Philosophische Praxis versteht sich als eine Art Lebensberatung (ähnlich wie Coaching in Abgrenzung zur Psychotherapie), die Menschen anspricht, die erkennen, dass es neben dem guten Funktionieren im Alltag existenzielle Fragen gibt, die im Alltag – auch unter Freunden und Kollegen – kaum Platz finden. Hier will der Klient verstehen (sich selbst und andere) und verstanden werden. Es geht z.B. um die Frage, was er sich vom Leben – außer beruflichem Erfolg – eigentlich erhofft.
Auch wenn diese Themen oft über das „normale“ Business-Coaching hinausgehen, können Coaches hilfreich sein. Nicht, indem sie Antworten parat haben oder auf große Denker verweisen, sondern indem sie den Mut aufbringen, sich mit dem Klienten auf diese Fragen einzulassen – darauf, dass es keine richtigen und häufig nicht einmal befriedigende Antworten gibt. Am Ende des Gesprächs bleibt wahrscheinlich ein Fragezeichen stehen oder es entstehen sogar mehr Fragen. In solchen Gesprächen geht es nicht um Wissen, sondern letztendlich um die Suche nach Weisheit.
Auch wenn es viele selbsternannte Pseudo-Coaches gibt, die glauben, Coaching sei nur ein neuer Begriff für Beratung, gibt es erfreulicherweise viele wirklich gute Coaches, die eine professionelle Ausbildung durchlaufen haben und das Wesen des Coachings verstehen. Für diese stellt sich vielleicht die Frage, wie sie sich die Unterstützung holen können, die ihnen die Philosophie in ihrer täglichen Arbeit geben kann.
Es gibt zwei Empfehlungen: Zum einen die Beschäftigung mit philosophischen Fragestellungen. Im Internet gibt es viel hervorragendes und oft kostenloses Lehrmaterial. Auf YouTube findet man Aufzeichnungen von erstklassigen Lehrveranstaltungen zur Ethik, Epistemologie, Philosophie des Geistes und Sprachphilosophie. Man sollte jedoch nicht versuchen, sich nur philosophisches Wissen anzueignen oder eine bestimmte Position zu übernehmen. Es geht darum, sich mit den Argumenten und Gegenargumenten auseinanderzusetzen und diese selbst zu durchdenken, um sich ein rigoroses philosophisches Denken anzueignen. Man wird feststellen, dass es für jede Position auch eine Gegenposition gibt. Dies hilft im Coaching, die Sichtweisen und Argumente des Klienten zu hinterfragen, andere Perspektiven einzunehmen, die Annahmen einer Position zu erkennen und wenig stichhaltige Schlussfolgerungen zu bemerken.
Zum anderen ist es hilfreich, sich mit den lebenspraktischen Grundsätzen verschiedener philosophischer Schulen zu beschäftigen. Es ist gut zu wissen, welche Hinweise sich aus der Philosophie für alltägliche Probleme ableiten lassen. Besonders empfehlenswert ist die stoische Philosophie. Ihre Grundprinzipien sind die Akzeptanz der Realität, die Unterscheidung zwischen kontrollierbaren und unkontrollierbaren Dingen sowie Gelassenheit und innere Ruhe in unsteten Zeiten. Diese Grundsätze können im Umgang mit Unsicherheit und Wandel sowie bei ethischen Herausforderungen in komplexen Situationen Orientierung geben. Nicht als endgültige Antworten, sondern als Anregungen für das eigene Denken und die Entscheidungen. Die klassischen Texte von Marc Aurel und Cicero bieten oft einen interessanten Ausgangspunkt zur Reflexion.