Konzepte

Das COACH-Modell

Den Coaching-Prozess rahmen und steuern

Das COACH-Modell dient als Framework, mit dem ein Coaching-Prozess strukturiert und gesteuert werden kann. Im Folgenden werden die einzelnen Phasen des COACH-Modells beschrieben.

6 Min.

Coaching-Magazin Online, 31.01.2001

Ein Business-Mann stapelt quadratische Holzklötze aufeinander.

Das COACH-Modell ist ein Strukturmodell des Coachings. Es dient als „roter Faden“ auf der Metaebene (für den Gesamtprozess), auf der Mikroebene (für die einzelne Sitzung) sowie auf der Mesoebene (für die Ausbildung). Unterschiedliche methodische Ansätze können in das COACH-Modell integriert werden.

Mit Hilfe des COACH-Modells ist es möglich, auch in komplexen Coaching-Prozessen die Orientierung zu behalten. Dabei gilt der Grundsatz, dass sowohl der über mehrere Sitzungen verlaufende Coaching-Prozess, als auch die einzelne Coaching-Sitzung in die fünf Phasen des COACH-Modells untergliedert werden können.

Das Bild benennt die fünf Phasen des Coach-Modells.

COACH-Modell nach Rauen & Steinhübel © Copyright Christopher Rauen GmbH 

Come together

Kontakt- und Aufwärmphase

Die erste Phase im Coaching-Prozess beginnt mit der Kontaktaufnahme. Dazu ist es für den Coach notwendig, in bestimmter Weise akquisitorisch tätig zu sein; der (zu dem Zeitpunkt noch potenzielle) Klient wiederum befindet sich in einer Vorklärungsphase, an deren Ende sich erst entscheidet, ob ein Coaching für ihn sinnvoll und angemessen sein kann. Dieser Entscheidungsprozess ist für das Coaching wichtig und kann bereits als Teil des angestrebten Klärungsprozesses angesehen werden. Auch der Coach legt im Vorgespräch und den darin enthaltenen ersten Interventionen die Grundlage für die Beratungsbeziehung, auf deren Basis Coaching überhaupt erst stattfinden kann.

Die Grundvoraussetzung im Coaching ist die wechselseitige Akzeptanz.

  • Die Selbstinstruktion als Coach lautet daher: „Coaching heißt für mich, den Klienten zu unterstützen, seine Lösung zu finden.“
  • Äußeres Umfeld angenehm gestalten
  • Positive Beziehung aufbauen

Orientation

Gemeinsame Klärung

In der Orientierungsphase lernen sich Coach und Klient gegenseitig näher kennen, die Beziehungsklärung schreitet voran und die Beratungsbeziehung wird im Idealfall zunehmend tragfähiger. Ziel der Orientierungsphase ist es zudem, das weitere Vorgehen zu klären. Dazu werden erste Sichtungen der Anliegen des Klienten vorgenommen. Oftmals zeigt sich hier, dass die zunächst genannten Themen „Oberflächenthemen“ sind. Diese sind außerordentlich wertvoll für den diagnostischen Prozess und sollten daher vom Coach ernst genommen werden. So ist ein Einstieg in die Analyse möglich.

Inhaltliche Orientierung:

  • Vereinbarung zwischen Coach und Klient
  • Vereinbarung über das Thema/Ziel
  • Was soll heute Thema dieser Sitzung sein? Welches Ziel hat der Klient?
  • Vereinbarung über das Vorgehen
  • Welche Schritte wollen wir gemeinsam gehen?

Zu beachten ist:

  • Der Klient muss eindeutig zustimmen (ggf. nachfragen, auf non-verbale Signale achten)
  • Der Coach muss zustimmen (möchte ich mit dieser Person und mit diesem Thema arbeiten?)
  • Eine erste Zieldefinition finden (kann noch das Oberflächenthema sein)

Analysis

Untersuchung des Klientenanliegens und -umfelds

Bei der genaueren Analyse des Klientenanliegens kann sehr häufig festgestellt werden, dass hinter oder neben dem Oberflächenthema des Klienten weitere Anliegen verborgen sind. Diese weitergehende Analyse wäre nicht möglich, wenn zuvor keine Orientierungsphase stattgefunden hätte. Die Analysephase ist außerordentlich wichtig, weil erst das präzise Herausarbeiten der eigentlichen Kientenanliegen eine effiziente aber vor allem effektive Veränderungsarbeit ermöglicht. Ansonsten besteht die Gefahr, dass – sogar hocheffizient – am falschen Anliegen gearbeitet wird und der Gesamtprozess wenig effektiv ist.

Dem Klienten wird eine Klärung seines Themas ermöglicht. Der Klient erzählt frei seine Situation, der Coach gibt Unterstützung bei der Klärung. Das Ziel des Coachs ist es, den Klienten dabei zu unterstützen, seine Situation klarer zu sehen.

Unterstützung bei der Klärung:

  • Fokussieren: „Erzählen Sie eine ganz konkrete Situation.“
  • Nachfragen: „Was macht Ihnen Sorgen?“, „Wer macht Ihnen Sorgen?“, „Was machen die Sorgen mit Ihnen?“
  • Paraphrasieren und widerspiegeln von Klientenaussagen: „Ich habe den Eindruck, dass ...“ 
  • Aktives Zuhören: „Sie ärgern sich, wenn Ihr Vorgesetzter Ihnen keine Beachtung schenkt.“

Change

Veränderung

Die Veränderungsphase wird oftmals als die „eigentliche“ Phase im Coaching angesehen, weil hier sichtbare Veränderungen stattfinden. Letztlich baut die Veränderungsphase aber auf den vorherigen Phasen auf. Die Veränderungen haben meist schon vorher begonnen, werden aber hier bewusst thematisiert und forciert. Daher ist die Veränderungsphase zwar bedeutsam, aber als einer von mehreren notwendigen Schritten in der Arbeit mit dem Klienten nicht wichtiger als die anderen Phasen des Coaching-Prozesses.

  • Klärung der Veränderungsbereitschaft und des Veränderungswunsches des Klienten:
    • „Was möchten Sie erreichen?“
    • „Was möchten Sie vermeiden?“
  • Sammlung neuer Lösungsmöglichkeiten
    • Der Klient findet selbst neue Lösungen
    • „Was sehen Sie für Möglichkeiten?“
    • „Was hat Ihnen geholfen, solche Situationen zu bewältigen?“
  • Der Klient bewertet aus seiner Sicht
  • Der Coach gibt Unterstützung

Harbour

Zielerreichung und Abschluss

Der Abschluss des Coachings ist notwendiger Teil des Gesamtprozesses und ist professionell zu gestalten, um dem Klienten bei der langfristigen Umsetzung seiner gewünschten Entwicklung zu unterstützen. Zudem erhält der Coach hier wichtige Impulse für seine eigene Professionalisierung und kann überprüfen, inwieweit seine Vorgehensweise und Interventionsplanung richtig und angemessen war. Die Abschlussphase ist daher für den Klienten wie auch für den Coach unverzichtbar und sollte – auch im Falle einer vorzeitigen Beendigung des Coachings – stets berücksichtigt werden, um den begonnenen Prozess angemessen zu beenden.

  • Entwicklung eines Handlungsplans:
    • Was macht der Klient mit dem Ergebnis?
    • Was genau wird der Klient tun?
    • Was nimmt der Klient als Ergebnis mit?
  • Kontrakt des Klienten „mit sich selbst“ („Ich werde ...“)
  • Kontrakt zwischen Klient und Coach
    • Neue Termine
    • Wie geht es weiter?
    • Arbeitspakete für den Klienten
  • Vereinbarung über Abschluss des Coachings

Literatur

Rauen, C. (Hrsg.). (2020). Coaching-Tools (11. Aufl.). Bonn: Managerseminare.

Rauen, C. & Steinhübel, A. (2001). Coach-Modell. Verfügbar unter: www.rauen.de

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