Konzepte

Ästhetische Kompetenz als Ressource im Krisen-Coaching

Muster aus Musik, Lyrik und Spiritualität nutzbar machen

Seit geraumer Zeit befinden wir uns in einer Polykrise. Ein einseitiger Blick auf krisenbedingte Probleme wäre aber wenig hilfreich. Ganz im Gegenteil: Er kann Lösungsstrategien blockieren. Gerade in der Krise ist die Fokussierung auf das, was in schwierigen Zeiten gelungen – ja geglückt – ist, wichtig. Ebenso die Fokussierung darauf, wo die entsprechenden Ressourcen im Inneren sitzen und ihre Kraft entfalten können. Bei diesem Perspektivwechsel kann sich Krisen-Coaching der Nutzung persönlich bedeutsamer Muster aus der Musik, Lyrik und Spiritualität bedienen.

15 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 3 | 2024 am 11.09.2024

Eine Frau mit roten Haaren sind vor ihrem Labtop und lächelt. Sie trägt Kopfhörer und hält ihre Brille in der Hand.

„Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Dieser Satz geht auf den Schweizer Schriftsteller Max Frisch zurück – und klingt so einfach. Leichter gesagt als getan? Frisch wusste, wovon er sprach, auch sein Leben war nicht frei von Krisen. Und so tut er das, was Männer und Frauen des Wortes vermögen: durch Sprache auf den feinen und entscheidenden Unterschied zwischen „schade“ und „schlimm“ hinzuweisen – und auf die Rolle, die die eigene Bewertung in der Wahrnehmung eines Krisenzustandes spielt. Vermutlich wusste er auch um die etymologische Bedeutung des Wortes Krise: Das altgriechische Wort krínein bedeutet „unterscheiden“ und „trennen“. D.h., dass ein Krisenzustand die Unterscheidung zwischen dem aktuell Wichtigeren und weniger Wichtigeren abverlangt: In der Krise scheiden sich die Dinge, unser bisheriger Referenzrahmen des Lebens verschiebt sich, indem wir an unsere – bisherigen – Grenzen geführt werden.

Praxisfall: Wenn tausend Fragen Rad schlagen …

Uwe (Name geändert) kommt mit einem beruflichen Anliegen ins Coaching. Bereits in der zweiten Sitzung erkennt er, dass seine Themen im Unternehmen nicht der Auslöser seiner inneren Leere sind. Vielmehr zeigen sie an, dass „etwas grundsätzlich schief läuft seit ein paar Jahren“. Der Klient ist „nach Corona nie mehr richtig auf die Beine gekommen“, insbesondere laufe es mit Beziehungen und Partnerschaften „nicht mehr so richtig“. Immer wieder falle er in ein „abgrundtiefes Loch“, aus dem er tagelang nicht mehr rauskomme. Ein Gedankenkarussell mit Tausenden Fragen drehe sich nachts in seinem Kopf und hindere ihn am Einschlafen.

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Literatur

Assmann, J. (1997). Das kulturelle Gedächtnis. München: C.H.Beck.

Eckhardt, B. (2004). Chaos. Frankfurt a.M.: Fischer.

Hanstein, Th. (2008). Ästhetische Kompetenz und religiöse Lernprozesse. Norderstedt: BoD.

Jaspers, K. (2008). Philosophie II. Berlin, Heidelberg: Springer.

Kaléko, M. (2017). Gedanken über das Leben. München: C.H.Beck.

Mann, T. (2004). Joseph und seine Brüder. Frankfurt a.M.: Fischer.

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