„Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Dieser Satz geht auf den Schweizer Schriftsteller Max Frisch zurück – und klingt so einfach. Leichter gesagt als getan? Frisch wusste, wovon er sprach, auch sein Leben war nicht frei von Krisen. Und so tut er das, was Männer und Frauen des Wortes vermögen: durch Sprache auf den feinen und entscheidenden Unterschied zwischen „schade“ und „schlimm“ hinzuweisen – und auf die Rolle, die die eigene Bewertung in der Wahrnehmung eines Krisenzustandes spielt. Vermutlich wusste er auch um die etymologische Bedeutung des Wortes Krise: Das altgriechische Wort krínein bedeutet „unterscheiden“ und „trennen“. D.h., dass ein Krisenzustand die Unterscheidung zwischen dem aktuell Wichtigeren und weniger Wichtigeren abverlangt: In der Krise scheiden sich die Dinge, unser bisheriger Referenzrahmen des Lebens verschiebt sich, indem wir an unsere – bisherigen – Grenzen geführt werden.
Uwe (Name geändert) kommt mit einem beruflichen Anliegen ins Coaching. Bereits in der zweiten Sitzung erkennt er, dass seine Themen im Unternehmen nicht der Auslöser seiner inneren Leere sind. Vielmehr zeigen sie an, dass „etwas grundsätzlich schief läuft seit ein paar Jahren“. Der Klient ist „nach Corona nie mehr richtig auf die Beine gekommen“, insbesondere laufe es mit Beziehungen und Partnerschaften „nicht mehr so richtig“. Immer wieder falle er in ein „abgrundtiefes Loch“, aus dem er tagelang nicht mehr rauskomme. Ein Gedankenkarussell mit Tausenden Fragen drehe sich nachts in seinem Kopf und hindere ihn am Einschlafen.
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