Die Zukunft gehört multi-, inter- und transdisziplinären Teams. Viele Erfindungen stammen heute nicht von Individuen, sondern von Gruppen. Einerseits ist es die Aufgabe der Leitungsebene, die strukturellen Voraussetzungen und Bedingungen dafür zu schaffen, dass Teamarbeit überhaupt möglich wird; andererseits liegt es in der Hand des jeweiligen Teams, die eigene Entwicklung zu gestalten. Ein Weg zu diesem Ziel besteht im Team-Coaching.
Sich mit der Entwicklung von Teams zu beschäftigen, bedeutet, in und an der Organisation zu arbeiten. Mit Coaching können die Voraussetzungen geschaffen werden, sich auf der Teamebene neu aufzustellen, die eigenen Erfahrungen zu reflektieren und bisherige Arbeitsweisen kontinuierlich zu erneuern. Dafür ist es notwendig, eine Kultur des Teilens zu leben und den teamkreativen Kräften – durch den Wechsel von konvergentem (rationalem, geordnet-strukturiertem) und divergentem (unkonventionellem, freiem) Denken – Raum zu verschaffen. Coaches können dazu geeignete, bedarfsbezogene Angebote und Interventionen anbieten. Kreative Möglichkeiten bieten dabei Naturmetaphern und die Bionik.
Auf einen Blick
Zu Teamprozessen ist in den zurückliegenden Jahren viel geschrieben worden (z.B. Mahlstedt, 2022). Wichtige Grundsätze sind:
Eine Inspirationsquelle sind die Gedanken des niederländischen Organisationsentwicklers und Hochschullehrers Rini van Solingen (2017), der mit einem ungewöhnlichen Managementbuch auf sich aufmerksam gemacht hat. Mit einem Neologismus erzählt er im Buch „Der Bienenhirte“ von einem Manager einer Supermarktkette, der kurzfristig auf Selbstorganisation umstellen soll. Als er seinem Großvater davon berichtet, erzählt dieser, wie er einst vom Schafhirten zum Imker umschulen musste. Davon ausgehend reflektiert der Protagonist Mark seine eigenen – als Manager erlernten – Handlungsmuster. Er verpflichtet sich, zunächst diese zu „entlernen“. Erst dann will er organisational tätig werden. Eine erfolgreiche Haltungsänderung, wie sich später herausstellen sollte.
Daraus leitet van Solingen (ebd.) Grundsätze zum Führen selbstorganisierter Teams ab: Als Führungskraft bzw. Organisation sollte man (1) aufhören, operativ zu führen, (2) lediglich einen Rahmen vorgeben, (3) in einem festen Rhythmus die Ergebnisse ernten, (4) scheinbares Chaos im Team würdigen, (5) die eigene Aufgabe darin sehen, dem Team Hindernisse aus dem Weg zu räumen, und (6) das eigene Ego fallen lassen. Diese Hinweise richten sich zunächst an Führungskräfte einer Organisation. Doch das Modell bietet sich auch für Coaches als Referenzrahmen gut an.
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