Coaching-Tools

Die Karriereachterbahn

Ein Coaching-Tool von Meik Brauer

10 Min.

Coaching-Magazin Online, 20.07.2023

Ein Mann steht vor einer schwarzen Wand, auf der Pfeile nach rechts und links zeigen.

Kurzbeschreibung

„Die Karriereachterbahn“ ist ein innovatives Coaching-Tool, das darauf abzielt, das Bewusstsein für persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse in der beruflichen Laufbahn zu schärfen. Durch die Metapher der Achterbahn und Visualisierung der Höhen und Tiefen eines Jobs oder Arbeitgebers als Achterbahnfahrt wird die Reflexion von Erfolgen und Herausforderungen erleichtert. Das Ziel ist die Identifikation und Transformation negativer Aspekte in positive Anforderungen an den nächsten Arbeitgeber und Job.

Anwendungsbereiche

Dieses Tool ist besonders nützlich für Personen, die sich in einer Übergangsphase ihrer Karriere befinden, wie z.B. Berufswechsler, Beförderungskandidaten oder Menschen, die sich in beruflich neu orientieren möchten. Es kann auch im Rahmen von Outplacement-Beratungen, Karriereentwicklungsprogrammen oder Leadership-Coachings verwendet werden.

Die Anwendungsbereiche des Tools sind weitreichend und können sich über verschiedene Berufs- und Lebensphasen erstrecken. Hier sind einige zusätzliche Kontexte, in denen dieses Tool Anwendung finden kann:

  1. Arbeitssuchende: 
    Für Arbeitssuchende kann dieses Tool eine wertvolle Unterstützung bei der Identifikation von Vorlieben, Werten und Anforderungen an zukünftige Positionen sein. Es kann dazu beitragen, ihre beruflichen Wünsche zu klären, und ihnen helfen, gezielt nach Stellen zu suchen, die ihren Bedürfnissen entsprechen.
  2. Unzufriedene Angestellte:
    Für Angestellte, die unglücklich in ihrem aktuellen Job sind, bietet das Tool eine Möglichkeit, ihre Unzufriedenheit zu analysieren und zu verstehen, welche Aspekte ihrer aktuellen Position sie in ihrer nächsten Rolle vermeiden möchten. Es kann ihnen dabei helfen, eine klarere Vision für ihre berufliche Zukunft zu entwickeln.
  3. Studierende und Absolventen:
    Für Studierende oder junge Absolventen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, kann dieses Tool hilfreich sein, um Praktika, Nebenjobs oder ehrenamtlich gemachte Erfahrungen zu reflektieren. Es kann ihnen dabei helfen, ihre beruflichen Präferenzen besser zu verstehen und zu definieren, welche Art von Arbeitsumgebung und Karriereweg sie anstreben.
  4. Wiedereinsteiger:
    Für Personen, die nach einer Auszeit – sei es wegen Elternzeit, Pflege von Angehörigen oder aus anderen persönlichen Gründen – wieder in das Berufsleben einsteigen möchten, kann dieses Tool wertvoll sein. Es kann ihnen dabei helfen, ihre vorherigen Erfahrungen zu analysieren und zu entscheiden, welche Aspekte sie in ihrer zukünftigen Rolle haben oder vermeiden möchten.
  5. Personalentwicklung:
    Innerhalb der Personalentwicklung kann „Die Karriereachterbahn“ genutzt werden, um Mitarbeiter dabei zu unterstützen, ihre berufliche Laufbahn innerhalb der Organisation zu reflektieren und zu planen. Es kann dabei helfen, Entwicklungsbereiche zu identifizieren und Karrierepfade zu gestalten, die den Bedürfnissen und Wünschen der Mitarbeiter entsprechen.
  6. Berufsberater und Karriere-Coaches:
    Berufsberater und Karriere-Coaches können dieses Tool verwenden, um ihre Klienten bei der Reflexion ihrer beruflichen Laufbahn und der Planung ihrer nächsten Schritte zu unterstützen. Es kann auch in Workshops oder Gruppen-Coaching-Sitzungen eingesetzt werden, um Diskussionen und Reflexionen über berufliche Erfahrungen zu fördern.

Zielsetzung & Effekte

„Die Karriereachterbahn“ hilft dabei, die beruflichen Erfahrungen besser zu verstehen und daraus abzuleiten, was in der zukünftigen Position wichtig ist. Es fördert die Selbstreflexion und das Bewusstsein für die eigene berufliche Entwicklung. Die Visualisierung unterstützt die emotionale Verarbeitung der Erfahrungen. Der systematische Ansatz ermöglicht es den Klienten, ihre Prioritäten zu klären und ihre Karriereziele besser zu definieren.

Ausführliche Beschreibung

„Die Karriereachterbahn“ kann auf Papier oder digital umgesetzt werden. Es ist wichtig, dass der Klient die Möglichkeit hat, die Achterbahnfahrt und die daraus resultierenden Erkenntnisse zu jeder Zeit zu überprüfen und anzupassen. Eine Möglichkeit besteht darin, ein Bild einer Achterbahn vom Klienten beschriften zu lassen. Alternativ kann der Klient auch eine Achterbahn auf einem (digitalen) Whiteboard, Blatt Papier oder Flipchart aufmalen.

Die Anwendung des Tools beginnt mit der Identifikation von Höhen und Tiefen in der jüngsten beruflichen Position. Diese werden dann wie eine Achterbahnstrecke visualisiert. Mit Hilfe gezielter Fragen werden die Details dieser Erfahrungen erarbeitet.

Diese Fragen sind so konzipiert, dass sie Klienten dazu anregen, über ihre Erfahrungen nachzudenken und ihnen helfen, wertvolle Erkenntnisse und Lernprozesse zu erkennen. Die Metapher „Achterbahn“ dient dabei als Brücke zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten, indem sie Vergleiche und Verbindungen zwischen verschiedenen Ideen und Erfahrungen ermöglicht. Sie kann dabei helfen, neue Perspektiven und Verständnisse zu fördern und tiefergehende Gespräche zu erleichtern. Beispielfragen könnten sein:

  • Was war der aufregendste Teil Ihrer letzten Achterbahnfahrt in Ihrem Job?
  • Was waren die höchsten Höhen Ihrer letzten Job-Achterbahnfahrt?
  • Welche Loopings oder steilen Abfahrten stellten die größten Herausforderungen während Ihrer Achterbahnfahrt dar?
  • Welche Erkenntnisse haben Sie aus den schnellsten oder langsamsten Teilen Ihrer Job-Achterbahnfahrt gezogen?
  • Welcher Teil Ihrer letzten Achterbahnfahrt hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?
  • Welche speziellen Erfolge haben Sie während Ihrer Achterbahnfahrt erzielt und wie haben sie das Fahrerlebnis für Sie geprägt?
  • Welche Abschnitte Ihrer Arbeits-Achterbahnfahrt fanden Sie besonders erfüllend?
  • Welche Auszeichnungen haben Sie während Ihrer Achterbahnfahrt für Ihre Arbeit erhalten und wie haben diese die Fahrt beeinflusst?
  • Welche Teile Ihrer letzten Achterbahnfahrt haben Sie als besonders herausfordernd empfunden?
  • Was hat Sie auf Ihrer letzten Job-Achterbahnfahrt am meisten frustriert oder belastet?
  • Gab es Teile Ihrer Achterbahnfahrt, bei denen Sie sich überfordert gefühlt haben? Könnten Sie diese genauer beschreiben?
  • Was haben Sie aus den steilsten Abfahrten auf Ihrer Achterbahnfahrt gelernt?
  • Wenn Sie auf Ihre letzte Job-Achterbahnfahrt zurückblicken, gibt es Abschnitte, die Sie anders gestalten würden?
  • Gab es Störungen während Ihrer Achterbahnfahrt und wie sind Sie damit umgegangen?
  • Wie haben Sie die Fahrgemeinschaft mit Ihren Kollegen und Vorgesetzten während Ihrer Achterbahnfahrt erlebt?
  • Gab es Aspekte Ihrer Achterbahnfahrt, die nicht Ihren Erwartungen entsprachen? Wenn ja, welche waren das?
  • Wie gut entsprach die Streckenführung Ihrer Achterbahnfahrt Ihren beruflichen Werten und Zielen?
  • Was hat Ihnen in Ihrer letzten Position an Stützstrukturen für Ihre Achterbahnfahrt gefehlt?
  • Wenn Sie die Möglichkeit hätten, was würden Sie an der Streckenführung Ihrer letzten Job-Achterbahnfahrt ändern?
  • Gab es besondere Fähigkeiten oder Talente, die Sie während Ihrer letzten Job-Achterbahnfahrt nicht voll ausschöpfen konnten?
  • Gab es Abschnitte, in denen Sie sich auf Ihrer letzten Job-Achterbahnfahrt unter- oder überfordert gefühlt haben?
  • Wie haben sich Ihre Erwartungen an die Achterbahnfahrt im Laufe Ihrer letzten Position verändert?
  • Wenn Sie eine Sache von Ihrer letzten Job-Achterbahnfahrt mitnehmen könnten, was wäre das und warum?

Diese Fragen können individuell an die spezifischen Bedürfnisse und den Kontext jedes Klienten angepasst werden. Durch das Stellen dieser Fragen können Coaches ihren Klienten dabei helfen, ihre beruflichen Erfahrungen aus einer neuen Perspektive zu betrachten und wertvolle Erkenntnisse für die Gestaltung ihrer zukünftigen Karriere zu gewinnen.

Im nächsten Schritt werden die negativen Aspekte in positive Wünsche an den zukünftigen Arbeitgeber und Job umgewandelt. Z.B. könnte das negative Erlebnis eines „schlechten Betriebsklimas“ zu einem für den Klienten positiv konnotierten (und daher motivierend wirkenden) Wunsch nach „tollem Teamgeist“ führen. Weitere Beispiele könnten sein:

  1. Negativ: „Mangel an Weiterbildungsmöglichkeiten“ – Positiv: „Fortbildungen und Karriereentwicklung“
  2. Negativ: „Unklare Kommunikation“ – Positiv: „Transparente und offene Kommunikation“
  3. Negativ: „Keine Work-Life-Balance“ – Positiv: „Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten“
  4. Negativ: „Schlechte Führung“ – Positiv: „Unterstützende und inspirierende Führung“

In diesem Prozess spielt das Herausarbeiten unerfüllter Motive und Wünsche sowie verletzter Werte eine zentrale Rolle. Hierbei werden zunächst die negativen Aspekte einzeln betrachtet und mittels Reflexion und Fragestellungen des Coachs die zugrunde liegenden Bedürfnisse und Werte identifiziert.

Es wird beispielsweise gefragt: Was wäre in dieser Situation das ideale Gegenteil Ihrer bisherigen Erfahrung gewesen? Was wäre Ihnen in einer ähnlichen Situation wichtig gewesen? Was hätten Sie gebraucht? Was sagt diese Erfahrung über Ihre Werte und Bedürfnisse aus? Der Coach hilft dem Klienten, diese Bedürfnisse und Werte in positive Formulierungen umzuwandeln, die als Kriterien für den zukünftigen Job oder Arbeitgeber dienen können.

Soll im Zuge des Coachings – z.B. aufgrund augenscheinlich konfliktärer Werte – tiefer in die Werteklärung eingestiegen werden, kann dies unter Zuhilfenahme von Coaching-Tools erfolgen, die spezifisch hierauf ausgelegt sind. Geeignet sind beispielsweise die Tools „Der persönliche Wertegang“ oder „Externe Wertekonflikte“.

Die erarbeiteten Punkte werden anschließend vom Klienten nach Priorität gerankt. Dieses Ranking kann dann als Basis für die Bewertung zukünftiger Arbeitgeber und Jobangebote dienen. Ein Ranking könnte wie folgt aussehen:

  1. Arbeitskultur und Umfeld: Ich wünsche mir eine positive und offene Arbeitskultur, die Zusammenarbeit und Teamgeist fördert. Ich möchte in einem Umfeld arbeiten, in dem ich mich wohl fühle und meine Fähigkeiten voll entfalten kann.
  2. Arbeitsleben: Mir ist eine gesunde Work-Life-Balance sehr wichtig. Dies umfasst flexible Arbeitszeiten, Optionen für Remote-Arbeit oder Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
  3. Weiterbildung und Karriereentwicklung: Ich wünsche mir Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und Karriereplanung. Ich erwarte, dass mein Arbeitgeber in meine Aus- und Weiterbildung investiert und mich bei meiner Karriereentwicklung unterstützt.
  4. Kurze Pendelzeit: Ein kurzer und stressfreier Arbeitsweg ist mir sehr wichtig. Ich wünsche mir einen Arbeitsplatz, der gut erreichbar ist und dessen Lage mir eine kurze Anfahrt ermöglicht.
  5. Transparenz und Kommunikation: Ich lege Wert auf offene und ehrliche Kommunikation und wünsche mir einen Arbeitgeber, der transparent in Bezug auf Unternehmensziele, Entscheidungsprozesse und Erwartungen ist.

Voraussetzungen & Kenntnisse

Um „Die Karriereachterbahn“ effektiv einzusetzen, sollte der Coach über fundierte Kenntnisse in den Bereichen Karriereberatung und persönliche Entwicklung verfügen. Eine offene und vertrauensvolle Beziehung zwischen Coach und Klient ist von entscheidender Bedeutung.

Persönlicher Hinweis

Das Tool ist ein Mittel zur Selbstreflexion und -erkenntnis und dient der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass der Prozess emotional herausfordernd sein kann, insbesondere wenn der Klient schwierige berufliche Situationen durchlebt hat.

Technische Hinweise

Das Tool stellt einen Ansatz dar, der sich auf eine Mischung von Theorien zur Karriereentwicklung und Techniken zur Selbsterkenntnis stützt. Die Anwendung dieses innovativen Konzepts beansprucht in der Regel etwa ein bis zwei Stunden.

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