Wissenschaft

Coaching,  Selbstwirksamkeit und internes Unternehmertum

Fördert das Coaching durch Führungskräfte die Umsetzung des Innovationsgeistes, Eigeninitiative und Risikobereitschaft ihrer Arbeitnehmer?

Um die strategische Flexibilität des Unternehmens angesichts des internationalen Wettbewerbs und des immer größer werdenden Innovationsdruck zu verbessern, greifen immer mehr Unternehmen auf die Kreativität und das unternehmerische Denken ihrer Angestellten zurück. Unternehmergeist anzuregen, ist allerdings kein einfacher Job, der über Nacht getan ist. Langjährige Zugehörigkeit zum Unternehmen und die damit verbundenen Identifikation und Loyalität können zu Rollenkonflikten führen, die diese Strategie des internen Unternehmertums behindern. Gleiches gilt für die Konfrontation mit einem hochdynamischen, komplexen und unsicherem Umfeld, in dem schnelle aber profunde Entscheidungen getroffen werden müssen. Welchen Beitrag kann in diesem Kontext das Coaching liefern? Wissenschaftliche Mitarbeiter der Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität in Amsterdam untersuchten in der vorliegenden Studie, inwieweit Coaching durch Führungskräfte einen positiven Einfluss auf das unternehmerische Verhalten der Kundenbetreuer in einem großen Unternehmen des Finanzsektors hat.

3 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 3 | 2010 am 13.07.2010

Im Rahmen einer Onlinebefragung versuchten die Autoren folgende Hypothesen zu verifizieren

  1. Gemäß der theoretischen Literatur und empirischen Befunden beeinflusst das Erleben der unternehmerischen Selbstwirksamkeit vor allem die unternehmerischen Intentionen und die Wahrscheinlichkeit, dass diese in unternehmerische Handlungen umgesetzt werden (Boyd &  Vozikis,1994; Krueger & Brazeal, 1994). Für die Untersuchung wurde demnach die These aufgestellt, dass das unternehmerische Selbstwirksamkeitserleben einen positiven Effekt auf unternehmerisches Handeln hat.
  2. Selbstwirksamkeitserleben ist abhängig von Erfahrungen und langfristigen Lernprozessen. Demnach sind Trainings aufgrund ihrer kurzfristigen Orientierung ungeeignet, um das Selbstwirksamkeitserleben von Arbeitsnehmern zu verbessern (Popper, & Lipshitz, 1992). Prozessorientiertes Coaching durch Führungskräfte im Unternehmen sollten demnach einen positiven Effekt auf das Selbstwirksamkeitserleben der Arbeitnehmer haben.  
  3. Das Coaching durch Vorgesetzte hat einen direkten Effekt auf das unternehmerische Verhalten der Mitarbeiter. Die Autoren gehen davon aus, dass die Vorgesetzten zusätzlich in das Coaching die eigene Expertise („Networking“-Kompetenz, Kenntnis des Unternehmens und des Marktes) im Sinne eines „Broker“  einfließen lassen und darüber die Mitarbeiter in ihrem unternehmerischen Handeln positiv unterstützen können. Gleiches gilt für die Bearbeitung der entstehenden Konflikte durch die Bestrebung die Effizienz des Unternehmens zu fördern und nicht durch zu waghalsiges Experimentieren zu schmälern.

Die Befragung von 46 Abteilungsleitern und 307 Kundenbetreuer der AMRO-Bank ergab, dass sowohl das Coaching durch die Abteilungsleiter als auch das Erleben der eigene Selbst-wirksamkeit einen bedeutsamen positiven Effekt auf das Ausmaß des unternehmerischen Handelns der Kundenbetreuer besitzt. Aus Sicht der Vorgesetzten wirkte sich das Coaching vor allem auf die Risikobereitschaft der Kundenbetreuer aus und nicht so sehr auf deren Eigeninitiative und Innovation.

Ein direkter Effekt des Coachings auf die Selbstwirksamkeitserfahrung der Kundenbetreuer konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Dies kann zum einen daran liegen, dass das Coaching durch die Vorgesetzten nicht direkt auf das unternehmerische Selbstwirksamkeitserleben abzielte, sondern auf Bearbeitung von Konflikten oder stärkere Fokussierung auf die Entwicklung von Zielen und Umsetzung von Zielvereinbarungen.  Da keine inhaltlichen Informationen über die Coaching-Sitzungen vorliegen oder / und analysiert wurden, bleibt diese Vermutung ungeklärt.

Als weitere Erklärung wird von den Autoren angeführt, dass die Zeit für die Umsetzung des unternehmerischen Handelns zu kurz war, so dass eine erhöhte Selbstwirksamkeit im unternehmerischen Handeln nicht oder nur zu einem geringen Ausmaß erlebt werden konnte.

Fazit:

Die Ergebnisse der Studie, die sich durch ein sehr sorgfältiges Design und theoretische Einbettung auszeichnet, verdeutlichen, dass es für ein Unternehmen, das das Binnenunternehmertum als Strategie zur Steigerung der Flexibilität im internationalen Wettbewerb einsetzen will, wichtig ist, diesbezüglich das Selbstwirksamkeitserleben  der  Arbeitnehmer  zu fördern.

Ob zur Steigerung der unternehmerischen Selbstwirksamkeit der Einsatz von externen oder internen Coachs hilfreich ist, ist gemäß der empirischen Literatur wahrscheinlich, konnte in dieser Studie allerdings nicht bestätigt werden.

Als ein weiteres wichtiges Ergebnis sollte festgehalten werden, dass das Coaching durch Vorgesetzte direkte positive Auswirkung auf den Unternehmergeist der Mitarbeiter haben kann. Dies gilt in dieser Studie vor allem für die Risikobereitschaft der Mitarbeiter.  

Literatur

Wakkee, I., Elfring,T. & Monaghan, S. (2010). Creating entrepreneurial employees in traditional service sectors. The role of coaching and self-efficiacy. International Journal of Entrepreneurial Management, 6:1-21.

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