Coaching dient der Bearbeitung individueller Themen, die häufig im beruflichen Kontext zu verorten sind. Durch ein Coaching wird der Klient beispielsweise animiert, eine Handlungsstrategie umzusetzen bzw. zu reflektieren – aus Eigeninitiative, Selbsterkenntnis oder Entwicklungsdrang. Wie Barczynski (2018) zusammenfasst, ist Coaching keine Therapie und somit zur Behandlung psychischer Probleme ungeeignet (siehe auch Rauen, 2014). Unter Bezugnahme auf den Deutschen Bundesverband Coaching e.V. (siehe DBVC, 2022) verweist Barczynski (2018) darauf, dass Klienten im Coaching darin unterstützt werden, berufliche Herausforderungen eigenständig zu lösen, indem das Coaching u.a. die Fähigkeit der Selbstreflexion und -wahrnehmung aufseiten der Klienten fördert und die selbstgesteuerte Erweiterung ihrer Möglichkeiten stärkt.
Es ist klar zu betonen, dass die Ausübung therapeutischer Maßnahmen ausschließlich entsprechend approbierten Personen gestattet ist. So hält Meier (2015, S. 38) fest, dass „Psychotherapie […] grundsätzlich nur […] derjenige ausüben [darf], der eine Erlaubnis nach dem Psychotherapeutengesetz (PsychThG) erhalten hat. Als Ausübung der Psychotherapie im Sinne des Psychotherapeutengesetzes definiert § 1 Abs. 3 PsychThG jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren [vor]genommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist“.
Was unterscheidet die Psychotherapie vom Coaching? Nach Rauen (2014) ist die Psychotherapie in Abgrenzung zum Coaching, bei dem die berufliche Rolle des Klienten im Vordergrund steht, u.a. dadurch gekennzeichnet, dass sie die Bearbeitung tiefgehender privater und persönlicher (psychischer) Schwierigkeiten beinhaltet, dass dabei tiefgehende emotionale Probleme thematisiert werden und die Wiederherstellung der psychischen Gesundheit angestrebt wird. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind nach Rauen (ebd.) beispielsweise darin zu sehen, dass im Therapiekontext oftmals eine eingeschränkte Selbstmanagementfähigkeit des Begleiteten vorliegt und der Therapeut häufig die Verantwortung für Inhalt und Ablauf der Maßnahme übernimmt.
Die meisten Coaches haben Strategien entwickelt, um zu erkennen, ob sie mit einem Klienten im Coaching weiterkommen oder die Möglichkeit besteht, dass er in einer therapeutischen Behandlung besser aufgehoben wäre. Neben entsprechendem Fachwissen schaffen letztlich Erfahrungen das notwendige Feingefühl. Vier gesammelte Erfahrungswerte werden im vorliegenden Beitrag dargestellt. Geschildert werden Fälle, bei denen das Coaching für eine Therapie unterbrochen wurde, parallel eine Therapie stattgefunden hat oder das Coaching mit dem Verweis auf eine möglicherweise angebrachte Therapie beendet wurde. Anzumerken ist vorab, dass es einem Coach nicht zusteht, krankheitswerte Störungen zu diagnostizieren. Dies obliegt ausschließlich entsprechend approbierten Personen. Er kann dem jeweiligen Klienten lediglich empfehlen, sich zwecks Klärung des möglichen Therapiebedarfs an Fachpersonal zu wenden, und ihn – sofern dies gewünscht ist – bei der Kontaktanbahnung unterstützen.
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