Regelmäßigen Leserinnen und Lesern dieses Newsletters mag die etwas "reißerische" Titelüberschrift des Themas verwundern. Zu ihrer Beruhigung sei versichert, dass damit nicht ein neuer Stil im Coaching-Newsletter eingeführt werden soll. Vielmehr möchte ich damit zum Ausdruck bringen, dass es auch mich sehr stark verwundert hat, was mir im letzten Jahr von Besuchern des Coaching-Reports zugetragen wurde. Teilweise waren die Schilderungen aufgebrachter Personen, die sich durch einen "Coach" geschädigt sahen, so unglaublich, dass ich diese selbst kaum glauben konnte. Erst nachdem ich mehrere Informationen unabhängig voneinander erhalten und mich mit diversen Kollegen ausgetauscht hatte, kristallisierten sich (leider wenig erfreuliche) Dinge heraus, die die Überschrift mehr als rechtfertigen.
Angeregt durch die Darstellungen zur Auswahl von Coachs im Coaching-Report haben mir mehrere Personen aus eigenem Antrieb ihre negative Erfahrungen berichtet. Teilweise geschah dies ausdrücklich anonym, so dass man diese Informationen sicher vorsichtig bewerten sollte. Nach diversen "Gegenproben" habe ich aber bisher kaum Anlass, an den Berichten zu zweifeln; vielmehr muten sie als "Spitze eines Eisberges" an.
So scheint es zum Procedere einiger "Coachs" zu gehören, Einladungen zu unverbindlichen Vorgesprächen, zum Kennenlernen oder zum "Teetrinken" als Vorwand zu nutzen, dem Gesprächspartner dafür am nächsten Tag eine Rechnung in 4stelliger Höhe zuzusenden. Bei Nichtzahlung wird dann fernmündlich gedroht, anschließend 50% der Summe eingefordert und schließlich geklagt. Vor Gericht fällt dem "Gecoachten" natürlich der Beweis schwer, nicht gecoacht worden zu sein, insbesondere wenn das "Teetrinken" - rein zufällig - in den Büroräumen des "Coachs" stattgefunden hat... Nur wenige Menschen haben in solchen Situationen genügend Mut, Zeit und Geld, den Gang durch die folgenden Gerichtsinstanzen anzutreten. Ein Umstand, der kalt berechnend ausgenutzt wird.
Nun erweist es sich für das menschliche Miteinander als recht kompliziert, sich vor jeder Einladung zum Tee schriftlich bestätigen zu lassen, dass es sich dabei um ein unverbindliches und kostenloses Gespräch handelt. Die bessere Alternative ist es, derartige Besuche bei Unbekannten mindestens zu zweit wahrzunehmen und bei Vorgesprächen mit einem Coach eine schriftliche Terminbestätigung samt eindeutiger Klärung der Kostenfrage zu erbitten. Leider zwingen "schwarze Schafe" gerade den seriösen Anbietern damit eine Misstrauenskultur auf, die dem Coaching nicht zuträglich sein dürfte.
Doch zweifelhafte Vorgehensweisen von manchen "Coachs" beginnen schon in der "Akquisition". So kommt es offenbar vor, das "Coachs" vorzugsweise Einsteiger-Seminare besuchen und dabei andere Teilnehmer und insbesondere Teilnehmerinnen für ein "Coaching" werben. Dies halte ich - vorsichtig formuliert - nicht unbedingt für angemessen.
Selbstverständlich ist es normal, dass auch Coachs Seminare besuchen, sich weiterbilden und so Kontakte entstehen können, die in einem Coaching münden. Allerdings hege ich großen Zweifel daran, dass professionelle Coachs Seminare der Art "Rhetorik für Anfänger" oder "Einstieg in die Moderation" besuchen...
Wer also in entsprechenden Seminaren auf einen "Coach" trifft, sollte sich die Frage stellen, mit welcher Intention dieser an dem Seminar teilnimmt. Fortbildung wird es kaum sein - und wenn es so wäre, dürfte sich die Frage nach der Qualifikation dieses "Coachs" mehr als deutlich stellen.
Grundsätzlich halte ich es für ein Qualitätsprädikat, wenn ein Coach nicht "marktschreierisch" um Klienten buhlt und von der "Großartigkeit" der eigenen Dienstleistung zu überzeugen versucht, sondern dem Klienten eine freie Wahl überlässt.
Ein weiteres Merkmal professioneller Coachs ist es, dass sie potenziellen Klienten Zeit lassen, sich für ein Coaching zu entscheiden. Ein Profi wird niemals jemanden zu einer Unterschrift drängen, er lässt mehrere Tage bzw. Wochen Bedenkzeit. Scharlatanen geht es nur um das Geld. Sie drängen zu einer Unterschrift, indem sie z.B. vorheucheln, man müsse sich sofort entscheiden, weil z.B. gerade ein Klient abgesprungen sei und sie nur deswegen überhaupt Zeit hätten.
Echte Profis wissen, dass ein Coaching nur funktionieren kann, wenn der Klient sich engagiert einbringt und veränderungsbereit ist. Profis haben kein Interesse an einem Coaching, das nicht funktionieren kann, wenn der Klient zu einer Unterschrift gedrängt wurde. Sie wissen, dass man sich damit den Ruf ruiniert und sie lehnen lieber ein Coaching ab, als ein Coaching zuviel anzunehmen.
Kurzum: Professionelle Coachs biedern sich nicht an und drängen nicht zu Unterschriften. Vielmehr haben sie die Referenzen und ein Klientel, um Aufträge auszuwählen und sie sind in der Lage, diese Auswahlkriterien zu benennen und ggf. Kollegen zu empfehlen.
Ebenfalls bedenklich ist das Verhalten von Personen, die bei Vermittlungsanfragen stets sich selbst als Coach empfehlen - obwohl man z.B. aufgrund ihrer Position annehmen sollte, dass die Vermittlung von Coaches zu ihren Aufgaben gehört. So kommt es dann schon mal vor, dass von einem potenziellen Klienten tatsächlich erwartet wird, dass er für ein Coaching 400 km zum Coach fährt, obwohl er ausdrücklich einen Coach in der Nähe sucht. Teilweise mag dies verständlich sein, wenn es um ein Spezialthema geht, das nur wenige Coachs beherrschen. Bei Anfragen zu einer allgemeinen Karriereberatung oder Reflexion der Berufsrolle ist dies jedoch nicht nachvollziehbar.
Zum Schluss sei ein Merkmal hervorgehoben, das IMMER auf einen unseriösen Anbieter hinweist: Wenn der "Coach" vorgibt, für jedes Anliegen des Klienten geeignet zu sein und bei jeder Gelegenheit sein "Könnertum" selbstlobend preist. Derartige Allmacht- und Größenphantasien übertreffen nur noch "Coachs", die sich im Besitz einer allgemeingültigen und immer richtigen Wahrheit wähnen. Vor derartigen Personen sei eindringlich gewarnt, denn derartige Symptome sind nicht nur ein Beleg für Inkompetenz...
Unseriöse Machenschaften sind im Coaching weiter verbreitet, als den seriösen Anbietern lieb sein sollte. Arglosigkeit und Unwissenheit wird meiner Einschätzung nach zu oft ausgenutzt und hat verheerende Folgen für den Ruf einer ganzen Branche.
Wenn Sie einen professionellen Coach suchen, erbitten Sie Referenzen und ggf. eine schriftliche Terminbestätigung für ein Vorgespräch. Fragen Sie einen Coach nach seinen Qualifikationen und fragen Sie sich selbst, ob Kompetenz und Auftreten dieser Person und die Umstände, unter denen Sie sie kennengelernt haben, für oder gegen ein Coaching sprechen. Vergleichen Sie immer mehrere Angebote bzw. Coachs und lassen Sie sich nicht von "wohlklingenden" Titeln, Posten und Organisationen blenden. Weitere Empfehlungen lesen Sie im Coaching-Report.