Erfolg wird oft definiert als "das Ergebnis zweckvollen Handelns" oder "Ergebnis einer Bemühung". Oft wird Coaching gesucht, bevor andere Fragen geklärt sind. Dann ist Coaching im Sinne von Betreuung zwar möglich, aber meist noch nicht zweckvoll.
Ein Beispiel aus dem Sport mag erklären was gemeint ist. Jemand der nach einiger Zeit merkt, dass der Erfolg in der von ihm gewählten Sportart ausbleibt, könnte einen Coach aufsuchen. Dabei kann er schon auf den ersten Misserfolgsgrund treffen: Hat er einen Coach gefunden oder jemanden, der sich nur so nennt? Fand er jemanden, der ihm rät, falls nicht bereits geschehen, zunächst sein Wissen um die Sportart und sein Können mit einem Fachmann bzw. Trainer zu besprechen? Erst wenn die Sachfragen geklärt sind und er trotzdem nicht weiter kommt, mag Coaching angesagt sein. Sinnvollerweise wird der Sportler dann einen Coach auswählen, der Erfahrung im Sport und der Arbeit mit Sportlern hat, also zweckvoll arbeiten kann. Beachtet er dies nicht, könnte er am zweiten Misserfolgsgrund angekommen sein.
Die beste Zeit, ein Problem zu lösen, ist vor dessen Entstehung. Würde dieser Grundsatz immer befolgt, entstünden wesentlich weniger Probleme. Folgen wir der Definition "Probleme sind Soll-Ist-Differenzen bei unbekannter Lösung oder unbekanntem Lösungsweg", dann können wir annehmen, dass potentielle Klienten deshalb Hilfe bei einem Coach suchen. Würden sie die Situation als Aufgabe (Soll-Ist-Differenz bei bekannter Lösung oder bekanntem Lösungsweg) erleben, könnten sie sich selbst helfen.
Ich habe ein Problem
Viele potentielle Klienten beginnen das Gespräch mit dem potentiellen Coach deshalb auch mit den Worten "ich habe ein Problem" und manche Coaches antworten darauf mit "das wird schon kein Problem sein" oder "das können wir lösen". Manche belehren sogar "es gibt keine Probleme".
Wer ohne Kenntnis dessen, was der Partner als Problem erlebt, schon bagatellisiert, Lösungen verspricht oder belehrt, stellt damit oft schon zu Beginn die Weiche in Richtung Misserfolg. Unterliegt der Coach dem "Erfahrungsfehler", weil ihm das, was er Erfahrung nennt, schon oft bei Problemlösungen geholfen hat, oder haftet er an einer zu modellorientierten Ausbildung, kann es leicht dazu kommen, dass er, wie Maslow es einmal formulierte, "den Hammer hat" und "das Problem zum Nagel macht".
Erfahrung
Gerade "Erfahrung" wird oft bemüht, um den Eindruck von besonderem Wissen und Können zu erreichen. Doch Erfahren ist ein Prozess, der nur dann hilfreich ist, wenn er zu Wissen und Können führt. Und Wissen und Können lassen sich messen! Ein Klient berichtete mir im Erstgespräch, dass sein seitheriger Coach auf die Frage, was er mit Erfahrung meine, ins Schwimmen geraten sei. Auch konkretere Fragen nach Definitionen, z.B. die Abgrenzung von Problem und Konflikt und Motivation habe er nicht beantworten können.
Nun sind Klienten nicht dazu da, den Coach zu examinieren. Ein Recht zu erfahren, ob der Coach weiß, wovon er spricht, haben sie allemal. Einem Arzt, der Fragen nach der Wirkungsweise von Medikamenten mit "die Erfahrung zeigt, dass es hilft" beantwortet, würde wohl kaum jemand zutrauen, dass er genau weiß, was er wann zu tun hat.
Verwaschener Coaching-Begriff
Sicher sind solche Situationen Ausnahmen, aber es sind die Ausnahmen, die der Coaching-Branche insgesamt genauso schaden wie der Umstand, dass inzwischen fast jede Aktivität, die für oder mit jemandem realisiert wird, Coaching heißt. Selbst Frisuren- oder Ernährungs-Coaching soll es geben. Je verwaschener der Coaching-Begriff wird, desto misstrauischer werden die potentiellen Klienten.
Kann der Coach sich dann nicht entsprechend präsentieren, ist das einer der Gründe, aus denen heraus der Coaching-Prozess schwierig wird.
Dass manche Coachings und damit die Klienten aber trotz qualitativ gutem und quantitativ umfassendem Coaching erfolglos bleiben, hat, wenn der Coach qualifiziert ist und wirklich helfen will, auch andere Gründe.
Nehmen wir an, sie liegen beim Klienten, dann
Die genannten Gründe treffen mehr oder weniger auch bei dem Klienten zu, der das Coaching selbst bezahlt. Gründe können auch in fehlender Information, rein werbemäßig aufgemachten Homepages und mangelhafter Aufklärung bzw. Information durch den Coach vor Beginn des Prozesses begründet oder verstärkt worden sein.
Nehmen wir an, die Gründe lagen beim Coach, dann könnte
Auch im auftraggebenden Unternehmen, falls es dieses gab, können Fehler gemacht worden sein:
Es ist kein Zufall, dass die beim Coach liegenden Gründe in der Mehrzahl sind. Schließlich ist er dafür verantwortlich, dass er seinen Auftrag erfolgreich ausführt. Das kann, je nach Auftraggeber, im Sinne eines Unternehmens, eines Verwandten oder Bekannten oder im Sinne des Klienten sein. Ein verantwortungsbewusster Coach wird Störungen in der Arbeit mit dem Klienten offen ansprechen und, treten diese vor Beginn der Zusammenarbeit auf, einen Auftrag ablehnen oder, falls sie im Prozess auftreten und unlösbar sind, den Prozess abbrechen.
Versteht er dann seine Rolle, in der er zur Selbsthilfe helfen sollte, richtig, analysiert er die Gründe für den Misserfolg evtl. zusammen mit seinem Klienten und empfiehlt ihm weitere Schritte. Um das am Anfang genannte Beispiel aufzugreifen: erst das Wissen zu erarbeiten, sich dann zu entscheiden aufzuhören oder weiter zu machen, bei positiver Entscheidung zu trainieren und erst dann einen Coach zu konsultieren, wenn er dabei trotz Wissen, Können und Wollen, nicht zum Erfolg kommt.