„Coaching muss zur Regel werden“, lautet das erste Kapitel des Bestsellers „The Coaching Habit“, der sich an Führungskräfte richtet und im Kern die Botschaft vertritt: „Reden Sie weniger und fragen Sie mehr.“ Seinem Autor Michael Bungay Stanier bescherte das Buch international viel Aufmerksamkeit. Mit weltweit über 750.000 verkauften Exemplaren und über 1.000 Fünf-Sterne-Kundenrezensionen bei Amazon avancierte es zu einem der meistverkauften Coaching-Bücher der letzten Jahre und ebnete dem Gründer des kanadischen Beratungsunternehmens Box of Crayons den Weg aufs internationale Parkett als Speaker und Coaching-Vordenker.
Mittlerweile gilt der gebürtige Australier Bungay Stanier als Coaching-Experte, der es sich auf die Fahne geschrieben hat, Coaching aus dem Elfenbeinturm der Manageretagen zu holen und als „alltägliches Führungsverhalten“ zu etablieren. So wurde der ehemalige Rhodes Scholar 2019 vom renommierten Managementranking Thinkers50 für die Shortlist des Coaching-Awards nominiert und vom US-amerikanischen Executive-Coach Marshall Goldsmith im Rahmen seiner Website Leading Global Coaches als „#1 Thought Leader on Coaching“ geadelt. Zuvor erhielt Bungay Stanier bereits die Auszeichnung „Canadian Coach of the Year“ (2006). Seit 2016 ist er in das Projekt „100 Coaches“ eingebunden, mit dem Goldsmith sein Wissen nach dem Paying-it-forward-Prinzip weiterreichen will. Vor kurzem erschien auf Englisch sein neues Buch „The Advice Trap. Be Humble, Stay Curious & Change the Way You Lead Forever“, das an „The Coaching Habit“ anknüpft und für das momentan kräftig die Werbetrommel gerührt wird. Die deutsche Ausgabe ist derzeit beim Vahlen Verlag in Vorbereitung.
Bei der Vermarktung seiner Bücher kann der in Toronto ansässige Wahlkanadier auf ein breites Netzwerk von Unterstützern und Fans zurückgreifen, das er sich in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat. Zweifelsohne ist Bungay Stanier ein versierter Marketing- und Kommunikationsstratege, der es versteht, für seine Produkte und Dienstleistungen große Reichweite zu generieren. Insbesondere investiert er dabei – neben seinen Büchern – in die Video- und Podcast-Produktion und zunehmend auch in Soziale Netzwerke wie LinkedIn, Instagram und Twitter. Ein weiterer wichtiger Bestandteil seiner Content-Marketing-Strategie sind die auf seiner Homepage frei abrufbaren Medien – Artikel, Blog-Beiträge, Interviews, Podcasts und Videos sowie zahlreiche Informationen und Zusatzmaterialien zu seinen Büchern. Aktuell findet man zu „The Advice Trap“ beispielsweise neben praxisorientierten Fragebögen, Arbeitsblättern und Downloads auch die aufwendig produzierte Videoserie „The Year of Living Brilliantly“, die ihren Abonnenten kostenlos ein kurzes Video pro Woche von ausgewählten prominenten Persönlichkeiten wie Liz Wiseman oder Marshall Goldsmith verspricht. Hierbei spielt die Intention, eine exklusive Community aufzubauen, eine wichtige Rolle.
Insbesondere bei der Produktion seiner Bücher zeigt sich, dass Bungay Stanier ein unermüdlicher und kreativer Tausendsassa ist, der ein gutes Gespür für den Nerv der Zeit besitzt und bei seinen ausgefeilten Kommunikationsmaßnahmen kaum etwas dem Zufall überlässt. So überrascht es nicht, dass er auch seine Bücher mittlerweile in Eigenregie produziert. Nachdem es ihm nicht gelungen war, für „The Coaching Habit“ einen geeigneten Verlag zu finden, habe er beschlossen, das Buch selbst zu veröffentlichen, erzählt er im Gespräch mit dem Coaching-Magazin. Er engagierte ein Team von Experten, die ein innovativ gestaltetes, praktisches und interaktives Buch produzierten und es erfolgreich zum Bestseller vermarkteten.
Als agiler Netzwerker zeigt sich der bekennende Vielleser auch in seinen Podcasts, deren mediales Potenzial er früh erkannte und die er seit 2009 kontinuierlich erstellt. Aktuell betreibt er u.a. den Podcast „We Will Get Through This”, in dem er mit renommierten Führungskräften, Autoren und Vordenkern unserer Zeit über Resilienz spricht. Über 40 Episoden in zwei Staffeln stehen bereits zur Verfügung.
Inhalte und Programm seiner Bücher und Videos sind eng mit dem von ihm 2002 in Toronto gegründeten Unternehmen Box of Crayons verzahnt. Bungay Stanier, der im australischen Canberra aufwuchs und dort Jura und Englische Literatur studierte, bevor er an der Oxford University als Rhodes Scholar seinen Master in Moderner Literatur absolvierte, kam 2001 durch seine Frau Marcella, eine gebürtige Kanadierin, nach Toronto, wie er dem Coaching-Magazin berichtet. Zuvor hatte er in London und Boston mehrere Jahre bei verschiedenen Beratungs- und Consultingunternehmen in den Bereichen Change Management sowie Kreativitäts- und Innovationsmanagement gearbeitet und dort auch Erfahrungen im Coaching und Training gesammelt. Nach dem Umzug nach Toronto beschloss er, sich in diesem Bereich selbstständig zu machen. Doch, wie Bungay Stanier im Gespräch einräumt, musste er schnell feststellen, dass „die Arbeit als Vollzeit-Coach“ ihn nicht ausfüllte. Vor allem seine „performative Seite und sein Interesse am Unterrichten“ seien zu kurz gekommen, gesteht er rückblickend ein und fährt fort: „Daher habe ich zu meiner eigenen Überraschung den Beruf des Coachs wieder an den Nagel gehängt und mich dem hochgesteckten Ziel verschrieben, Coaching und eine coachende Haltung für jedermann zugänglich und verständlich zu machen.“
Folglich setzte er mit seinem Unternehmen Box of Crayons den Fokus darauf, Coaching zu „demokratisieren“ und aus der exklusiven Nische herauszuholen, um das Potenzial von Mitarbeitern und Teams zu entfesseln. Anknüpfend an die im angloamerikanischen Raum weithin praktizierte Form des Coachings durch die Führungskraft fordert er in seinem Buch „The Coaching Habit“, welches das Programm von Box of Crayons widerspiegelt, dass der Zugang zu Coaching niedrigschwellig sein und Coaching als tägliche, informelle Handlung in den Führungsalltag einfließen müsse. Seine provokante These lautet: „Coaching ist einfach“ und „Sie können jemanden in zehn Minuten oder weniger coachen.“ Hierfür müssten viel beschäftigte Manager eine Coaching-Haltung entwickeln, die im Kern darin bestehe, weniger Ratschläge zu geben und stattdessen offene Fragen zu stellen. Dies erfordere eine Verhaltensänderung: „Das Ratschlag-Monster muss gezähmt werden.“
Auch wenn viele seiner Themen „Wein in alten Schläuchen“ seien, wie er einmal selbst in einem Podcast bekannte, so ist es doch Bungay Staniers Verdienst, komplexe Sachverhalte in griffige, prägnante Aussagen zu verpacken, die bei der Zielgruppe Wirkung erzielen. Er versteht es, kurzweilig und unterhaltsam und gleichzeitig fundiert und überzeugend am Business-Alltag orientiert zu schreiben. Auch hier zeigt sich sein Gespür für Marketing und Kommunikation.
Unter Bungay Staniers Ägide entwickelte sich Box of Crayons in den letzten 17 Jahren zu einem erfolgreichen Unternehmen im Bereich „Learning und Development“, das Coaching als strategische Kompetenz propagiert und Firmen dabei unterstützt, ihre Führungs- und Firmenkultur zu verändern. Zu den Klienten von Box of Crayons, welches mittlerweile neben den mehr als 20 Angestellten ein Team von annähernd 20 Programmleitern beschäftigt, wie der Firmengründer im Interview berichtet, zählen zahlkräftige Global Player wie Microsoft, Volvo, Gucci, die Vereinten Nationen, Sotheby's und PwC. Das breit gefächerte Portfolio an Schulungen, die digital, virtuell und live angeboten werden, vermittelt Führungskräften auf der ganzen Welt Coaching-Kompetenz sowie eine coachende Grundhaltung. Laut Angaben auf der Firmen-Webseite haben mittlerweile bereits mehr als 100.000 Menschen an den Programmen teilgenommen und gelernt, das Führungsprinzip des Ratschlag-Gebens durch das der Neugier zu ersetzen. Neugier ist für Bungay Stanier ein Zauberwort, eine Art „Wunderwaffe“ und „das Herz guter Führung“. Eine coachende Grundhaltung basiere darauf, „demütig und neugierig zu bleiben und nicht in übereiltes Handeln und Erteilen von Ratschlägen zu verfallen“, erläutert er. Er sei überzeugt, dass eine von Neugier geleitete Kultur resiliente, produktive und innovative Mitarbeiter, Teams, Führungskräfte und Unternehmen hervorbringe.
Dieser Leitgedanke prägt nicht nur Box of Crayons, sondern steht auch im Zentrum seines aktuellen Buches „The Advice Trap“ und seines Unternehmens MBS.works, das er 2019 gegründet hat. Zeitgleich mit der Neugründung gab er im letzten Jahr die Geschäftsführung von Box of Crayons ab und richtete seine Geschäftsfelder neu aus. Gegenüber dem Coaching-Magazin scherzt er, dass Box of Crayons nun in wesentlich besseren Händen sei, da er nie ein „sonderlich herausragender CEO“ gewesen sei. Sein Plan sei es, sich nun „weg vom B2B (auf Organisationen ausgerichtet) hin zum B2C (auf Einzelpersonen ausgerichtet) zu entwickeln und verstärkt den einzelnen Menschen als Katalysator für Veränderungen in den Blick zu nehmen.“
Mit der Gründung von MBS.works ist auch Bungay Staniers Rolle als gefragter Keynote-Speaker stärker in den Vordergrund gerückt und bildet ein zentrales Standbein des Unternehmens. Presseberichten zufolge genießt er den Ruf eines charismatischen und humorvollen Redners und Performers, dem es gelingt, sein Publikum zu aktivieren und zu überraschen. Diesen Eindruck vermitteln auch die zahlreichen Videos, die im Internet von seinen Auftritten zur Verfügung stehen. Bungay Stanier, dessen Markenzeichen bunte Hemden und ein ausgeprägter Sinn für Witz und Humor sind, versteht es, seine Auftritte emphatisch, authentisch, expressiv und zugleich praxisorientiert zu gestalten und in Interaktion mit dem Publikum zu treten. Mit seinem Talent zur Perfomance und zum Storytelling vermag er es, seine Themen auf unterhaltsame, leidenschaftliche Art und Weise zu vermitteln und sein Publikum aufzurütteln und zu inspirieren. Auf seiner Website heißt es, dass er sich vor einer Gruppe von 20 Menschen genauso wohl fühle wie vor einem Publikum von 10.000. Laut Angaben von Speaking-Agenturen bewegen sich seine Gagen im fünfstelligen Bereich.
Wenig verwunderlich spiegeln die Themen von Bungay Staniers Auftritten das Programm seiner Bücher wider und tragen Titel wie „The Five Question Leader”, „How to Tame your Advice Monster“ oder „The Coaching Dojo“. Zu den Highlights seiner Auftritte in der jüngsten Vergangenheit zählten Einladungen von Google, Microsoft, den HRPA- und SHRM-Konferenzen sowie sein TEDx-Talk im März 2020, der bei YouTube kürzlich die 100.000-Aufrufe-Marke geknackt hat, wie Bungay Stanier auf LinkedIn stolz verkündete. In Zukunft werde er pro Jahr aber nicht mehr als „30 Speaking-Gigs” geben, kündigt er auf seiner Website an, davon biete er fünf Auftritte zum reduzierten Preis für Non-Profit-Organisationen an.