Unternehmen haben ein großes Interesse daran, dass ihre Mitarbeiterinnen die Elternzeit kurz halten und bald wieder ins Unternehmen einsteigen. Studien und Erfahrungen von Experten belegen, dass die Kosten mit der Dauer der betrieblichen Abwesenheit steigen und die Eingliederung länger dauert. Wissenslücken vergrößern sich, weil die tägliche Praxis und Routine fehlen, sich Abläufe im Betrieb ändern und der technische Fortschritt schnell voranschreitet. Und dennoch scheint es in Unternehmen Hindernisse zu geben, sich dem Potenzial von Wiedereinsteigerinnen zuzuwenden. Unternehmen nehmen an, dass Frauen nach einem langen Ausstieg nicht mehr qualifiziert sind.
Ein weiterer Aspekt ist die Verfügbarkeit. Viele Mütter wünschen sich nach der Auszeit flexible Arbeitszeitbedingungen, die in den Unternehmen nicht vorgesehen sind, weil sie beispielsweise nicht in den betrieblichen Ablauf passen. Außerdem haben Unternehmen die Sorge, dass die Kinderbetreuung nicht ausreichend gesichert ist und Ausfallzeiten kurzfristig nicht ausgeglichen werden können. Auch scheint es schwierig zu sein, Wiedereinsteigerinnen mit geänderten (familiären) Rahmenbedingungen in das bestehende Team zu integrieren und eine gewisse Akzeptanz zu entwickeln. Berufsrückkehrerinnen erleben insbesondere Frauen in Führungspositionen und Kolleginnen ohne Kinder weniger verständnisvoll gegenüber der Familiensituation.
Ein integriertes Wiedereinstiegsmanagement ist für die Rückkehr von Frauen von Vorteil. Den Frauen sind der Kontakt zum Unternehmen und eine damit verbundene Unterstützung während der Familienphase sehr wichtig. Die Mitarbeiterinnen fühlen sich mit dem Unternehmen verbunden, die berufliche Selbstsicherheit bleibt stabil und der Wiedereinstieg in den Job gelingt leichter. Die Mitarbeiterinnen erleben die Arbeitsunterbrechung seltener als Nachteil und sie kommen schneller wieder ins Unternehmen zurück. Außerdem erlangen die Unternehmen durch ihre familienfreundliche Kultur eine Arbeitgeberattraktivität, die Mitarbeiter bindet und neue Mitarbeiter neugierig macht.
So haben Unternehmen und ‚Familienzeitlerinnen‘ im Grunde gleichermaßen ein großes Interesse an Kontakt und Wiedereingliederung. Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen zu einem schnellen Wiedereinstieg ermutigen, müssen sie auch für die notwendigen Bedingungen sorgen. Denn Frauen kehren nicht um jeden Preis wieder in den Beruf zurück. Um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, sind sie auf flexible Beschäftigungsverhältnisse und zuverlässige Betreuungssysteme angewiesen.
Ein familienfreundlicher Arbeitsplatz geht allerdings weit über die Einrichtung von Betriebskindergärten und die Schaffung von Teilzeitangeboten hinaus. Es ist vielmehr eine familienbejahende Kultur in Unternehmen, die auf allen Ebenen gelebt wird – vom Geschäftsführer bis zum Hausmeister. Diese akzeptierende Haltung zeigt sich in verlässlichen Dienstplänen, klaren Vereinbarungen und einer offenen Dialogkultur. Familienfreundliche Unternehmen respektieren die familiären Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter mit einem klaren Ja zum Thema Familiengründung und in einem toleranten Verständnis gegenüber den Anforderungen in Familien. Glückwünsche zur Geburt des Kindes gehören genauso dazu wie Betriebsfeste mit Angeboten für Familien sowie die Erlaubnis, Kinder in besonderen Situationen mit zur Arbeit bringen zu dürfen.
Ein erfolgreicher Wiedereinstieg ist in einer familienfreundlichen Unternehmenskultur auch keinesfalls nur Aufgabe der Geschäftsführung oder der Mütter selbst. Ebenso wichtig ist es, Führungskräfte, Kollegen und Teams einzubinden. So können auf kreative Weise übergreifende gemeinsame Konzepte entwickelt werden, bei denen jeder Mitarbeiter in die Verantwortung genommen wird, sich auf Veränderung einzustellen und diese auch mitzutragen. Gefragt sind tragfähige, konstruktive und individuelle Lösungen, die strukturiert bereits beim Ausstieg in den Blick genommen werden. Ein Handlungsleitfaden hilft, Bedürfnisse von Arbeitergeber und Mitarbeiterin gleichermaßen zu berücksichtigen.
Ein systematisches Wiedereinstiegsmanagement kann die Rückkehr erleichtern. Beispiele:
Am wichtigsten ist es allerding, dass beide Seiten den Wiedereinstieg wollen und dass die Unternehmen den Kontakt zu den Müttern halten. Passive Kontakthaltemaßnahmen können sein: Angebot eines Lotsensystems, Zugang zu internen Informationen, Teilnahme an betrieblichen Veranstaltungen, Austausch mit anderen Müttern im Unternehmen, u.a.
Mit aktiven Kontakthaltemaßnahmen können Mitarbeiterinnen und Arbeitgeber den Wiedereinstieg bereits in der Familienphase konkret erproben. Wie funktioniert die Doppelbelastung Familie und Beruf, sind die Arbeitsanforderungen optimal, gibt es alternative Tätigkeitsfelder im Unternehmen, gelingt die Abnabelung vom Kind, ist Weiterbildung oder Qualifizierung erforderlich? Kurzfristige Einsätze in Projekten, bei Urlaubsvertretung, in Hospitationen in anderen Abteilungen und Angebote betrieblicher Weiterbildung halten die Verbindung aufrecht.
In einem systematischen Wiedereinstiegsmanagement kann ein 3-Tage-Worshop Wiedereinstieg die Integration der Frauen positiv unterstützen. Das Programm umfasst drei Tage sowie zwei Einzel-Coachings für jede Wiedereinsteigerin. Zwischen den einzelnen Tagen liegen 6–8 Wochen. Zeit, in denen die Frauen allein oder im Austausch mit anderen Wiedereinsteigerinnen an ihren individuellen Themen arbeiten. Jede Frau kann selbst entscheiden, wann sie die jeweiligen Einzel-Coachings in Anspruch nimmt. Dies kann persönlich oder telefonisch geschehen. Das Angebot richtet sich an Frauen in Familienzeit, die den Wiedereinstieg vorbereiten möchten sowie an Frauen, die bereits seit kurzem wieder im Unternehmen arbeiten – vielleicht in einer geringen Stundenzahl. Das Angebot ist insbesondere eine Chance für Unternehmen, die Frauen zu erreichen, die mehrjährig aus dem Unternehmen raus sind. In einer heterogenen Zusammensetzung der Teilnehmerinnen liegt ein erhöhter Lerngewinn für die Frauen.
Das Programm ist gut geeignet für Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil. Eine ideale Größe ist ein Unternehmen mit 1.000 Mitarbeitern und einem 50prozentigen Anteil von Mitarbeiterinnen. Das Programm ist grundsätzlich für alle Berufsgruppen und Hierarchiestufen geeignet. Es bietet sich allerdings an, bestimmte Berufe zusammenzufassen. In einem Verlag können durchaus Kauffrauen und Medienschaffende in einem Workshop sitzen, unabhängig davon, ob sie eine Führungs- oder Fachkraft sind. In einem Krankenhaus beispielsweise eignet es sich nicht, Ärztinnen und Reinigungsfrauen an einem gemeinsamen Workshop teilnehmen zu lassen. In einem Unternehmen aus dem Bereich Finanzen können sich Frauen aus allen Hierarchieebenen sehr sinnvoll gegenseitig bereichern und unterstützen.
Mit einem Wiedereingliederungsmanagement senken die Unternehmen nicht nur ihre Personalkosten. Weitere Vorteile für Unternehmen sind:
Mit der Teilnahme an dem 3-Tage-Workhsop Wiedereinstieg bereiten sich die Mitarbeiterinnen Schritt für Schritt auf ihren beruflichen Einstieg vor. Hierbei gilt es Fragen zur Vereinbarkeit von Kind bzw. Familie und Beruf zu beantworten, zur aufkommenden Doppelbelastung (gibt es passende Angebote zur Kinderbetreuung?), zu Arbeitsanforderungen (ist eine Qualifizierung oder Weiterbildung erforderlich?) und zu alternativen Arbeitszeitmodellen und Tätigkeitsfeldern (sind kurzfris tige Einsätze, z.B. in Projekten, Urlaubsvertretungen, Hospitationen möglich?).
Das Coaching-Programm Wiedereinstieg gliedert sich in vier Phasen: Orientierung, Standortbestimmung, Entwicklung, Transfer.
Es ist gerade am Anfang wichtig, die Teilnehmerinnen genau dort abzuholen, wo sie gerade stehen, nämlich mit beiden Beinen in der Familie. Nicht selten kommen die Mütter gestresst und ein wenig erschöpft in den Workshop. Viele Mütter lassen ihr Kind zum ersten Mal länger in fremder Obhut, haben kaum Zeit etwas anderes zu tun, als sich um Kind und Familie zu kümmern, finden wenig Ruhe, mal in ein (Fach-)Buch zu schauen oder berufliche Informationen aus dem Unternehmen zu überfliegen. Aus Sorge, ob zu Hause alles in Ordnung ist, schauen sie dauernd auf ihr Handy, können nicht gut zuhören und es fällt ihnen teils schwer, sich zu konzentrieren. Am ersten Tag müssen sich die Mütter zunächst mal einstimmen auf ein völlig anders Thema: den Wiedereinstieg ins Unternehmen. Das ist eine bewusste Überzeichnung der Situation und soll deutlich machen, dass Frauen in der Familienphase sich in einer völlig anderen Lebenssituation befinden und häufig alles andere im Kopf haben, nur nicht den Wiedereinstieg in den Job.
Sind die Frauen gedanklich angekommen, wird deutlich, dass ihnen der Kontakt zum Unternehmen fehlt und sie eine konkrete Unterstützung hilfreich finden. Die Frauen freuen sich auf den Wiedereinstieg. Sie wünschen sich berufliche Anerkennung, Abwechslung und Austausch mit den Kollegen. Auf der anderen Seite macht ihnen der Wiedereinstieg psychisch Druck, Ängste und Schuldgefühle begleiten das Thema. Die Teilnehmerinnen erhoffen sich von dem Workshop mehr Selbstbewusstsein, Zielklarheit, Ideen für Lösungen, Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten und Qualifikationen und konkretes praktisches Training.
In einem weiteren Schritt gilt es, den Blick zu weiten, über den Tellerrand zu schauen und sich zunächst zu erlauben, in die eine oder andere Richtung zu denken. Es ist wichtig für die Mütter, dass sie sich nicht blockieren lassen mit den Gedanken „ja, aber …“ oder „geht nicht, weil …“. Sich öffnen für eine neue Vision, in der erst mal alles möglich ist und sein darf. Gedanklich Räume betreten und innerlich ausschmücken: Wie könnte der ideale Wiedereinstieg aussehen? Wie sieht ein idealer Arbeitsplatz aus? Welche Leidenschaften, Träume schlummern in mir? Für welche Themen kann ich mich begeistern? Welche Vorbilder habe ich, welche Menschen beeindrucken mich. Und die Frage: Was würde ich am liebsten tun, wenn ich nicht scheitern könnte? Es ist wichtig, den Müttern Raum zu geben, mit diesen Fragen, Antworten und Eindrücken zu spielen, zu malen, zu schreiben und darüber mit anderen zu reden. Der Realitätscheck kommt später. Im Ergebnis steht das Bewusstsein darüber, wie hoch die eigene Energie, Motivation und Zeit der Mütter ist, den Wiedereinstieg zu planen und sich zu fragen, was auf diesem weiteren Weg benötigt wird und wie sich die verbleibende Elternzeit produktiv nutzen lässt.
Am ersten Tag wird außerdem die Methode der kollegialen Unterstützung eingeführt. Die Teilnehmerinnen finden sich zu Kleingruppen zusammen, treffen sich zwischen den Terminen und arbeiten selbstständig an konkreten Aufgaben, Fragen und Problemen. Das erweist sich als sehr hilfreich für die Frauen, weil diese Teams meist über den Workshop hinaus erhalten bleiben und die Frauen sich auch nach dem Wiedereinstieg gegenseitig mit diesem Instrument unterstützen.
In einer langen Familienphase kann eine Frau viel von ihrer Selbstsicherheit verlieren und einst erworbene berufliche Kompetenzen geraten in den Hintergrund. Deshalb kann es ein guter Schritt sein, ein erstes Profil mit den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten zu erstellen, nach Interessen und der Motivation zu fragen und vergangene Erfolgsgeschichten zu erforschen: Was hat früher einmal besonders viel Spaß gemacht und worin waren die Frauen erfolgreich? Gab oder gibt es besondere Hobbys, die bestimmte Fähigkeiten erfordern? Engagieren sich die Mütter in der Schule ihrer Kinder im Elternbeirat? Haben die Frauen in der Familienphase mal einen Computerkurs besucht?
Aber auch Frauen, die ausschließlich für die Familie da waren, haben Fähigkeiten erworben, die im Berufsalltag als soziale Kompetenzen relevant sind: Familienarbeit kann für Stresssituationen belastbarer machen, Kommunikation und Verhandlungsgeschick im Umgang mit Lehrern, Handwerkern, Behörden lässt sich ausbauen und die Organisationsfähigkeit wird geschult, indem die Frauen Urlaube planen, Umzüge und Renovierungen durchführen und große Familienfeste ausrichten. Die Liste lässt sich endlos weiterführen.
Die Frage, mit der sich in dieser Phase beschäftigt wird, heißt: Welche sozialen/persönlichen und fachlichen Kompetenzen werden in der beruflichen Situation erwartet? Welche Kompetenzen habe ich? Wie lassen sich die (Familien-)Kompetenzen auf die berufliche Situation übertragen und wo gibt es zusätzliche Weiterbildungsmöglichkeiten/Lernfelder/Nachholbedarf? Ergeben sich Alternativen in anderen Abteilungen/Positionen im Unternehmen? Hier wird vor allem die Veränderung als Chance thematisiert und darauf eingegangen, dass es Widerstände und Ängste gibt, die natürlich sind und dennoch abgebaut werden können.
Natürlich möchten die Unternehmen auch ihre männlichen Mitarbeiter ansprechen; es zeigt sich zwar, dass Väter häufiger als noch vor einigen Jahren Elternzeit nehmen (kürzlich auch in der FAZ zu lesen). Allerdings steigen sie meist bereits nach wenigen Monaten wieder in den Job ein, auch um keine Nachteile in ihrer beruflichen Entwicklung in Kauf nehmen zu müssen.
In dieser Workshop-Phase stehen organisatorische und strukturelle Fragen im Vordergrund: Wie sorge ich für ein optimales Familienmanagement, welche Hindernisse tauchen auf und wie erreiche ich eine ausgewogene Work-Life-Balance? Aber vor allem: Wie erarbeite ich mir emotionale Strategien, um Erwartungen, die ich selbst mir stelle und die mir von außen begegnen? Es werden Prioritätenlisten mit den täglich anfallenden Aufgaben erarbeitet mit dem Ziel, sich selbst und die Familie „neu“ zu organisieren. An dieser Stelle sind die Frauen zum einen erstaunt, was sie alles über den Tag hinweg erledigen, setzen sich aber auch kritisch und humorvoll mit der Frage auseinander, ob es tatsächlich wichtig ist, die Unterwäsche zu bügeln oder einmal im Monat die Fenster zu putzen. Mit Humor und Selbstironie in lockerer Atmosphäre erarbeiten sich die Frauen offen und kreativ Lösungen, die zu ihnen passen oder die es wert sind ausprobiert zu werden. Die Mütter trainieren in dieser Einheit außerdem Kommunikationsstrategien, um Gespräche zielorientiert führen zu können.
Die Erfahrung zeigt, dass sich die Unternehmen zwar dem Thema Wiedereinstieg annehmen, allerdings mit unterschiedlichen und geringen, meist nicht strukturierten Maßnahmen. Außerdem lassen sich die Unternehmen schwer überzeugen, Frauen mit einem speziellen Coaching-Programm zu unterstützen. Häufig sehen die Verantwortlichen den Mehrwert nicht. Sie fragen sich außerdem wie sie bestimmte Maßnahmen, z.B. ein 3-Tage-Coaching-Workshop gegenüber den anderen Mitarbeitern rechtfertigen können. Auf der anderen Seite wird deutlich, dass Unternehmen in Zeiten von Wandel, Fachkräftemangel und Wettbewerb um eine familienbewusste Unter nehmenspolitik langfristig nicht drum herum kommen. Familienfreundliche Unternehmen können sich erfolgreich als attraktiver Arbeitgeber positionieren.
Ein systematisches Wiedereinstiegsmanagement mit einem 3-Tage Workshop Wiedereinstieg ist ein Gewinn für die Unternehmen. Ob für Wiedereinsteigerinnen, Querdenkerinnen oder Spät-Blühende. Ein Potenzial, dem sich die Unternehmen in Zukunft mehr widmen können.
Übrigens: Das Ein-Tages-Seminar in dem großen Verlag ist an einen anderen Coach vergeben worden …