Ausgehend von dem betriebwirtschaftlichen bzw. Management-Konzept der Balanced Scorecard wurde eine "Private Balanced Scorecard" zum Einsatz im Coaching entwickelt, die in der Personal-Entwicklung eingesetzt werden kann.
In den letzten Jahren hat die Balanced Scorecard (BSC) in der Management- bzw. Unternehmensberatung großen Anklang gefunden. Es handelt sich hierbei um eine Methode, mit deren Hilfe eine Unternehmensstrategie auf relevante, messbare Erfolgsfaktoren in Form von Kennzahlen in den vier Perspektiv-Bereichen:
ausgerichtet wird.
Die Methode beruht letztlich auf der Erkenntnis, dass Zielorientierung, Messbarkeit der Ziele und die Kommunizierbarkeit der Unternehmensstrategie, detailliert bezogen auf die einzelnen Unternehmensbereiche, wichtige Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens sind.
Ausgehend von dem betriebwirtschaftlichen bzw. Management-Konzept der Balanced Scorecard habe ich eine "Private Balanced Scorecard" zum Einsatz im Coaching entwickelt, die in der Personalentwicklung eingesetzt werden kann. Sie beruht auf den folgenden Perspektiven (wobei diese im Einzelfall kein Muss sind, sondern z.B. auch Offenheit für weitere Themen besteht):
Die Entwicklung einer "Private Balanced Scorecard" beginnt nach der Formulierung einer persönlichen Vision bzw. Mission und der strategischen Ziele in den einzelnen Perspektivbereichen (z.B. im Bereich "Körper & Gesundheit": "Ich bin gesund und körperlich fit").
Es folgt eine Analyse der Stärken und Schwächen bzw. der Chancen und Risiken in den jeweiligen Perspektivbereichen.
Anschlieflend werden konkrete wohlgeformte Ziele für die einzelnen Perspektiven definiert (z.B.: "Ich jogge mindestens drei mal pro Woche jeweils 20 Minuten lang").
Checklisten und ein Vertrag mit sich selbst (Prinzip der Schriftlichkeit!) dienen der Selbstkontrolle und gleichzeitig der Unterstützung der Eigenmotivation zur Erreichung der selbstdefinierten Ziele in den jeweiligen Perspektivbereichen.
Der Coachingklient, Herr H., Geschäftsführer eines mittelständischen Verlages für Printmedien, hatte bereits zwei Herzinfarkte hinter sich. Nach dem letzten Infarkt fasste er viele gute Vorsätze, die aber im Alltag nicht lange überlebten. Herr H. erkannte, dass er gründlich umdenken musste und dass er hierzu professionelle Hilfe benötigte.
Zunächst wurde im Coaching-Gespräch geklärt, welche langfristigen Ziele Herr H. hatte. Es zeigte sich, dass Herr H. zwar gerne arbeitete, aber seine berufliche Tätigkeit als „viel zu stressig“ erlebte. Allerdings nahm er dies in Kauf, weil die Familie das Geld benötigte.
Mit Herrn H. wurde herausgearbeitet, dass Geld lediglich Mittel zum Zweck ist. Sein eigentliches Lebensziel war, „einfach glücklich und zufrieden“ zu sein, und zwar in allen Lebensbereichen: Bei der Arbeit, im Kontakt mit seinen Mitmenschen, in seiner Familie, das alles natürlich auf der Grundlage einer guten körperlichen und geistig-psychischen Verfassung.
Ausgehend von der Vision „Glück und Zufriedenheit“ wurden mit Herrn H. vier Bereiche (Perspektiven) ausgewählt, für die konkrete Maßnahmen definiert wurden:
1. Erfolg bei der bzw. Freude an der Arbeit
Herr H. arbeitete gerne und ohne auf die Uhr zu schauen („Selbst ist der Mann“). Er hielt sich im Grunde für unersetzlich. Hier setzten die folgenden Maßnahmen an:
2. Zufriedenheit in der Familie
Herr setzte sich zum Ziel,
Weitere Ziele:
Selbstverständlich wurden alle diese Ziele und Maßnahmen im Familienkreis besprochen und gemeinsam festgelegt.
3. Körperliche Gesundheit
Hier setzte sich Herr H. – nach Rücksprache mit seinem Hausarzt – die folgenden Ziele:
4. Lebendige soziale Kontakte
Herr H. hat für sich erkannt, dass befriedigende soziale Kontakte (persönliche Freunde, eine aktive Mitwirkung in seiner kirchlichen Gemeinde) ihm Anerkennung, Beachtung und auch Selbstbestätigung vermitteln. So beschloss er die folgenden Maßnahmen:
Die Umsetzung der Ziele und Maßnahmen wurde über Soll-/Ist-Vergleiche gemessen.
Bereich / Perspektive | Maßnahme (pro Woche /Monat) | Soll | Ist |
---|---|---|---|
Arbeit | Teamsitzungen | 4 | 3 |
Fortbildung von Mitarbeitern | 6 | 2 | |
Feierabend um 18.00 Uhr | 2 | 1 | |
Wochenende ohne Arbeit | 2 | 1 | |
Familie | Gespräche mit Ehefrau | 5 | 1 |
Familienessen extern | 4 | 5 | |
Freizeitgestaltung mit Familie | 2 | 1 | |
Unternehmung mit Ehefrau | 1 | 1 | |
Gesundheit | Fitness-Studio | 4 | 3 |
Joggen | 2 | 2 | |
Sozialer Kontakt | Freunde treffen | 2 | 0 |
Kirchengemeinde | 2 | 1 |
Private Balanced Scorecard: Soll-/Ist-Vergleich
Die Private Balanced Scorecard kann auch visualisiert werden:
In der Praxis findet eine solche kennzahlenbasierte und zielorientierte Selbstkontroll- und Selbstmotivationsmethode gerade bei Managern und Führungskräften, für die der Umgang mit Zahlen und Ist-/Soll-Vergleichen Alltag ist, großen Anklang.