Mandala als Kreativ-Assessement
Wir sehen Coaching als Werkzeug der Performance-Entwicklung, als Instrument, um seine berufliche und persönliche Leistungsentwicklung voranzutreiben. Bei einem gelungenen Coaching geht es auch und gerade um eine progressive Eigenentwicklung, um die Ausprägung von Potenzialen, Förderung von Ressourcen, Weiterentwicklung der Motivation und um das Erkennen sowie Reflektieren eigener Ziele und beruflicher Vorstellungen. Zu Beginn eines Coachings steht dabei jeweils auch die Frage, welche Ziele angestrebt werden und wie vorhandene Potenziale weiterentwickelt werden können.
Der Markt ist voll von Assessment-Tools, es existieren verschiedenste Analyseinstrumente, die darauf abzielen, eine Rückmeldung auf individuelle Stärken und Potenziale zu liefern. Sie zeigen, welches Wissen und Können vorhanden ist und sind so eine gute Ausgangsbasis für eine Personalentwicklung. Ist diese Information jedoch jeweils ausreichend für den Start eines Coaching-Prozesses?
Unserer Auffassung nach stellt Wissen und Können die eine Seite einer Medaille des Coaching-Prozesses dar, die andere Seite beinhaltet Wünsche, Ziele und Visionen. Wie aber lassen sich beide Seiten verbinden, wie lässt sich ein entwicklungsfokussierter Coaching-Prozess initiieren?
Die Psychologie von C.G. Jung beschäftigt sich mit dem Gedanken der progressiven Entwicklung des Ichs in die Gestalt einer bewussten und ausdrucksfähigen Person. Eine Seite seiner Arbeit beschäftigte sich mit den Mandala-Symbolen. In verschiedenen Kulturen entdeckte er eine Ausdrucksform, bei der die Hauptfigur in der Mitte steht und zentrisch angeordnete Symbole, Kreise und Vierecke eine harmonische Darstellung, ein gleichgewichtiges Ganzes darstellen. Mandalas sind Darstellungen, die dazu dienten, in einem Selbstregulierungsprozess Chaos in Kosmos zu verwandeln, Ordnung in Vielfalt herzustellen. Hierbei ging es auch um die Lösung aus einer emotionalen und gedanklichen Verstrickung, um die Entwicklung von Visionen und Zielen.
Diese Gedanken der Er-Schaffung bzw. Lösung von Verstrickungen und Entwicklung von Visionen ist auch eine Aufgabe von Coaching. Hierbei stellte sich uns die Frage, ob und wie die Arbeit mit Mandalas in einen Coaching-Prozess integriert werden kann. Wir kamen zu dem Ergebnis, den Beginn eines Coachings zu wählen und statt standardisierten Assessmentverfahren - in Ergänzung eines Kontraktgespräches - das Mandala als Kreativ-Assessment anzubieten.
Die Darstellung des Mandalas in einem Coaching-Prozess sollte zielbezogen und strukturiert gestaltet werden. Folgende Parameter stehen dabei im Vordergrund:
Es entsteht so anhand einer Vorlage, z.B. auf einem Flip-Chart-Bogen, ein gutes Bild über die jeweilige berufliche Situation:
Die Gestaltung des Mandalas erfolgt in mehreren Schritten, es wird von innen nach außen mehrschichtig anhand von Leitfragen erarbeitet:
Ziel ist es, sich selbst im Zentrum der eigenen Lebenssituation zu entdecken und Zukünftiges aus der jetzigen Lebenssituation zu entwickeln.
Ein mehrschrittiges Vorgehen - aus dem Zentrum nach außen - ist hilfreich, um nicht schon zu Beginn der Arbeit einen zu engen Zielfokus zu entwickeln und eigene Möglichkeiten und Entwicklungschancen zu unterschlagen.
Ziel der Arbeit ist ferner die kreative Produktion einer visuellen Darstellung. So können neben dem Text auch Bilder und Collagen gestaltet werden, können Pfeile und Zuordnungen die Zusammenhänge klären und Bilder und Metaphern Interpretationsspielräume aufzeigen.
Die Weiterarbeit des Mandalas erfolgt dann in zwei Schritten:
Hier haben wir einen Fahrplan entwickelt, der dann in einer weiteren Coaching-Sequenz angegangen werden kann: die Umsetzung des Coaching-Mandalas in eine Entwicklungsstrategie. Ein strukturierter (gedanklicher) Leitfaden hilft dann, um aus den z.T. vielfältigen Darstellungen klare Strategien zu entwickeln und in eine ganzheitliche Handlungsstrategie umzusetzen. Ein solcher Fahrplan lässt sich wie folgt darstellen:
Ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung
Die Arbeit mit dem Coaching-Mandala bietet somit die Chance nicht nur die Stärken des Klienten abzubilden und zu entwickeln, vielmehr können Neigungen, Wünsche und individuelle berufliche Ziele wie Lebensvorstellungen mit eingeflochten werden und somit eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung gestaltet werden.
Es entstehen oftmals auch stark emotional eingefärbte Darstellungen. Die stufenhafte Folge der Aufgabenstellungen führt auch zu überraschenden Ergebnissen, wobei die Darstellung der eigenen Wünsche und Ziele auch bislang Verborgenes an den Tag bringen kann. Dies kann auch zu einer sehr persönlichen Auseinandersetzung führen, die einer sicheren Begleitung bedarf.
Wachstums- und Verändungsphasen
Ein klares und professionelles Vorgehen ist hier notwendig, um auch die Begrenztheit der eigenen Möglichkeiten thematisieren zu können und nicht "jeden Traum in den Himmel wachsen zu lassen". Die Arbeit mit Mandalas eignet sich besonders in Wachstums- und Veränderungsphasen. So setzen wir die Methode sowohl in Ausbildungssettings wie auch im Führungskräfte-Coaching ein. Für den Coachee kann die Darstellung auch eine wichtige Momentaufnahme seiner momentanen Situation sein, die er dann gerne als Dokument archiviert, um sich zukünftig aus einer anderen Sicht dem erstellten Mandala erneut zuwenden zu können.