Einmal im Monat veranstaltet Dr. Birgit Schreiber, Coach und Journalistin, einen „Schreibsalon“ in Bremen. Der Schreibsalon sei eine „offene Gruppe für alle, die Worte und Texte lieben und im Alltag nicht genug Zeit fürs Schreiben finden“, so Schreiber. Was hat das mit Coaching zu tun?
Im Schreibsalon wird nicht geschrieben, um besonders schöne literarische Texte zu produzieren, sondern um Erfahrungen zu verarbeiten und weiterzukommen. Da ist beispielsweise eine Teilnehmerin, die aus Gründen teilnimmt, die man therapeutisch nennen könnte: Sie hatte Krebs und leitet selbst Schreibgruppen von Frauen, die mit derselben Diagnose leben müssen. Sie möchte sich Anregungen für Methoden holen. Eine andere Teilnehmerin kommt hierher, weil sie für ihr Leben und ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion gute Erfahrungen mit Tagebuchschreiben gemacht hat. Eine weitere Frau nimmt teil, weil sie in einer persönlichen Zwickmühle steckt und sich Klärung im Schreibsalon erhofft. Insbesondere die Letztgenannten könnten mit ihren Anliegen ebenso ein Coaching in Anspruch nehmen, das auf eine „klassische“ Methodenwahl setzt. Hier jedoch profitieren sie von schreiborientierten Interventionen, die gleichfalls in Beratung, Therapie und Coaching angewendet werden können.
Der heutige Salon, dem die Verfasserin beiwohnt, widmet sich dem Brief. Birgit Schreiber will diese alte Kommunikationsmöglichkeit für den Transformationswillen der Teilnehmer nutzen. Mit der Methode „unsent letter“ sollen sich die Teilnehmer an Konflikte wagen: Was man schon immer mal X oder Y sagen wollte und nie ausgesprochen hat. Was man vielleicht auch lieber nicht aussprechen sollte, zunächst. Aber, was einfach mal raus muss und blockiert.
Die Idee dahinter ist, dass das Schreiben alleine schon eine Wirkung hat und dass ein Anstoß gegeben wird, ein erster Schritt getan ist, eine Angelegenheit zu klären und die Gefühle, die Argumente, die Empfindungen zu ordnen, überhaupt einmal Diffuses zu benennen und so aus Sprachlosigkeit und Verwirrung herauszukommen.
Diese genannte Methode könnte so im Coaching Anwendung finden, z.B. in Form eines Tools. Oder sie könnte auch im Rahmen eines Selbst-Coachings genutzt werden.
Für Birgit Schreiber ist Schreiben nicht nur eine Methode, sondern eine Lebensweise, eine Lebenskunst. Es sei „ein sanfter, gangbarer Weg zu mehr Wohlbefinden“. Ein Weg, den sie „mit Klienten im Coaching beschreiten kann und den Klienten erlernen und mitnehmen können in ihren Alltag. Schreiben ist ein lebenslanges, nachhaltiges Werkzeug des Selbst-Coachings“. Es ist für sie sehr wichtig, dass Klienten angeleitet werden, ihre Fragestellungen so schnell wie möglich selbst zu lösen (Schreiber, 2017).
Um das schreiborientierte Coaching näher darstellen zu können, wandte sich die Autorin dieses Beitrags an die Pionierinnen dieser Methode im deutschsprachigen Raum und führte mit ihnen Interviews: Prof. Dr. Silke Heimes ist Ärztin, Psychotherapeutin und Professorin für Journalistik an der Hochschule Darmstadt sowie Gründerin und Leiterin des Instituts für kreatives und therapeutisches Schreiben (ikuts) in Darmstadt. Petra Rechenberg-Winter, im Leitungsteam des Hamburgischen Instituts für systemische Weiterbildung (HISW), hat an der Alice Salomon Hochschule Berlin Biografisches und Kreatives Schreiben studiert. Dort wird dieser berufsbegleitende Masterstudiengang seit 2006 angeboten. Die eingangs erwähnte Dr. Birgit Schreiber hat eine Weiterbildung in Poesie- und Bibliotherapie, Kreativem Schreiben und Biografie-Arbeit im integrativen Verfahren am Fritz-Perls-Institut (FPI) in Hückeswagen absolviert. Das FPI ist heute der Europäischen Akademie angegliedert, die etwa auch eine von der Deutschen Gesellschaft für Coaching e.V. (DGfC) anerkannte Ausbildung im Business-Coaching anbietet oder eine Supervisionsausbildung, die von der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv) anerkannt ist. Am FPI wird seit Anfang der Siebzigerjahre in dieser Fachrichtung gelehrt. Und letztlich eine weitere Expertin im schreiborientierten Coaching, Dr. Carmen C. Unterholzer, die ebenfalls ihre Weiterbildung am FPI absolvierte.
Heimes (2012) hat die Wirksamkeit von Schreibmethoden sowohl systematisch beschrieben als auch einen Überblick wissenschaftlicher Belege geliefert – aus einer medizinisch-therapeutischen Sicht. Zusammenfassend benennt sie insbesondere drei Effekte und formuliert jeweils Wirkfaktoren: Der (1) Emotionsregulation werden die Wirkfaktoren Selbstoffenbarung und die Verarbeitung belastender Erlebnisse zugeordnet. Der geförderten (2) Selbstwirksamkeit ordnet Heimes die Wirkfaktoren Kognitionsförderung, Neubewertung, Kohärenzerleben, Selbstkonzept und Lebensziele zu. Der verbesserten (3) sozialen Integration sind demnach die Wirkfaktoren soziale Unterstützung und Kommunikationsförderung zugehörig. Heimes (2012) betont, dass es im deutschsprachigen Raum kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu den Wirkungen schreiborientierter Methoden gibt, hier muss vor allem auf US-amerikanische Forschung zurückgegriffen werden, die sich auf den Einsatz in therapeutischen Feldern bezieht.
Studien bescheinigen dem Schreiben positive Wirkungen, wie Heimes (2012) in ihrem Überblick zusammenfasst: bei der psychischen Verarbeitung schwerer Krankheiten, in der Therapie von Süchten, bei Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) im Rahmen der Traumatherapie, bei der Therapie von Depressionen und Essstörungen sowie bei der Burnout-Prophylaxe.
Auf die Wirkung therapeutischen Schreibens bei PTBS weist auch Gelitz (2017) hin. Hierbei bezieht sie sich auf die 2015 veröffentlichten Ergebnisse einer Meta-Analyse, in deren Rahmen ein US-Forscherteam um die Traumaforscherin Dr. Karen Cusack, U.S. Department of Veterans Affairs, den Einfluss verschiedener Therapieverfahren auf PTBS untersuchte. Die Analyse bestätige zwar die positive Wirkung narrativer Expositionstherapie. Die Forscher konnten aber – mangels Vergleichbarkeit der einbezogenen Studien – keine Aussage darüber treffen, ob diese besser oder schlechter wirkt als etwa kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden.
Eine auf Coaching bezogene, qualitativ ausgerichtete Studie liefert Lieser (2012). Leitfadengestützte Interviews wurden mit den Teilnehmern geführt, nachdem die Anwendung der schreiborientierten Cahier-Methode (siehe Schlieper-Damrich, 2018) erfolgt war. Auf Basis ihrer Ergebnisse kommt Lieser (2012, S. 15) zu dem Schluss, Cahier stelle eine „ernstzunehmende Interventionsmethode“ dar – sowohl im Selbst‐Coaching als auch im Rahmen kombinierter Coachings, in die Selbst-Coaching-Methoden integriert werden.
Fast immer müssen sich die Expertinnen, wenn es um Coaching geht, die Methoden bei den Schreib- und Kunsttherapeuten „ausleihen“ bzw. sie passend machen. Diese Methoden gehen zurück auf folgende theoretische und praktische Grundlagen (nach Unterholzer, 2017):
Schreiben als Heilmethode ist uralt, unsere Vorfahren müssen sie schon kurz nach der Erfindung der Schrift als solche erkannt haben. Carmen C. Unterholzer (2017) erwähnt, dass Aristoteles die kathartische Wirkung von Tragödien in seiner „Poetik“ unterstrichen hat. Wenn man die verschiedenen literarischen Methoden einmal auslässt und sich auf therapeutische Ansätze konzentriert, befindet man sich schon im 19. Jahrhundert. Benjamin Rush, Pionier der US-amerikanischen Psychiatrie, soll damals schon Schreibmethoden bei seinen psychisch erkrankten Patienten im Pennsylvania Hospital angewandt haben. Pierre Janet, einer von Frankreichs bekanntesten Psychiatern, Zeitgenosse Sigmund Freuds und Anwender von Hypnose, soll seine Patienten unter diesem Einfluss zum Schreiben angehalten haben, um das „Unbewusste“ ins Bewusstsein zu holen. Der Psychoanalytiker Vladimir N. Iljine tritt in die Fußstapfen seines Vorbildes Sándor Ferenczi, Schüler Sigmund Freuds, der mit kreativen Methoden experimentiert hat. Iljine fordert seine Patienten auf, nach der Stunde zu schreiben, um Veränderungen und neue Erfahrungen zu verankern.
Einige Jahre später entwickelt sich in den USA die moderne Schreibtherapie. Den Begriff der „Poesietherapie“ formt der Schriftsteller Eli Greifer, der als freiwilliger Helfer im Creedmoor State Hospital in New York mit Gedichten arbeitet. Er kann seine Erkenntnisse dann danach (in den 50er Jahren) anwenden – als Leiter von schreibtherapeutischen Gruppen im Cumberland Hospital, dem die beiden Psychiater Jack J. Leedy und Sam Spector vorstehen. Vom Wirken Greifers überzeugt, gründet Leedy 1966 in New York das „Poetry Therapy Center“ und drei Jahre später die „Association for Poetry Therapy“. Etwa zur gleichen Zeit, 1973, hebt der Psychologe und Lyriker Arthur Lerner in Los Angeles das „Poetry Therapy Institute“ aus der Taufe. Er schreibt eines der wichtigsten Standardwerke: „Poetry in the Therapeutic Experience“.
Im deutschsprachigen Raum machen Ilse Orth und Hilarion Petzold, Begründer des FPI, die Poesie- und Bibliotherapie bekannt. Sie wirken bis heute vor allem in der Therapierichtung „Integrative Psychotherapie“. Seit 1984 gibt es eine „Deutsche Gesellschaft für Poesie- und Bibliotherapie“. In der Therapierichtung „Expressives Schreiben“ führt der kognitiv-behavioral geprägte texanische Psychologe James W. Pennebaker in den 80er Jahren Studien durch, die die heilsame Wirkung des expressiven Schreibens nach kritischen Lebensereignissen belegen. Er kommt zu dem Schluss: Wenn Menschen über emotionale Erfahrungen schreiben, verbessere sich ihre physische und mentale Gesundheit in signifikanter Weise.
In der systemischen Therapie und Beratung, und hier ist die Verbindung zum Coaching wieder einfach herzustellen, ist Schreiben als Methode in den 50er Jahren von den Begründern der Familientherapie entdeckt worden. Sie verschriftlichten Abschlussinterventionen und verfassten Einladungsgespräche zu Therapiesitzungen. Die Psychiater Peder Terpager Rasmussen und Karl Tomm greifen das auf, um Therapiegespräche effektiver zu nutzen. Entscheidend ist dann der Einfluss der narrativen Therapie, 2010 von David Epston und Michael White entwickelt, bei der es etwa auch um die enge Verbindung von Narration und Identität geht. Die beiden fordern Klienten auf, Gebrauchstexte wie Einladungen oder Entlassungsschreiben an gewünschte oder ungeliebte Verhaltensweisen (Externalisieren) zu verfassen, um Lösungen zu verstärken.
Das Externalisieren nennt Unterholzer (2017) auch als erste schriftliche Methode im systemischen Werkzeugkoffer. Dann folgt – wie eben schon bei Epston und White erwähnt – das Verankern von Lösungen und die Arbeit mit schriftlichen Metaphern, die schriftliche Teilearbeit, die schriftlich festgehaltene Als-ob-Intervention, das Verschriftlichen von Ausnahmen sowie zirkulären Fragen und schließlich schriftliche Hausaufgaben.
Carmen C. Unterholzer, sowohl psychotherapeutisch als auch als Coach tätig, antwortet auf die Frage, wie sie Coaching und Therapie in der praktischen Arbeit unterscheidet: „Das ist methodisch schwer abzugrenzen. Ich verwende Schreibmethoden in beiden Feldern. Der Unterschied liegt lediglich in der inhaltlichen Tiefe des Schreibens.“ Ähnlich sehen das auch die Kolleginnen. Für Birgit Schreiber etwa ist die Unterscheidung zwischen Coaching und Therapie eine „künstliche“. „Tiefgreifende psychische Veränderungen“ würden nicht vom Setting oder der Bezeichnung Therapie abhängen. Die Beziehung zwischen Therapeut und Patient oder zwischen Coach und Klient sei „wichtiger als die angewendete Methode“. Einzige Ausnahme seien Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, die ärztliche oder medikamentöse Hilfe brauchen würden. Und Petra Rechenberg-Winter stellt gleichfalls fest, die Übergänge zwischen Therapie und Coaching beim Einsatz von schreiborientierten Methoden seien „fließend“. Vergleichbar wie Unterholzer beschreibt sie den feinen Unterschied so: „Es geht dann nicht um therapeutisches tiefes Gründeln, sondern um eine fokussierte Fragestellung und dann wird es [mit den methodischen Zugängen aus der Poesietherapie] entsprechend abgewandelt. Die Abgrenzung liegt in dem Auftrag, den ich bekomme. Und damit auch die Tiefe und Intensität des Bearbeitens.“
Einzig Silke Heimes, selbst Ärztin, betont die Unterschiede deutlicher und stellt damit den wichtigen Aspekt heraus, dass Coaching sich per Definition an gesunde Menschen richtet: „In erster Linie geht es wohl darum, die Grenzen zu erkennen, wann ein Mensch, der sich einem Coach anvertraut, vielleicht therapeutische Unterstützung benötigt.“ Es ist wichtig festzuhalten, dass ein Großteil der Coaching-Verbände (u.a. DBVC, 2018) zwischen Coaching und Therapie deutlich unterscheidet, insbesondere auch im von Heimes genannten Punkt.
Wann sind Schreibmethoden geeignet und wann könnten sie eventuell sogar kontraproduktiv wirken? Petra Rechenberg-Winter orientiert sich hier klar am Klienten. Doch gerade, wenn jemand durch negative Erfahrungen vorbelastet sei und Schreiben erst einmal ablehne, könne durch eine kleine Intervention Leichtigkeit in die empfundene Schwere des Schreibens (z.B. von Berichten) hineingebracht werden. Silke Heimes hält Schreiben für besonders geeignet bei allen Fragestellungen, in denen es „um das Thema Selbstvergewisserung geht“, wenn es also darum geht, „sich der eigenen Person anzunähern, sich selbst besser zu verstehen.“ Für Carmen C. Unterholzer ist Schreiben das Mittel der Wahl in der Burnout-Prävention und -Behandlung. Sie setzt es ungern ein, wenn sich Menschen in einer Problemtrance befinden, weil sie dann eventuell vermeintlich negative Erfahrungen auch als solche „festschreiben“. Wenn sich die Lösungen schon abzeichnen, dann sei die Zeit für den Einsatz schreibtherapeutischer Methoden gekommen, so der Umkehrschluss. Birgit Schreiber schließlich sieht keine Grenzen für das Schreiben. Sie setzt Schreiben fast in jedem Coaching ein, wie sie berichtet. Silke Heimes nutzt schreiborientierte Methoden „immer“, wenn sie Menschen „bei Entscheidungen“ begleitet.
Die Frage, wann bzw. in welcher Phase eines Coaching-Prozesses die Methoden eingesetzt werden können, beantworten die Expertinnen in etwa so: Schreiben kann sowohl als Intervention eingesetzt werden, um etwa nicht bewusste Ressourcen aufzuspüren, als auch während der Auftragsklärung, um z.B. eine herausgearbeitete Fragestellung exakt festzulegen, Formulierungen genau abzusprechen und sich ihrer Stimmigkeit zu vergewissern, oder beim Abschluss, um ein Ergebnis zu verankern.
Darüber hinaus wird deutlich, dass Schreibmethoden sehr hilfreich sein können, um den Klienten in einen ressourcenvollen Zustand zu versetzen. Dies verdeutlichen die Zielsetzungen der folgenden Übungen. Somit ist ihr Einsatz nicht nur zur Intervention, sondern auch zur Vorbereitung auf eine Coaching-Sitzung geeignet.
Silke Heimes beschreibt eine Namensübung: „Schreiben Sie die Buchstaben Ihres Vor- und Nachnamens untereinander auf ein Blatt Papier. Notieren Sie hinter jedem Buchstaben ein Wort, das Ihnen spontan einfällt. Dann schreiben Sie einen Text, in dem alle diese Wörter vorkommen. Die Reihenfolge spielt keine Rolle, auch können die Wörter mehrfach auftauchen. Sie haben 15 Minuten Zeit.“ Es handelt sich um eine Übung, die zum Auflockern gedacht ist und das Unbewusste anregen soll.
Petra Rechenberg-Winter zitiert eine Übung einer Kollegin (Platsch, 2010). Diese Übung heißt „Jetzt“. Der Klient schreibt auf, was er genau „jetzt“ hört, sieht, riecht, spürt, was ihm durch den Sinn geht. Dafür hat er drei Minuten Zeit. Ziel der Übung ist es, beim Klienten eine Zentrierung zu erreichen.
Birgit Schreiber stellt eine Übung vor, bei der es darum geht, Tabus zu brechen: „Wählen Sie ein Geheimnis aus, über das Sie nicht öffentlich schreiben wollen. Schreiben Sie darüber. Sie haben sieben Minuten Zeit. Nun zerreißen Sie den Zettel und verbrennen ihn. Wie fühlen Sie sich jetzt? Schreiben Sie die Antwort auf. Sie haben noch einmal drei Minuten Zeit.“ Die Übung soll befreiend und stärkend wirken und so das Selbstwirksamkeitsempfinden des Klienten fördern.
Es könnte sein, dass die vier Expertinnen damit einen Trend vorgeben. Carmen C. Unterholzer ist da zwar eher skeptisch und Birgit Schreiber unentschieden, aber Petra Rechenberg-Winter und Silke Heimes könnten sich vorstellen, dass eine erneute Creative-writing-Welle aus den USA auch den deutschsprachigen Raum erreicht. Heimes ist der Auffassung, dass dies etwas mit einem veränderten Selbstverständnis zu tun habe. „Je mehr die Menschen daran glauben, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen zu können, umso mehr werden sie sich dieser Methode zuwenden.“ Schreiber wünscht sich sogar ausdrücklich Impulse aus den USA, sowohl was das sogenannte „Memoir“-Schreiben (biographisches Schreiben) angeht, das natürlich in Teilaspekten auch beim Coaching eingesetzt werden kann, als auch in Sachen – etwa durch Coaches angeleiteten – Tagebuchschreibens.
Ein Trend, der schon lange währt, ist der des „storytellings“. Prof. Dr. Michael Müller, Germanist, Organisationsberater sowie Professor für Medienanalyse und Medienkonzeption an der Hochschule der Medien Stuttgart, ist Vertreter der narrativen Methode. Für Müller haben sich, wie er im Interview berichtet, etwa diese Tools, die er auch schriftlich einsetzt, bewährt: die sogenannte Heldenreise, die sowohl retrospektiv als auch prospektiv zur Beschreibung der Berufsbiografie eingesetzt werden kann, das Entwickeln einer Core Story, wenn Klienten eine neue Positionierung in ihrer beruflichen Laufbahn finden wollen, und schließlich die Selbstbeschreibung der Unternehmenskultur durch den Mitarbeiter.