Methoden

Defusion als Coaching-Technik

Auflösung mentaler Verstrickungen durch die DEFUSE-Methode

Menschliches Handeln ist nicht selten von Denkmustern und Glaubenssätzen bestimmt, die in frühen Lebensabschnitten entstehen. Lernt ein Kind etwa, nur dann Anerkennung zu erhalten, wenn es aus der Schule die besten Noten mitbringt, wird die Person später möglicherweise extremen Ehrgeiz an den Tag legen und den Drang verspüren, immer perfekt zu sein. Die kognitive Fusion mit dysfunktionalen Denkmustern wie diesen zu lösen, ist nicht einfach. Defusionstechniken wie die hier anhand eines Praxisfalls vorgestellte DEFUSE-Methode können Abhilfe schaffen.

15 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 1 | 2024 am 21.02.2024

Die Vektografik zeigt zwei geöffnete Hände, in deren Mitte die Silhouette eines menschlichen Kopfes liegt.

Unsere Gedanken und die Art und Weise, wie wir sie in Worte fassen, sind zentrale Instrumente, die uns die Welt erschließen lassen. Gleichzeitig können wir uns auch in hinderlichen Denkmustern verstricken. Defusion als Technik im Coaching bietet einen Schlüssel, um diese Verbindung zwischen Verstand und Sprache zu lösen und dadurch neue Handlungsperspektiven zu erschaffen. In diesem Beitrag wird die DEFUSE-Methode vorgestellt, die sich im Coaching besonders dann eignet, wenn Klientinnen und Klienten gedanklich in dysfunktionalen Denkmustern und Glaubenssätzen feststecken.

Auf einen Blick

  • Die Arbeit mit Defusion ist Bestandteil der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT).
  • Defusion kann im Coaching dazu eingesetzt werden, hinderliche Glaubenssätze und festgefahrene Denkmuster zu lösen, die situativ angemessenes Handeln blockieren.
  • Die DEFUSE-Methode ermöglicht eine Flexibilisierung des Verhaltens in sechs Schritten, indem sie Klientinnen und Klienten Distanz zu rigiden Denkmustern aufbauen lässt.

Sprache und Kognition

Seit den 1950er-Jahren untersuchen Forschende das Verhältnis zwischen Sprache und Denken. Eine klare Antwort darauf, wie Sprache unser Denken prägt, gibt es noch nicht. Einige Theorien – basierend auf der Sapir-Whorf-Hypothese – behaupten, dass Sprache unsere Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Erinnerungen beeinflusst. Andere, wie Vertreterinnen und Vertreter der modularen Theorie, sehen Denkleistungen als universelle Fähigkeit, die von Sprache unabhängig ist. Jedoch stimmen viele darin überein, dass es ein komplexes Wechselspiel zwischen Sprache und Kognition gibt (Flecken & Francken, 2016).

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Literatur

Flecken, M. & Francken, J. (2016). Ich sehe was, was du nicht sagst! MPG Yearbook. Abgerufen am 22.10.2023: www.mpg.de

Harris, R. (2020). ACT leicht gemacht. Freiburg: Arbor.

Hayes, S. C.; Strosahl, K. D. & Wilson, K. G. (2014). Akzeptanz- & Commitment-Therapie. Paderborn: Junfermann.

Hayes, S. C.; Barnes-Holmes, D. & Roche, B. (Hrsg.) (2001). Relational Frame Theory. New York: Plenum Press.

Kaltenhäuser, M. & Wenner, M. (2019). Coaching mit ACT und Introvision. Coaching-Magazin, 12(3), S. 21–25.

Schwarz-Friesel, M. (2008). Sprache, Kognition und Emotion. In H. Kämper & L. Eichinger (Hrsg.), Sprache – Kognition – Kultur (S. 27–301). Berlin: De Gruyter.

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