Coaching ist ein mächtiger Beziehungsprozess zur Problemlösung und Zielerreichung und für viele Führungskräfte eine hilfreiche Methode, um im Job Probleme bei sich selbst oder bei Mitarbeitern zu klären und zu lösen. Aber es ist kein Allheilmittel. Zu wissen, wann man einen Coach anheuern sollte und wann nicht, ist genauso wichtig, wie den richtigen Coach zu finden.
Daher gilt es vorab zu klären, weshalb ein Coach überhaupt engagiert werden soll. Es gibt drei Fälle, in denen dies keinen Sinn ergibt.
Erstens: Der Auftraggeber will erreichen, dass sich ein anderer Mensch ändert. Dieses Anliegen kann zwar nachvollziehbar sein, geht aber meistens schief. Der zum Coaching „geschickte“ Mitarbeiter versteht die Maßnahme leicht als Abwertung seiner Arbeit und wird dementsprechend nicht offen sein. Es ist möglich, in so einer Situation ein Coaching als Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, der Coach muss aber ganz klarmachen, dass er es akzeptiert, wenn der Mitarbeiter keinen Coaching-Bedarf für sich sieht und das Angebot ablehnt.
Zweitens: Es werden fertige Lösungen erwartet. Wenn ein potenzieller Klient einen Experten für Lösungen sucht, sollte er einen Berater beauftragen. Denn ein guter Coach wird bestrebt sein, Schnellschüsse zu vermeiden – in der Annahme, dass das Problem komplexer ist als es auf den ersten Blick scheint. Er wird auch eher die Persönlichkeit des Klienten coachen als das Problem. Das heißt, er wird eher auf die Beziehungsebene aller Beteiligten schauen, weniger auf die Sachebene.
Ein dritter Fall, in dem ein Coaching abgelehnt werden sollte: Der Auftraggeber braucht einen Sündenbock. Oft wird ein Coach angeheuert, um etwas bei einem Mitarbeiter in Ordnung zu bringen, was mehr mit Organisationsstrukturen, fehlenden Ressourcen oder widersprüchlichen Zielen zu tun hat. Hier einen Coach zu beauftragen, scheint ein billiger Ausweg zu sein. Doch wenn der Coach sein Handwerkt versteht, wird er in der ersten halben Stunde fragen, warum eigentlich dieser Mensch vor ihm sitzt und nicht derjenige, der für die Situation die Verantwortung trägt.
Ein guter Grund liegt z.B. dann vor, wenn jemand in seiner individuellen Denkweise feststeckt. Die Besonderheiten des persönlichen Denkstils sind einem selbst meist unbewusst, weil er so vertraut ist. Hier kann ein Coach wertvolles Feedback geben, das meist eher geglaubt und akzeptiert wird, weil der Klient spürt, dass der Coach keine Aktien in der Sache hat. Außerdem überzeugt es die meisten Menschen, wenn ein Coach auf einen Punkt kommt, den der Betreffende schon öfters von Kollegen oder vom Chef gehört hat.
Einmal, wenn sie überwiegend allein arbeitet. Oder wenn sie – aus welchen Gründen auch immer – das Gefühl hat, dass ihr niemand die Wahrheit sagt. Denn Führung kann eine gewisse Isolation mit sich bringen. Viele Führungskräfte arbeiten alleine, obwohl sie von vielen Leuten umgeben sind. Doch denen gegenüber will man vielleicht auch nicht seine Schwächen und Unsicherheiten offenbaren. Hier ist ein Coach gut geeignet, einen vertraulichen Rahmen und kompetente Hilfe zu bieten, die weit über das hinausgeht, was ein guter Freund anbieten bzw. leisten kann.
Das sind vor allem Menschen mit einer narzisstischen Thematik. Diese sind meist charismatisch, haben große Visionen und die Energie, sie auch durchzusetzen. Doch leider verlieren sie sich auch oft in ihren eigenen Größenphantasien. Aufgrund ihrer mangelnden Kritikfähigkeit haben es Außenstehende meist aufgegeben, ehrliche Rückmeldungen zu geben. Der Mensch ist dann von Jasagern und Konfliktvermeidern umgeben und glaubt, dass doch alles in Ordnung sei. Zudem haben Narzissten eine mangelnde Bereitschaft zur Veränderung und kommen deshalb selten auf die Idee, dass ein Coach für sie hilfreich sein könnte.