Beruf Coach

Coaching-Honorare und -Einkommen erholen sich leicht

Ergebnisse der Coaching-Marktanalyse 2023

6 Min.

Erschienen im Coaching-Newsletter in Ausgabe 06 | 2023

Die Collage zeigt drei Stapel mit Silbermünzen. Auf den Münzen stehen Figuren im Business-Outfit.

Die Coaching-Honorare und -Einkommen waren im Zuge der Corona-Pandemie deutlich gesunken. Konnte der Abwärtstrend gestoppt werden? Inwieweit findet eine Normalisierung in Richtung der Vor-Pandemie-Werte statt? Diesen Fragen geht der folgende Beitrag auf Basis der Ergebnisse der RAUEN Coaching-Marktanalyse 2023 nach.

Seit 2020 werden im Rahmen der Marktanalyse jährlich valide Daten erhoben und ausgewertet, um den Stand des Coaching-Marktes einfangen und aktuelle Branchenentwicklungen aufzeigen zu können. Der vollständige Ergebnisbericht der Marktanalyse 2023 steht allen Interessierten wie gewohnt zum freien Download bereit – kostenlos und ohne jede Zugangsbeschränkung.

Auf einen Blick

  • Bedingt durch die Corona-Pandemie hatten sowohl die Coaching-Einkommen als auch die Coaching-Honorare in den vergangenen Jahren eine negative Entwicklung zu verzeichnen.
  • Dieser Trend scheint nun gestoppt. Einkommen und Honorare erreichen zwar auch 2023 noch nicht das vor der Pandemie gemessene Niveau, sind jedoch wieder gestiegen. Es kann daher im Gesamtbild von einer leichten Erholung gesprochen werden.
  • Der während der Pandemie beobachtete Anstieg des Coaching-Anteils am Gesamteinkommen hat sich 2023 nicht fortgesetzt. Es ist denkbar, dass andere (weniger gut remote-geeignete) Dienstleistungen mit dem vollständig vollzogenen Abbau der pandemiebedingten Präsenz-Hemmnisse wieder stärker ausgeübt werden.

Coaching-Einkommen

Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich die wirtschaftliche Situation vieler Coaches erheblich verschlechtert (Rauen, Barczynski & Ebermann, 2022). Lag das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Coachs 2020 – der Erhebungszeitraum lag größtenteils vor der Pandemie – noch bei 105.261 Euro, so fiel es im Jahr 2021 um 15,41 Prozent auf 89.045 Euro. Im Jahr 2022 wurde eine weitere Verschlechterung festgestellt. Hier lag der Durchschnitt bei 84.568 Euro, was einem nochmaligen Rückgang von 5,03 Prozent gegenüber 2021 entspricht.

2023 ist das durchschnittliche Einkommen der Coaches im Vergleich zum vorigen Jahr wieder gestiegen – und zwar um 6,47 Prozent. Mit nunmehr 90.038 Euro reicht der Wert jedoch bei Weitem (noch) nicht an den Stand des Jahres 2020 heran (siehe Abb.). Von einer Rückkehr zum Niveau der Vor-Pandemie-Zeit kann daher noch nicht gesprochen werden. Aber der Anstieg ist ein positives Zeichen.

Das Balkendiagramm zeigt die Entwicklung der Bruttojahreseinkommen der Coaches von 2020 bis 2023.

Abb.: Entwicklung der Bruttojahreseinkommen der Coaches 2020 bis 2023 (Rauen, 2020, 2021; Rauen et al., 2022, 2023)

Coaching-Honorare

Hinsichtlich der Coaching-Honorare ist eine vergleichbare Entwicklung erkennbar, die auf eine Normalisierung hoffen lässt. So ist auch das durchschnittliche Honorar pro Stunde 2023 wieder gestiegen, nachdem zuvor ein pandemiebedingter Abwärtstrend Einzug gehalten hatte (ebd.). Der nun beobachtete Anstieg reicht aber – ebenfalls wie bei den Einkommen – nicht aus, um an den vorpandemischen Durchschnittswert von 2020 anzuknüpfen. Auch der Wert von 2021 wird (noch) nicht erreicht. 168,13 Euro verdienen Coaches derzeit im Schnitt pro Stunde (2022: 164,65 Euro; 2021: 174,83 Euro; 2020: 177,60 Euro).

Coaching-Anteil am Jahreseinkommen

Während der Pandemie stand der negativen Entwicklung der Coaching-Einkommen und -Honorare ein – aus Sicht der Coaching-Branche – positiver Aspekt entgegen: Es gab eine signifikante Steigerung des Coaching-Anteils am Bruttojahreseinkommen der Coaches. Diese konnte interpretativ darauf zurückgeführt werden, dass sich Coachings im Vergleich zu anderen von den Befragten angebotenen Dienstleistungen (wie z.B. Trainings, Workshops oder Vortragsreden auf Kongressen etc.) vergleichsweise gut im Online-Setting, das zeitgleich einen starken Boom verzeichnete, und damit remote haben durchführen lassen (Rauen et al., 2022).

Dieser Trend ist nun allerdings gebrochen. Mit 39,49 Prozent fällt der Wert beinahe auf das Ergebnis von 2021 zurück, liegt jedoch noch über dem vorpandemischen Wert von 2020 (2022: 43,77 Prozent; 2021: 39,28 Prozent; 2020: 37,20 Prozent). Vor dem Hintergrund gestiegener Honorare und Bruttojahresumsätze kann man argumentieren, dass Coaches 2023 zwar weniger Coachings durchgeführt, mit diesen und etwaigen anderen Aktivitäten aber mehr Umsatz generiert haben könnten. Letztere könnten aufgrund der mittlerweile gänzlich entfallenen Präsenz-Hemmnisse wieder mehr Fahrt aufgenommen haben.

Unterscheidung nach „Coach-Typen“

Bereits in den Vorjahren betraf der negative Trend nicht alle Coaches. Eine Differenzierung nach „Coach-Typen“ zeigte deutlich, dass bestimmte Coaches eine positive Einkommensentwicklung verzeichneten, während andere besonders starke Einbußen verkraften mussten (Rauen, Barczynski & Ebermann, 2022; siehe auch Tabelle). Ebenso profitieren auch jetzt nicht alle Coaches (gleichermaßen) von der – durchschnittlich gesehen – positiven wirtschaftlichen Entwicklung, wie anhand folgender einkommensbezogener Beispiele illustriert sei (eine vollständige Aufschlüsselung für alle „Coach-Typen“ liefert die Tabelle):

Angestellte in einem Beratungs-/Coaching-Unternehmen verzeichnen eine besonders starke positive Entwicklung gegenüber dem Vorjahr. Ihr durchschnittliches Jahreseinkommen steigerte sich um 19,24 Prozent, erholt sich damit recht deutlich von den pandemiebedingten Einbußen und liegt nun mit 63.890 Euro wieder über dem Wert von 2021, jedoch noch unter dem 2020 festgestellten Niveau (2022: 53.580 Euro; 2021: 61.685 Euro; 2020: 69.750 Euro).

Eine fortgesetzte negative Entwicklung muss hingegen die Gruppe der teilweise angestellten, teilweise selbstständigen Coaches hinnehmen. Ihr Einkommen sinkt erneut auf nunmehr 64.934 Euro (2022: 66.032 Euro; 2021: 87.484 Euro, 2020: 86.240 Euro).

Die Spitzenverdiener unter den Coaches

Spitzenverdiener sind aktuell die selbstständigen Coaches mit fest angestellten Mitarbeitern. Ihr durchschnittliches Bruttojahreseinkommen stieg gegenüber 2022 um starke 17,96 Prozent auf 156.677 Euro (2022: 132.818 Euro; 2021: 162.111 Euro; 2020: 176.564 Euro) – eine bemerkenswert positive Entwicklung, mit der das Vor-Pandemie-Niveau aber dennoch nicht erreicht wird.

Selbstständige mit freien Mitarbeitern wurden, was das durchschnittliche Jahreseinkommen betrifft, auf Platz 2 verdrängt. Ihr Einkommen, dass 2022 stark gestiegen war, fiel um 2,22 Prozent, bewegt sich mit nun 135.429 Euro (2022: 138.500 €; 2021: 120.588 €; keine Daten für 2020 verfügbar) jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau und weit über dem Wert des Jahres 2021.

Entwicklung der größten Coach-Gruppe

Die Gruppe der Solo-Selbstständigen/Freiberufler, die den größten Teil der Coaches ausmacht, kann sich 2023 insgesamt über eine positive Einkommensentwicklung freuen (2023: 79.321 Euro; 2022: 77.218 Euro). Gliedert man die Gruppe weiter auf, stellt sich jedoch heraus, dass es innerhalb der Gruppe gegenläufige Entwicklungen gibt. So verzeichnen Solo-Selbstständige/Freiberufler, die zu 100 Prozent berufstätig sind, im Vergleich zum Vorjahr eine negative Einkommensentwicklung, während Solo-Selbstständige mit 50 Prozent oder weniger Berufstätigkeit eine Steigerung ihres Jahreseinkommens vorzuweisen haben (siehe Tabelle).

 Coach-TypBruttojahres­einkommen
insg. [in €]
Coaching-Anteil am 
Brutto­jahreseinkommen [in %]
Honorar pro Zeit­stunde:
netto [in €]
Selbständig mit eigenen fest 
angestellten Mitarbeitern*
2023: 156.677
2022: 132.818
2021: 162.111*
2020: 176.564
2023: 29,67
2022: 37,22
2021: 32,65*
2020: 33,19
2023: 249,94
2022: 256,67
2021: 224,41*
2020: 240,07
Selbständig mit freien Mitarbeitern2023: 135.429
2022: 138.500
2021: 120.588**
2023: 33,62
2022: 50,75
2021: 45,24**
2023: 217,77
2022: 209,29
2021: 238,21**
Solo-Selbständig/ Freiberufler
insgesamt
2023: 79.321
2022: 77.218
2021: 79.259
2020: 98.768
2023: 44,65
2022: 47,91
2021: 42,47
2020: 29,27
2023: 166,59
2022: 163,48
2021: 169,52
2020: 176,72
Solo-Selbständig/ Freiberufler, 
100 % berufstätig
2023: 92.251
2022: 93.426
2021: 88.767
2020: 120.960
2023: 43,56
2022: 48,79
2021: 39,94
2020: 41,62
2023: 177,07
2022: 172,98
2021: 186,20
2020: 184,27
Solo-Selbständig/ Freiberufler, 
<50 % berufstätig

2023: 45.199

2022: 44.436
2021: 49.090
2020: 48.333

2023: 46,66
2022: 44,18
2021: 42,05
2020: 39,88
2023: 141,68
2022: 139,26
2021: 149,57
2020: 162,66
Teilweise angestellt, teilweise 
selbständig 

2023: 64.934

2022: 66.032
2021: 87.484
2020: 86.240

2023: 23,73

2022: 26,85
2021: 27,80
2020: 27,27

2023: 131,17

2022: 103,88
2021: 156,70
2020: 140,76

Angestellter in einem Beratungs-/Coaching-Unternehmen*

2023: 63.816

2022: 53.580
2021: 61.685*
2020: 69.750

2023: 61,25

2022: 68,45
2021: 78,75*
2020: 37,82

2023: 147,63

2022: 129,00
2021: 115,00*
2020: 124,83

Coach mit >15 Jahren Coaching-Erfahrung

2023: 118.976

2022: 102.847
2021: 104.623
2020: 136.282

2023: 37,97

2022: 46,05
2021: 40,07
2020: 41,79

2023: 199,79

2022: 193,59
2021: 198,72
2020: 214,53

Coach mit ≤5 Jahren Coaching-Erfahrung 

2023: 67.397

2022: 66.441
2021: 72.656
2020: 74.394

2023: 40,17

2022: 35,28
2021: 36,64
2020: 29,57

2023: 143,03

2022: 130,30
2021: 142,47
2020: 134,49

Coach in einem Coaching-Verband

2023: 103.148

2022: 100.758
2021: 91.996
2020: 110.377

2023: 36,27

2022: 41,39
2021: 37,53
2020: 37,91

2023: 183,53

2022: 180,25
2021: 181,58
2020: 184,34

Coaches ohne Verbandsmitgliedschaft

2023: 80.233

2022: 78.197
2021: 85.664
2020: 98.694

2023: 41,63

2022: 46,25
2021: 42,40
2020: 36,47

2023: 159,00

2022: 152,18
2021: 165,85
2020: 167,05

Gesamtdurchschnitt

2023: 90.038

2022: 84.568
2021: 89.045
2020: 105.261

2023: 39,49

2022: 43,77
2021: 39,28
2020: 37,20

2023: 168,13

2022: 164,65
2021: 174,83
2020: 177,60

Tabelle: Einkommen und Honorar in Abhängigkeit vom Coach-Typ

*Geringe Fallzahl, Daten sind nur Tendenzaussage
**Keine Vergleichsdaten aus 2020 verfügbar

2020=RAUEN Coaching-Marktanalyse 2020 (Rauen, 2020); 2021=RAUEN Coaching-Marktanalyse 2021 (Rauen, 2021); 2022=RAUEN Coaching-Marktanalyse 2022 (Rauen et al., 2022)

Hier können Sie die Tabelle als PDF downloaden.

Fazit

Sowohl die Entwicklung der Coaching-Honorare und -Einkommen als auch die des Coaching-Anteils am Gesamteinkommen der Coaching-Anbieter zeigt in Richtung des Standes vor der Corona-Pandemie, ohne diesen jedoch bereits wieder zu erreichen. Positiv können die – insgesamt betrachtet – gestiegenen Honorare und Jahreseinkommen beurteilt werden. Der Blick auf die Tabelle offenbart, dass zwar nicht alle, jedoch die meisten „Coach-Typen“ von der positiven Einkommens- und Honorarentwicklung profitieren. Dies sollte die Branche weiterhin zuversichtlich stimmen.

Die hier dargestellten Ergebnisse lassen sich insofern mit anderen Ergebnissen der Coaching-Marktanalyse 2023 in Verbindung bringen, als dass diese weitere Annäherungen in Richtung des Vor-Pandemie-Standes erkennen lassen. So ist das im persönlichen Gespräch stattfindende Präsenz-Coaching wieder das meistpraktizierte Coaching-Format. Zwischenzeitlich reihte es sich hinter dem Online-Coaching via Videokonferenz, das einen pandemiebedingten Boom erlebte, auf Platz 2 ein. (Rauen et al., 2023)

Weitere Coaching-Marktanalysen werden zeigen, ob sich die Honorare und Einkommen der Coaches wieder gänzlich erholen können.

Literatur

Rauen, C. et al. (2023). Coaching-Marktanalyse 2023. RAUEN Coaching. Abrufbar unter: www.rauen.de/cma   

Rauen, C. et al. (2022). Coaching-Marktanalyse 2022. RAUEN Coaching. Abrufbar unter: www.rauen.de/cma 

Rauen, C. (2021). Coaching-Marktanalyse 2021. RAUEN Coaching. Abrufbar unter: www.rauen.de/cma 

Rauen, C. (2020). Coaching-Marktanalyse 2020. RAUEN Coaching. Abrufbar unter: www.rauen.de/cma 

Rauen, C.; Barczynski, D. & Ebermann, D. (2022). Coaching-Honorare und Einkommen der Coaches erneut gesunken. Ergebnisse der Coaching-Marktanalyse 2022. RAUEN Coaching-Newsletter, Juni. Abgerufen am 05.06.2023: www.coaching-magazin.de/beruf-coach/coaching-honorar-gesunken

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