Beginnen wir mit Coaching und Supervision! Tatsächlich sind diese Formate sich ähnlich: Coach und Supervisor gestalten beide einen zielführenden Prozess, für dessen Rahmung und Durchführung sie die Verantwortung tragen, während die Verantwortung für „sein“ Ergebnis beim Kunden liegt. Ein Supervisor mag eher von „Klienten“ als „Kunden“ sprechen, denn entwickelt wurde das Format in psychosozialen Berufskontexten, wo Supervision für haupt- und ehrenamtliche Teams mit jeweiligem Fokus auf deren Dynamik, Rollen oder auch Bearbeitungsfälle (Stichwort „Fall-Supervision“) zum Einsatz kommt. Coaching wird dagegen stärker in der Welt der Wirtschaft verortet und dort von Führungs- und (seltener) Fachkräften oder Teams in Anspruch genommen. Der Blick auf ein Tool wie das „Sparring“ macht einen Unterschied greifbar: In einem Coaching werden Impulse auch durch „invasive“ Interventionen gesetzt – handfester, könnte man sagen.
Nur weil da gerade methodisch provoziert wurde, wird aus einem Coaching noch keine Beratung im engeren Sinne, vorausgesetzt, dass sich das horizontale Verhältnis zwischen Coach und Kunde (oder genauer „Coachee“) nicht zur Vertikalen hin verschiebt und es mit dem Verlust der Augenhöhe zu einem Gefälle kommt. In dem Moment müssten wir qua definitionem von einer klassischen – also nicht-systemischen, d.h. ressourcen- und prozessorientierten – Beratung sprechen: Denken Sie an Ihren Steuerberater oder IT-Berater, von dem Sie eine fix und fertige Lösung für Ihr Problem, die Bewertung von Entscheidungsalternativen, einen konkreten Rat erwarten. Anders in einem Coaching: Hier ist der Kunde der Experte für seine Belange, während der Coach als Reflexionspartner, Anreger und Impulsgeber Erkenntnisse fördert, Perspektiven aufzeigt und Veränderungen ermöglicht, für die sich das Gegenüber öffnet. Oder auch nicht. Nur am Rande bemerkt: Coaches unterliegen, weil sie – so betrachtet – einen Bildungsprozess gestalten, aus Sicht des Gesetzgebers der Sozialversicherungspflicht, Berater jedoch nicht.
Die Expertise eines Moderators – sofern er nicht im TV den Talk-Master gibt! – besteht darin, zu steuern, zu lenken und zu mäßigen (von lateinisch „moderare“), und zwar die Arbeit einer Gruppe, die durch Methoden der Gesprächsleitung und Visualisierung unterstützt wird. Entscheidendes Kriterium ist, dass der Moderator sich jeder Wertung und Positionierung enthält und das Arbeitsergebnis der Gruppe nicht beeinflusst. Freilich kann eine Moderation als hocheffizientes Beratungsformat zum Einsatz kommen, wenn der Moderator sowohl als Experte für den Prozess als auch für die zu verhandelnde Sache verpflichtet wird und neben dieser Feldkompetenz noch eine Kultur- bzw. Organisationskompetenz einbringt. So kann der Moderator fachliche Impulse geben (die er dann so benennen muss), ohne seine Neutralität und Zurückhaltung aufzugeben. Eine solche „Experten-Moderation“, wie ich sie definiere, muss als Format klar verabredet sein und ist durchaus eine hohe Kunst.
Jedes Coaching wird stets auch Anteile von „Training“ beinhalten, wenn wir darunter die Vermittlung von Knowhow und Fertigkeiten – sagen wir einmal Grundlagen der Kommunikation – verstehen. Primär das Einüben von Fähigkeiten durch Training ist jedoch klar von Coaching im hier dargelegten Sinne abzugrenzen, um den inflationären Begriff „Coaching“, der heutzutage für alles Mögliche gebraucht wird, nicht weiter zu verwässern. Zusammengefasst: unter den landläufigen Sammelbegriff „Beratungsformate“ fallen Coaching, Supervision, Beratung, Moderation und Training gleichermaßen. Gut darum zu wissen, wie sie sich unterscheiden – und wo sie sich berühren.