Der Beruf des Coachs unterliegt in Deutschland bekanntlich keinem staatlichen Schutz. Folglich bestehen auch keine verbindlichen Regelungen bezüglich der Frage, welchen Ausbildungsweg ein Coach zu absolvieren hat.
Die Coaching-Verbände sind bemüht, diese Lücke selbstregulativ zu schließen. Sie entwickeln Standards, nach denen Ausbildungsanbieter sich bzw. ihre Ausbildungsgänge anerkennen lassen können. Der Roundtable der Coachingverbände (RTC) legte 2015 erstmals ein gemeinsames Positionspapier vor. In dem Papier äußern sich die Mitgliedsverbände auch zum Rahmen, innerhalb dessen Coaching-Qualifizierungen aus Sicht des RTC erfolgen sollten. Hierbei greifen sie die Möglichkeit des Studiums als gleichrangige Alternative zu außeruniversitären Ausbildungen explizit auf (RTC, 2015, S. 4): „Die für die Ausübung des Coachings erforderlichen Kompetenzen werden in aller Regel im Rahmen einer berufsbegleitenden Weiterbildung/eines berufsbegleitenden Studiums erworben.“
Der RTC bezieht in seinem Positionspapier Stellung bezüglich der Anerkennung von Coaching-Studiengängen. Diese seien nach den Regularien der auf gesetzlicher Grundlage handelnden „Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland“ zu akkreditieren. Strikker und Strikker (2013, S. 38) sehen genau hierin die Chance, Transparenz und Professionalisierung zu fördern: „Der Akkreditierungsprozess erfordert von den Hochschulen eine klare Strukturierung des Angebots, eine überprüfbare Formulierung der lernbaren Kompetenzen und eindeutige Aussagen zu den wissenschaftlichen Modellen und Theorien, die als Basis des Studiengangs gelten.“ Welche Studiengänge programmakkreditiert sind, können Interessierte über die zentrale Datenbank der Stiftung einsehen.
Über die Datenbank ist ebenso einsehbar, welche Hochschulen systemakkreditiert sind. Bei der Systemakkreditierung handelt es sich um eine Akkreditierung der jeweiligen Hochschule auf Basis der Beurteilung ihres Qualitätssicherungssystems. Systemakkreditierte Hochschulen sind berechtigt, ihre Studiengänge eigenständig zu akkreditieren. Dies trifft auf die FH Münster zu, die seit 2014 den Studiengang „Beratung Mediation Coaching“ anbietet.
Der deutsche Markt (für eine Übersicht zu Studienmöglichkeiten in Österreich und der Schweiz siehe Ebermann, 2016 a) umfasst mehrere Masterstudiengänge, die sich explizit auf Coaching beziehen. Diese werden von staatlich anerkannten bzw. staatlichen Hochschulen angeboten. Es folgt eine Übersicht (Anmerkung zu nachfolgenden Angaben: Die Auflistung basiert im Wesentlichen auf einer Suchabfrage in genannter Datenbank. Der Masterstudiengang „Organisationsentwicklung & Business Coaching“, der an der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur in Berlin angeboten wird, wurde von der Berliner Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung genehmigt. Die Akkreditierung des Studiengangs findet im laufenden Prozess statt und ist noch nicht abgeschlossen. Kosten ggf. zzgl. Semesterbeitrag).
Nach Ergebnissen der Coaching-Umfrage 2017/2018 verfügen Coaching-Einsteiger über durchschnittlich 16 Jahre Erfahrung im zuvor ausgeübten Beruf. Die sogenannte Feldkompetenz wird mitunter als Qualitätsmerkmal eines Business-Coachs verstanden. Passenderweise findet sich Berufserfahrung in aller Regel als Kriterium in den Zulassungsvoraussetzungen der Masterstudiengänge, die – den oben zitierten Ausführungen des RTC entsprechend – überwiegend als berufsbegleitende Angebote konzipiert sind, wieder. Vorausgesetzt wird zudem ein grundständiges Studium mit erstem akademischem Abschluss. Eine Besonderheit hält diesbezüglich die Europäische Fernhochschule Hamburg bereit. Besonders berufserfahrene Interessenten können hier auch ohne absolviertes Erststudium Zugang zum Studiengang „Business Coaching und Change Management“ erhalten – dieser Weg führt über ein Einstiegsprogramm.
Die wenigsten Coaches leben ausschließlich von ihren Coachings. Den Ergebnissen der Coaching-Umfrage 2017/2018 zufolge machen diese im Mittelwert 32,1 Prozent der Jahresarbeitszeit eines Praktikers aus. Coaching ist damit zumeist ein Teilgeschäft. Andere Beratungsleistungen ergänzen das Angebot vieler Coaches.
In dieses Bild passt, dass vorwiegend „Mischstudiengänge“ angeboten werden, die Coaching mit verwandten oder angrenzenden Disziplinen verbinden. So kann Coaching, das in sich bereits als interdisziplinär geprägtes Feld verstanden werden kann, etwa in Kombination mit Supervision, Organisationsberatung, Mediation oder Change Management studiert werden.
Diese Ausrichtung mag auch aufgrund dessen sinnvoll sein, dass Coaching-Qualifizierungen nicht zwangsläufig Coaches hervorbringen. Oftmals werden sie auch von Personalverantwortlichen, Führungskräften und weiteren Funktionsträgern in Unternehmen mit dem Ziel des zusätzlichen Kompetenzerwerbs absolviert. In den von den Hochschulen ausdrücklich adressierten Zielgruppen spiegelt sich dieser Umstand teilweise wider. Mitunter kann gar herausgelesen werden, das Coaching (auch) als Führungsinstrument definiert wird. So weist die Frankfurt University of Applied Sciences darauf hin, dass der hier angebotene Studiengang „Beratung in der Arbeitswelt – Coaching, Supervision und Organisationsberatung“, dazu befähige, „Leitungs- und Führungsaufgaben mit beratenden Anteilen zu übernehmen“.
In der CoachDb finden Sie eine Liste der Hochschulen, die akkreditierte, berufsbegleitende Coaching-Studiengänge mit Masterabschluss in Deutschland anbieten.
Im Angebot finden sich neben weiterführenden Master- auch grundständige Studiengänge. Diese führen zum Bachelorgrad und setzen keinen ersten Studienabschluss voraus.
Eine Kooperation gingen kürzlich der Deutsche Bundesverband Coaching e.V. (DBVC) und die vom DBVC als Coaching-Weiterbildungsanbieter anerkannte Internationale Berufsakademie (iba) ein. An den iba-Standorten Berlin, Darmstadt, Köln, Heidelberg und Leipzig (in Planung: Hannover, Kassel, Hamburg und Bochum) kann seit 2019 der Studiengang „Sozialpädagogik, Management & Business Coaching“ belegt werden.
Der Studiengang kombiniert den Erwerb eines Bachelorgrades (Bachelor of Arts) sowie eine staatliche Anerkennung im Bereich Sozialpädagogik/Sozialarbeit mit einer vom DBVC anerkannten Zusatzqualifikation in Business-Coaching, die die Professionsstandards des DBVC abbildet. So ermöglicht der erfolgreiche Abschluss den Antrag auf Aufnahme als „Associate Coach (DBVC)“ in den Verband. Der über acht Semester angelegte und dual aufgebaute Studiengang verbindet die Vermittlung von sozialpädagogischem sowie psychologischem Fach- und Managementwissen vom ersten Semester an mit einer praktischen Ausbildung in einer sozialen Einrichtung. Die anfallenden Studiengebühren in Höhe von 580 Euro monatlich werden, so heißt es auf der Homepage der iba, überwiegend von den als Praxispartner bezeichneten sozialen Einrichtungen übernommen, die den Studierenden zudem eine Ausbildungsvergütung zahlen.
Sowohl an der Hochschule für angewandtes Management (HAM) mit Sitz in Ismaning als auch an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport (DHGS) mit Sitz in Berlin kann der Studiengang „Life Coaching“ belegt werden. Auf der HAM-Homepage heißt es: „Im Studiengang Life Coaching erwerben Sie interdisziplinäre Kenntnisse auf den Gebieten Psychologie, Sportwissenschaften, Ernährungswissenschaften, Philosophie und Ökonomie.“ Dies eröffne die Möglichkeit, als Business-Coach, Ernährungsberater oder Lebensberater tätig zu werden, wie beide Hochschulen ausführen. Das Studium führt zum Bachelor of Science und basiert auf einem Blended-Learning-Konzept, bestehend aus Online-Studium und Präsenzphasen. Das Studium ist in der Vollzeitvariante auf sieben Semester angelegt, kann aber u.a. auch berufsbegleitend bzw. in Teilzeit gestaltet werden.
Es besteht zudem ein Angebot an Studiengängen, z.B. im Bereich der Wirtschafts- und/oder Organisationspsychologie, die einen inhaltlichen Bezug zum Thema Coaching haben. Der Master Wirtschaftspsychologie (Master of Arts) der HAM sieht gar die optionale Setzung eines Schwerpunktes im Feld des Business-Coachings vor. Der Studiengang Beratung und Beratungswissenschaft (Master of Science), der vom artop-Institut (Institut an der Humboldt-Universität zu Berlin) in Kooperation mit der Humboldt-Universität angeboten wird, sieht im praxisorientierten Wahlpflichtbereich die Vertiefung eines Beratungsschwerpunktes vor – in der Auswahl befindet sich auch Coaching.
Darüber hinaus bieten zahlreiche Hochschulen bzw. sogenannte An-Institute, die Hochschulen als rechtlich und organisatorisch eigenständige Einrichtungen angegliedert oder aus der zentralen Hochschulstruktur ausgegliedert wurden, sogenannte Zertifikatsstudiengänge (gelegentlich auch Kontaktstudiengänge genannt) an. Diese führen nicht zum Erwerb eines akademischen Grades, sondern zum Erhalt eines Hochschulzertifikats.
Zertifikatsstudiengänge (ausführlich in Ebermann, 2016 b) stellen eine alternative Möglichkeit dar, Coaching-Know-how im Hochschulrahmen zu erwerben. Es handelt sich um Aus- und Weiterbildungen auf akademischem Niveau, was häufig auch dadurch unterstrichen wird, dass der Leistungsumfang – wie bei Bachelor- und Masterstudiengängen – nach dem Europäischen System zur Übertragung und Akkumulierung von Studienleistungen (European Credit Transfer and Accumulation System, kurz ECTS) ausgewiesen wird. Dieses dient dem Vergleich und der Übertragbarkeit von Studienleistungen innerhalb des Europäischen Hochschulraumes (EHR). Mitunter lassen sich die erworbenen ECTS-Leistungspunkte aufgrund des Übertragbarkeitsprinzips auf „reguläre“ Studiengänge anrechnen.
Insbesondere für Personen, die Coaching-Know-how mit angrenzenden Disziplinen in einer wissenschaftlich fundierten Qualifizierung kombinieren möchten und/oder für die der Erwerb des Mastergrades – z.B. mit Blick auf die Promotionsberechtigung oder die Befähigung zum höheren Beamtendienst – attraktiv ist, dürften die aufgeführten Studiengänge interessant sein. Personen, die an einer Coaching-Qualifizierung nach Hochschulstandards interessiert sind, für die der Erwerb eines akademischen Grades zudem sekundär ist, sollten sich auch über Zertifikatsprogramme informieren.