Wie KI im Coaching eingesetzt werden kann und welche Vorteile oder etwaigen Risiken sich daraus ergeben, wurde im Coaching-Magazin bereits eingehend erörtert (Ausgaben 3/2018, 3/2019, 4/2019, 4/2023). Im Folgenden soll es nicht darum gehen, wie KI angewendet werden kann, sondern darum, wie bzw. als was KI zu verstehen ist. Dieses Vorgehen ist dem Eindruck geschuldet, dass besonders im Zusammenhang mit KI hoffnungsvolle Nutzenerwägungen überwiegen, ohne diesen zunächst ein grundsätzliches Verständnis davon voranzustellen, womit wir es eigentlich zu tun haben. Dieser Artikel ist somit als Kritik im philosophischen Sinne zu verstehen. Er soll keine miesepetrige Spielverderberei darstellen, sondern eine Einladung zum Nachdenken darüber, was KI ist und im Rahmen von Coaching kann bzw. nicht ist und nicht kann.
Auf einen Blick
Ebenfalls philosophisch eingefärbt versteht der Autor dieses Artikels Coaching als Begegnung zwischen zwei Menschen, die der Entwicklung des bzw. der Ratsuchenden dienen soll. Dieses Verständnis ist anschlussfähig an dasjenige Rauens (2014, S. 3), wonach „Coaching auf der Beziehung zwischen Coach und Klient [basiert]. Nur wenn diese Beziehung tragfähig ist, kann das Coaching Ergebnisse bringen.“ Wie schon Grams (2019, S. 38) bemerkte, ist ein „vollständiger Ersatz des menschlichen Coachings durch Computer [...] auf lange Sicht wohl nicht zu befürchten“. Dennoch wird der KI – wenn auch nicht als vollständiger Ersatz – einiges an Fähigkeiten zugetraut. Die einzelnen Teilbereiche der potenziellen Anwendung sind hier nicht von Bedeutung, wohl aber die Tatsache, dass KI nicht nur als zuarbeitendes Assistenzsystem eines menschlichen Coachs eingesetzt wird, sondern direkt mit den Klientinnen und Klienten interagieren soll. Es findet also eine Verschiebung der Begegnung zwischen Menschen hin zu einer von Mensch und KI statt.
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