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Die Bedeutung von Sprache im interkulturellen Coaching

Wege zum Verständnis 

Coaches stellen Fragen, paraphrasieren und bilden Hypothesen auf Basis dessen, was ihr Gegenüber einbringt. Kurz gesagt: Sie kommunizieren und arbeiten mit dem Werkzeug „Sprache“. Hierbei ist immer in Betracht zu ziehen, dass Worten und Aussagen – je nach Erfahrungshintergrund der Beteiligten – unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben werden können. Dies gilt in besonderem Maße für das Coaching im interkulturellen Setting. Kann Sprache hier zum Nährboden für Missverständnisse werden und gar den Coaching-Erfolg gefährden? Wie können Coaches vorgehen, um dem vorzubeugen?

14 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 3 | 2024 am 11.09.2024

Das KI generierte Bild zeigt eine bunte Weltkugel, um die geometrische Figuren angeordnet sind.

Coaches, die mit Klienten unterschiedlicher Herkunft arbeiten, werden sich früher oder später mit dem Thema „Sprache“ beschäftigen. Fragen können auftauchen bezüglich der Sprachwahl und ihrer Auswirkungen auf die Dynamik zwischen Coach und Klient sowie auf den Gesamtprozess. Kommunikationsmissverständnisse bewirken Unsicherheiten und beeinträchtigen den Ablauf des Coachings. Möglicherweise wird deutlich, dass Coach und Klient von unterschiedlichen Denkwelten ausgehen, selbst wenn sie dieselben Wörter verwenden.

Auf einen Blick

  • Die Deutung des Gesagten kann in interkulturellen Coaching-Settings besonders stark von unterschiedlich geprägten Erfahrungswelten der Beteiligten beeinflusst sein. In der Folge entstehen nicht selten Missverständnisse.
  • Coaches sollten daher besonderen Wert auf die Haltung des Nichtverstehens legen.
  • Situativ können u.a. die Reduktion sprachlicher Komplexität, die Wahl eines indirekten Sprachstils oder der Einbezug visueller Elemente, Metaphern und Geschichten sinnvoll sein.

Dieser Artikel thematisiert die Verbindung von Sprache und Kultur und ihren Einfluss im interkulturellen Coaching. Durch eine Vielzahl von Anregungen werden Coaches unterstützt, in interkulturellen Settings professionell mit dem Werkzeug „Sprache“ umzugehen.

Die Verbindung von Sprache und Kultur

Sprache und Kultur sind untrennbar miteinander verbunden. Kommunikation basiert auf kulturell erlernten Gewohnheiten und Regeln. Die Bedeutung von Wörtern entsteht in dem jeweiligen Kontext, in dem sie verwendet werden. Wörterbücher können hierbei für Verwirrung sorgen, indem sie suggerieren, jedes Wort habe eine direkte Entsprechung in einer anderen Sprache. Selbst wenn Coach und Klient sich auf eine gemeinsame Coaching-Sprache einigen, unterscheiden sich unter Umständen ihre Kommunikationsgewohnheiten sowie die Vorstellungen und Assoziationen, die sie mit Ausdrücken verbinden. Daher lohnt es sich, die Verbindung zwischen Sprache und Kultur sowie ihren Einfluss im interkulturellen Coaching näher zu betrachten.

Wenn Menschen kommunizieren, lassen sich die sprachliche Oberfläche und die darunterliegende Tiefenstruktur unterscheiden. Während die sprachliche Oberfläche, bestehend aus den gesprochenen Wörtern, für andere sichtbar ist, bleibt die darunterliegende Tiefenstruktur, die biographische Erfahrungen, kulturelle Denkwelten, Wertesysteme, Emotionen, Handlungsstrategien sowie erlernte Kommunikationsgewohnheiten und -regeln umfasst, den Kommunikationspartnern verborgen. Dies kann zu Missverständnissen führen, selbst wenn dieselben Wörter verwendet werden.

Ein Beispiel verdeutlicht dies: Im Coaching wird über „Karriere“ gesprochen, ohne dass Coach und Klientin sich bewusst sind, dass sie unterschiedliche Konzepte damit verbinden. Während beide den Begriff mit beruflichem Aufstieg assoziieren, interpretiert der Coach ihn im Sinne eines persönlichen Erfolgs. Für die Klientin hingegen geht „Karriere“ mit familiärer Verantwortung einher, die sie dazu verpflichtet, ihren jüngeren Verwandten berufliche Möglichkeiten zu eröffnen. Da beiden nicht bewusst ist, dass sie unterschiedliche Assoziationen mit dem Begriff verbinden, kann der Coach das Zögern der Klientin, eine angebotene Führungsposition anzunehmen, nicht nachvollziehen. Gleichzeitig fühlt sich die Klientin durch die gut gemeinten Ermutigungen des Coachs bedrängt und erwägt sogar, das Coaching abzubrechen.

Unterschiede in der Kommunikation gehen über die reine Wortwahl hinaus. Auch non- und paraverbale Signale wie Gestik, Mimik, Sprechgeschwindigkeit, Pausen, Lautstärke oder Augenkontakt können unterschiedliche Bedeutungen haben (Krämer & Nazarkiewicz, 2012). Die kulturelle Prägung wirkt sich auch darauf aus, über welche Themen (nicht) gesprochen wird und wie sie angesprochen werden. Ein Coach, der seiner Prägung zufolge eher direkt kommuniziert, könnte das Zögern eines Klienten fälschlicherweise als Ablehnung interpretieren, obwohl dieser womöglich nur mit vertrauten Personen über das Thema sprechen kann. Solche Missverständnisse können dazu führen, dass Klienten das Coaching unzufrieden abschließen, da sie nicht die nötige Unterstützung erhalten, um ihre Ziele zu erreichen.

Trotz des bedeutenden Einflusses kultureller Prägung ist es wichtig anzumerken, dass Kommunikation nicht ausschließlich durch kulturelle Einflüsse gesteuert wird. Zusätzliche Faktoren wie der situative Kontext und individuelle Kommunikationsgewohnheiten spielen ebenfalls eine Rolle. Hier steht jedoch die Bedeutung von Kultur als Einflussfaktor im Fokus.

Die Coaching-Sprache und ihr Einfluss auf die Zusammenarbeit

Je nachdem, in welcher Sprache das Coaching durchgeführt wird, können sich unterschiedliche Konstellationen ergeben. Jede von ihnen beeinflusst die Zusammenarbeit auf andere Weise. Eine Möglichkeit besteht darin, dass das Coaching in der Muttersprache des Coachs stattfindet, die der Klient als Fremdsprache beherrscht. Auch der umgekehrte Fall ist möglich, etwa wenn ein deutscher Coach mit einer argentinischen Klientin auf Spanisch arbeitet. Häufig ist die gewählte Coaching-Sprache auch eine lingua franca (meistens Englisch) die für beide Gesprächspartner eine Fremdsprache darstellt. Eine weitere Variante liegt vor, wenn Coach und Klient dieselbe Muttersprache teilen, jedoch aus verschiedenen kulturellen Kontexten stammen. Z.B. könnte ein kanadischer Coach mit einem Klienten aus der Elfenbeinküste zusammenarbeiten. Beide sprechen Französisch als Muttersprache, sind jedoch in unterschiedlichen kulturellen Umgebungen aufgewachsen.

Die Einstellung von Coach und Klient zur gewählten Coaching-Sprache kann die Arbeitsdynamik beeinflussen und unterschiedliche Bedingungen für die Zusammenarbeit schaffen. Coaches sollten besonders die Auswirkungen solcher Konstellationen berücksichtigen, in denen sie selbst in ihrer Muttersprache arbeiten, die für den Klienten eine Fremdsprache darstellt. Wenn der Klient seine Sprachkompetenz als minderwertig wahrnimmt, unabhängig von seinen tatsächlichen Fähigkeiten, kann dies zu Scham und der Angst vor Fehlern führen. Der Fokus liegt dann sehr auf dem Bestreben, korrekt zu sprechen, was dazu führen kann, dass der Klient sich nicht frei fühlt, seine Gedanken auszudrücken. Sprache wird somit zu einer Barriere für den Coaching-Prozess, bei der möglicherweise ganze Themen vermieden werden.

Ein weiterer Aspekt, der vor allem die Beziehungsdynamik beeinflusst, ist, wenn ein Hierarchieempfinden dadurch entsteht, dass der Klient dem Coach nicht nur fachliche, sondern auch sprachliche Expertise zuschreibt. Dies kann ebenfalls zu einem Gefühl der Unfreiheit führen und verhindern, dass der Klient im Coaching zu guten Ergebnissen kommt.

Coaches sollten achtsam sein, sich nicht von Zögern, vorsichtigem Sprechen oder dem Umschiffen von Themen zu falschen Hypothesen verleiten zu lassen (Krämer & Nazarkiewicz, 2012). Dies gelingt, wenn sie sich der potentiellen Effekte der Konstellation „Coach-Muttersprache, Klient-Fremdsprache“ bewusst sind und diese als mögliche Erklärung für das Verhalten des Klienten im Hinterkopf behalten. Insbesondere in dieser Konstellation ist es wichtig, besonders stark in eine Vertrauensbeziehung zu investieren, um eine kooperative Zusammenarbeit auf Augenhöhe sicherzustellen.

Eine weitere Quelle für fehlgeleitete Hypothesen ist das Phänomen, dass Sprecher in einer Fremdsprache über emotional geladene Themen sachlich und distanziert kommunizieren. Dies begründet sich darin, dass die Verbindung zwischen Wörtern und Emotionen in der Muttersprache stärker ist als in der Fremdsprache (ebd.). Ein geeigneter Ansatz, um die Vermutung zu überprüfen, dass ein Klient eine stärkere emotionale Verbindung zu einem Thema hat, als zunächst offensichtlich ist, besteht darin, ihn einzuladen, dasselbe Thema auch in seiner Muttersprache zu erläutern. Selbst wenn der Coach die Muttersprache des Klienten nicht beherrscht, kann er ihn beim Sprechen beobachten. Anschließend kann er dem Klienten seine Beobachtungen mitteilen und ihn nach seinem eigenen Erleben beim Wechsel in die Muttersprache fragen.

Die umgekehrte Sprachkonstellation, also wenn der Coach in einer Fremdsprache und der Klient in seiner Muttersprache spricht, wirkt sich ganz anders im Coaching aus. Auch bei einer ausreichend hohen Kompetenz in der Fremdsprache kann die Arbeit herausfordernd sein, da das kommunikative Repertoire eingeschränkter ist als in der Muttersprache. Dies kann konkret zur Folge haben, dass Coaches vermehrt Rückfragen stellen, um sicherzugehen, dass sie den Klienten richtig verstanden haben. Statt als Mangel kann sich dies als Bereicherung für das Coaching erweisen. Durch die Rückfragen werden Klienten angeregt, ihre Aussagen neu zu formulieren und treten somit in einen Reflexionsprozess ein, der integraler Bestandteil des Coaching-Prozesses ist, wie im nächsten Abschnitt noch genauer erläutert wird. An dieser Stelle sollen Coaches ermutigt werden, sich die Arbeit in einer Fremdsprache zuzutrauen, selbst wenn ihre Sprachkenntnisse nicht perfekt sind.

Die Haltung des Nichtverstehens als Ressource

In jedem Coaching strebt der Coach danach, den Klienten zu verstehen. Das Anliegen, die Bedürfnisse und Ziele sollen möglichst gut erfasst werden, um den Prozess entsprechend zu gestalten. Coach und Klient sind jedoch zwei eigenständige psychische Systeme, die letztendlich füreinander weitgehend unzugänglich bleiben. Das ist auch dann der Fall, wenn die Kommunikation auf Verstehen ausgerichtet ist (Barthelmess, 2016).

Im interkulturellen Coaching werden zusätzlich zu den individuellen Unterschieden von Personen auch die kulturellen Erfahrungs- und Erlebniswelten wirksam, in welche die Kommunikationspartner keinen (oder nur bedingten) Einblick haben. Die bereits erwähnte Tiefenstruktur ist weitaus komplexer als das, was kommunikativ transportiert werden kann. Zusätzlich interpretieren Coach und Klient das Gesagte und das Verhalten des anderen intuitiv auf der Grundlage ihrer eigenen kulturellen Perspektiven. Wenn beispielsweise eine Klientin vom Aufwachsen in ihrer Familie spricht, mag beim Coach automatisch das Bild einer für seine Kultur typischen Kindheit in einer Kleinfamilie entstehen. Die Klientin hat möglicherweise ganz andere Vorstellungen davon, was es bedeutet, in einer Familie aufzuwachsen und welche Erfahrungen und Rollenbilder damit verbunden sind. Da es ganz automatisch zu einem solchen Aufeinandertreffen unterschiedlicher Vorstellungen kommt, die sich mehr oder weniger subtil manifestieren und in der Folge mehr oder weniger leicht auflösen lassen, ist es im Coaching generell und im interkulturellen Setting insbesondere hilfreich, als Coach eine Haltung des Nichtverstehens einzunehmen (Barthelmess, 2016).

Die Haltung des Nichtverstehens bedeutet, dass Coaches sich im Gespräch mit dem Klienten eher dafür entscheiden, ihn noch nicht vollständig verstanden zu haben. Sie führt zu neugierigem Nachfragen, sei es zur Bedeutung von Wörtern oder zur Schilderung insgesamt. Dies vermittelt dem Klienten zum einen, dass der Coach ihn ernst nimmt und versucht, sich in seine Gedankenwelt einzufühlen. Zum anderen signalisieren Fragen, dass gegenseitiges Verstehen keine Selbstverständlichkeit ist. Nachfragen tragen jedoch nicht nur zur Verbesserung der Kommunikation bei, indem beide Gesprächspartner ein gemeinsames Verständnis für das besprochene Thema entwickeln. Viel bedeutsamer ist, dass Klienten auf diese Weise zu einem Reflexionsprozess angeregt werden, der sie zu einem erweiterten Selbstverständnis führt (ebd.). Dieses erweiterte Selbstverständnis ist ein zentrales Ziel im Coaching, denn es eröffnet dem Klienten neue Perspektiven auf seine Situation und damit auch auf die ihm zur Verfügung stehenden Handlungsalternativen.

Das Nachfragen des Coachs aus einer Haltung des Nichtverstehens heraus wird somit zu einer Ressource für die Zusammenarbeit. Äußert eine Klientin z.B. das Anliegen, dass die Berufserfahrung aus ihrem Heimatland im gegenwärtigen Unternehmen anerkannt wird, könnte ein Coach, der die Haltung des Nichtverstehens einnimmt, folgende Fragen stellen: „Woran würden Sie merken, dass die Berufserfahrung anerkannt wird? Was genau bedeutet für Sie Anerkennung? Von welchen Personen wünschen Sie sich, dass Ihre Berufserfahrung anerkannt wird? Was würde sich dann ändern, wenn Ihre Berufserfahrung so beachtet wird, dass es für Sie ausreichend ist (für Sie, für Ihre Kollegen, für Ihre Familie)?“

Ein weiterer positiver Effekt der Haltung des Nichtwissens ist, dass sie davor schützt, Stereotype oder Verallgemeinerungen wie „alle Menschen aus der Kultur XY denken und handeln so“ auf das Gegenüber zu übertragen. Obwohl der Coach typische Merkmale der Kultur des Klienten kennen mag, überprüft er deren Relevanz mittels gezielter Nachfragen und berücksichtigt individuelle Unterschiede und Perspektiven.

Anregungen zur Sprachgestaltung

Im folgenden Abschnitt werden praktische Anregungen vorgestellt, wie Coaches das Werkzeug „Sprache“ im interkulturellen Coaching gezielt einsetzen können. Dadurch passen sie ihre Kommunikation an das spezielle Setting an und verringern die Wahrscheinlichkeit, dass Missverständnisse auftreten. Wichtiger Ausgangspunkt ist, dass Coaches ihre eigenen Kommunikationsgewohnheiten reflektieren und sich bewusst machen, dass ihr Gegenüber möglicherweise anders kommuniziert, ohne dass dies offensichtlich ist. Dieses Bewusstsein führt zu einer erhöhten Achtsamkeit für Signale des Nicht- oder Missverstehens sowohl beim Coach als auch beim Klienten und ermöglicht dem Coach, entsprechend damit umzugehen.

Geschwindigkeit und Komplexität anpassen

Eine erste Auswahl an Maßnahmen zielt v.a. auf solche Situationen ab, in denen die Coaching-Sprache für den Klienten eine Fremdsprache darstellt. Empfehlenswert ist zunächst, die Geschwindigkeit zu reduzieren und sich viel Zeit zu nehmen, einander zu verstehen. Dies kann für den Coaching-Prozess insgesamt förderlich sein. Weiterhin ist es sinnvoll, die sprachliche Komplexität zu reduzieren und allgemeinverständliche Ausdrücke statt Fachjargon zu verwenden. Werden Fachbegriffe benutzt, sollte der Coach überprüfen, inwieweit der Klient mit ihnen vertraut ist, und ggf. Umschreibungen anbieten.

Komplexität lässt sich auch auf der Ebene der Satzstruktur verringern, indem einfache Satzstrukturen bevorzugt werden. Durch Paraphrasierung von Beschreibungen des Klienten spiegelt der Coach seinem Gegenüber, was er verstanden hat, und gibt ihm die Möglichkeit, das Gesagte noch einmal anders zu formulieren oder zu präzisieren. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Maßnahmen ein gewisses Bewusstsein seitens des Coachs darüber erfordern, welche Aspekte der Coaching-Sprache für einen Nicht-Muttersprachler komplex sein können.

Weitere Verständnisebenen integrieren

Unabhängig von der sprachlichen Konstellation kann der Einsatz weiterer Verständnisebenen eine positive Wirkung haben. V.a. der Einsatz visueller Elemente ist vielversprechend, da diese den alleinigen Fokus auf das Medium Sprache auflösen und zur Veranschaulichung beitragen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den visuellen Sinneskanal einzubeziehen: durch Bildkarten, das Visualisieren auf dem Flipchart oder auch die Bitte an den Klienten, parallel das aufzuzeichnen, worüber er spricht. Auch Aufstellungen mit Figuren oder anderen Gegenständen machen das Gesagte „sichtbar“.

Bleibt man auf der Ebene der Sprache, können Metaphern geeignet sein, komplexe Konzepte zu vereinfachen und neue Perspektiven zu eröffnen. Des Weiteren dienen Beispiele dazu, abstrakte Konzepte greifbarer und verständlicher zu machen. Sie können helfen, kulturspezifische Themen zu vermitteln und dienen zugleich als Anker, auf die im weiteren Verlauf des Coachings immer wieder zurückgegriffen werden kann.

Kommunikationsstile bedenken

Ein weiter wichtiger Faktor im interkulturellen Coaching ist die Berücksichtigung unterschiedlicher Kommunikationsstile. Während es in Deutschland üblich ist, direkt zu kommunizieren, ist dies in vielen anderen Kulturräumen nicht der Fall. Dies kann im Coaching dadurch zum Ausdruck kommen, dass Klienten auf Fragen zu spezifischen Inhalten nicht oder nur ausweichend eingehen. Besonders betroffen sind Themen, die persönliche Beziehungen, Hilfegesuche oder das Ausdrücken von Unbehagen oder Kritik beinhalten.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, den indirekten Kommunikationsstil zu respektieren und gleichzeitig das Anliegen zu behandeln. Ein Verschieben des Fokus auf eine dritte Person kann es Klienten, die einen indirekten Kommunikationsstil bevorzugen, leichter machen, über ein für sie heikles Thema zu sprechen: „Stellen Sie sich vor, Ihre Schwester wäre in Ihrer Situation. Welche Gedanken und Gefühle würden sie bewegen? Welche Handlungsalternativen hätte sie? Was könnte sie dazu bewegen oder sie daran hindern, die für sie beste Entscheidung zu treffen?“

Zusätzlich hat es sich bewährt, mit Geschichten, Märchen, Mythen oder auch Redewendungen und Symbolen zu arbeiten, die in vielen Kulturen eine große Bedeutung haben und zum Kulturerbe gehören. Es ist daher für viele Menschen üblich, komplexe Zusammenhänge oder Emotionen in Bezug auf ein Thema mithilfe einer Geschichte zu vermitteln. Hier sind Fragen denkbar wie: „Kennen Sie eine Geschichte oder ein Märchen, das zu diesem Thema passt? Welche Verbindung können Sie zu Ihrer aktuellen Situation herstellen? Welche Redewendung bietet sich an, um Ihre Gedanken zu diesem Thema zusammenzufassen?“

Die Ausführungen haben verdeutlicht, wie verschiedene sprachliche und visuelle Ansätze zu einer gelungenen Kommunikation im interkulturellen Coaching beitragen können. Empfehlenswert ist es, experimentierfreudig mit Sprache umzugehen und zu erkunden, welche Methoden sich am besten für die Zusammenarbeit mit dem individuellen Gegenüber eignen.

Vom Stolperstein zur Brücke zwischen kulturellen Unterschieden

Sprache und ihre Verbindung zur Kultur spielen eine Schlüsselrolle im interkulturellen Coaching. Unterschiedliche kulturelle Prägungen und daraus resultierende kommunikative Missverständnisse stellen potenzielle Stolpersteine im Coaching-Prozess dar. Durch Sensibilität für den eigenen sprachlich-kulturellen Standort, eine Haltung des Nichtverstehens und einen flexiblen Umgang mit dem Werkzeug „Sprache“ können Coaches diese Herausforderungen überwinden und eine Brücke zwischen verschiedenen Denkwelten bauen. Auf diese Weise tragen sie entscheidend dazu bei, dass ihre Klienten im Coaching zu positiven Ergebnissen gelangen.

Literatur

Barthelmess, M. (2016). Die systemische Haltung. Was systemisches Arbeiten im Kern ausmacht. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Krämer, G. & Nazarkiewicz, K. (2012). Handbuch interkulturelles Coaching. Konzepte, Methoden, Kompetenzen kulturreflexiver Begleitung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

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