Coaching hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr innerhalb der Unternehmen als Maßnahme zur Optimierung der beruflichen Leistung von Führungskräften etabliert. Empirische Wirksamkeitsnachweise sind allerdings bisher kaum zu finden. Eine der wenigen Studien zur Wirksamkeit eines Führungskräfte-Coachings auf die berufliche Leistungsfähigkeit wurde von Wissenschaftlern der Universität Trondheim durchgeführt, an der 19 Führungskräfte und 108 ihnen direkt unterstellte Abteilungsleiter eines großen norwegischen Unternehmens teilnahmen.
Das in seiner Wirksamkeit zu beurteilende Führungskräfte-Coaching bestand in einem einjährigen Coaching für die Chief Executive Officers (CEOs). Inhaltlich umfasste es neben einem halbjährigen Workshop zur Vermittlung von Coaching-Techniken auch Einzel- und Gruppen-Coachings für die Führungskräfte durch externe Coachs.
Vor und nach dem Coaching-Programm beantworteten alle Teilnehmer der Studie (CEOs und ihre Abteilungsleiter) vier Fragebögen zur Erfassung des eigenen „beruflichen Leistungstatus“ über vier „Indikator“- Variablen:
Die „Wirksamkeit“ des Coachings für Führungskräfte wurde in dieser Studie durch Veränderungen in diesen Variablen zwischen den beiden Messzeitpunkten definiert. Um den Einfluss von Störvariablen zu kontrollieren und den Effekt des Coachings zu untermauern, wurde eine Kontrollgruppe eingeführt, deren Mitglieder nicht an dem Workshop und den Coachings teilnahmen („business as usual“).
Die Autoren interpretieren die gefundenen Ergebnisse dahingehend, dass sich die CEOs nach dem einjährigen Coaching in ihrem Selbstwirksamkeitserleben und in ihrer Fähigkeit zur Zielsetzung verbesserten. Gleichzeitig ergab sich eine Erhöhung ihrer Arbeitszufriedenheit und der Qualität ihrer Arbeitsbeziehungen. Außerdem schrieben sie ihren beruflichen Erfolg mehr ihrer Fähigkeit und dem Einsatz von Strategien zu als noch vor dem Coaching. Für die CEOs, die kein Coaching erhielten, finden sich in dieser Studie keine statistisch signifikanten Veränderungen. Auf der Ebene der unterstellten Führungskräfte zeigte sich, dass diejenigen, deren CEOs an dem Coaching teilgenommen hatten, über eine bessere Zielübereinstimmung, eine höhere Arbeitszufriedenheit, ein stärkeres Autonomieerleben und eine bessere Beziehungsqualität zu ihrem Vorgesetzten berichteten.
Fazit: Trotz Unklarheiten in der Darstellung der Auswertungsstrategien, die einen direkten Schluss auf die Effektivität des hier untersuchten Coachings für Führungskräfte erschweren, demonstriert diese Studie, dass Wirksamkeitsstudien im naturalistischen Setting möglich sind. Sollten sich diese Ergebnisse in weiteren Studien mit adaptierten Auswertungsstrategien replizieren lassen, wäre dies ein wesentlicher Schritt in Richtung „evidenzbasierter“ Professionalisierung des Coachings.