Coaching-Newsletter August 2005

In diesem 4. und letzten Teil über die Coaching-Verbände werden die Netzwerke "Open Coaching", "Pro C", "Qualitätsring Coaching" und die "Swiss Coaching Association" vorgestellt. Neben diesen (und den in den vorigen 3 Teilen vorgestellten) Organisationen, gibt es natürlich noch weitere Professionsgemeinschaften, in denen Coachs Mitglieder sind. Z.B. dürfte dies auf eine erhebliche Anzahl von Organisationen zutreffen, die den diversen psychotherapeutischen Schulen, beraterischen Disziplinen oder schlichtweg Berufen zugeordnet werden können. Im eigentlichen Sinne sind es aber eben keine Coaching-Verbände, da sie ihren Schwerpunkt i.d.R. auf Interessen konzentrieren, in denen das Thema Coaching nicht der Zweck, sondern eher ein Mittel zum Zweck ist.

Wie schon an der Vielzahl der Coaching-Verbände erkennbar ist, "boomt" Coaching immer noch. Von dieser Entwicklung möchten (verständlicherweise) viele Organisationen profitieren. Letztlich entsteht auf diese Weise jedoch nicht mehr, sondern eher weniger Transparenz am Markt. Versteht man wiederum Transparenz als eine notwendige Voraussetzung für Qualität, wird das Dilemma der Coaching-Branche deutlich: Jeder möchte seine eigenen "Pfründe" sichern und statt gemeinsam um Qualität bemüht zu sein, führen die zahlreichen Einzelinteressen zu noch mehr Intransparenz.

Die Coaching-Anbieter stehen sich hier selbst im Weg: Es kann davon ausgegangen werden, dass Coaching noch wesentlich öfter nachgefragt würde, wenn klare Qualitätskriterien vorhanden wären, die einem potenziellen Klienten Orientierung geben würden. Es kann daher mit Spannung erwartet werden, ob und welche Ergebnisse der "Gipfeltreffen der Verbände" haben wird, zu dem der Deutsche Bundesverband Coaching e.V. die Vertreter aller Coaching-Verbände am 24.09.2005 in Frankfurt am Main eingeladen hat.

Die Verbände im Detail:

OC - Open Coaching

• Gründungsjahr: 2004 (Herbst)
• Mitgliederzahl: ca. 13
• Mitgliedschaft: Mitglieder müssen eine Fortbildung in Prozessbegleitung von insgesamt 300 Zeitstunden vorweisen können und über zwei Fürsprecher verfügen. Mitgliedsbeitrag: 100 Euro/Jahr.
• Sitz: Bielefeld
• Rechtsstatus: Keine spezielle Rechtsform - somit als GbR anszusehen
• Wirkungsbereich: Deutschland (primär Norddeutschland)
• Zielsetzung: Öffentlichkeitsarbeit für die Mitglieder und Coaching allgemein, lernen von- und miteinander.
• Besonderheiten: Open Space Organisation; gegründet wurde Open Coaching vom Coaching-Institut "Lust auf Zukunft" in Bielefeld.
• Kontaktadresse:
  Open Coaching
  Marktstraße 29a
  33602 Bielefeld
  Tel. 05 21 - 201 70 73
  E-Mail: info@open-coaching.net
  http://www.open-coaching.net

Pro C - Professional Coaching Association

• Gründungsjahr: Anfang 2004
• Mitgliederzahl: ca. 27
• Mitgliedschaft: Aufnahmegebühr einmalig 500,- Euro (mit Audit 990,- Euro), Mindestalter 30 Jahre, Studium oder Berufsausbildung mit mindestens 10-jähriger Tätigkeit, Coachings müssen seit 2 Jahren durchgeführt werden.
• Sitz: Münster
• Rechtsstatus: "Zusammenschluss von Coaches" (somit vermutlich als GbR anzusehen)
• Wirkungsbereich: Primär Deutschland, Österreich, Schweiz
• Zielsetzung: "Reinhaltung des Begriffs Coaching"; "emotional unabhängige, unkonventionelle, freie Coaches"; Auditierung und Zertifizierung.
• Besonderheiten: Die Gründungsmitglieder sind u.a. die NLPler Martina Schmidt-Tanger und Thies Stahl. ProC Coaches dürfen maximal 50 Prozent ihrer Umsätze durch Coaching generieren, weil angenommen wird, dies würde die materielle Unabhängigkeit von Coaching bewirken. Mitglieder erhalten das "ProC Qualitätssiegel".
• Kontaktadresse: http://www.proc-association.de

QRPC - Qualitätsring Coaching

• Gründungsjahr: Anfang 2004
• Mitgliederzahl: ca. 41
• Mitgliedschaft: Kein Mitgliedsbeitrag für Coachs, die auf ihren Internetseiten auf den QRPC verweisen. Sonst 50 Euro Bearbeitungsgebühr. Auf Wunsch einmalig: Verbandslogo: 25 Euro;  Verbandsstempel: 25 Euro; Mitgliedsurkunde: 30 Euro; Zertifizierung: 50 Euro (gilt nur drei Jahre); Trainerurkunde: 150 Euro; je plus MWSt. + Versand. Voraussetzungen (u.a.): Vollendetes 25. Lebensjahr, abgeschlossene Berufsausbildung und drei Jahre Berufserfahrung (oder akademisches Studium), 150 Stunden Coaching-Ausbildung in Präsenzform.
• Sitz: Minden
• Rechtsstatus: vermutlich als GbR anzusehen
• Wirkungsbereich: Deutschland
• Zielsetzung: "Die Mitglieder des Verbandes sprechen sich nachdrücklich gegen jede Form des Missbrauchs oder der unstatthaften Beeinflussung ihrer Klienten aus. Sie wenden keine unseriösen Methoden an. Die Mitglieder supervidieren sich gegenseitig, um eine hohe Qualität ihrer Arbeit zu gewährleisten."
• Besonderheiten: Mitglieder des QRPC können Zertifizierter Coach des Qualitätsring Coaching werden. Die Prüfungskommission besteht aus Dr. Björn Migge, Dipl.-Psych. Sabine Nieländer, Dipl.-Psych. Jürgen Quade, Dipl.-Psych. Andreas Brokamp, Arne Vodegel (Studienleiter ILS Coaching).
• Kontaktadresse: http://www.qr-coaching.de

SCA - Swiss Coaching Association

• Gründungsjahr: 2000 (Januar)
• Mitgliederzahl: unbek.
• Mitgliedschaft: Die einmalige Aufnahmegebühr beträgt SFr. 1'200, die Mitgliedschaft kostet jährlich SFr. 600.--
• Sitz: Gebenstorf (CH)
• Rechtsstatus: Die SCA ist ein im Rahmen des Schweizerischen Zivilgesetzbuches ZGB Artikel 60-79 bestehender Verein. Der Sitz befindet sich am Domizil des jeweiligen Präsidenten.
• Wirkungsbereich: Schweiz
• Zielsetzung: Coaching Standards (Qualitäts-Standards) zu erarbeiten, zu publizieren, laufend dem neuesten Erkenntnisstand anzupassen und mit nationalen und internationalen Interessengruppen abzustimmen; die Berufsbezeichnung "dipl. Coach SCA" in der Wirtschaft und im Ausbildungsbereich zu etablieren; die berufsbezogenen Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Dritten zu vertreten und zu wahren; eine Coaching Ausbildung zu entwickeln und auf dem Markt anzubieten; Weiterbildungsveranstaltungen durchzuführen; ihre Mitglieder in Berufs- und Ausbildungsfragen zu unterstützen; mit den Mitgliedern einen regelmäßigen Austausch und kameradschaftlichen Umgang zu pflegen.
• Besonderheiten: Die SCA hat für die Zertifizierung des Berufsbildes "Coach" beim BBT (Bundesamt für Berufsbildung und Technologie) ein Anerkennungsverfahren eingeleitet. Die SCA ist im Handelsregister eingetragen und ist zudem Mitglied bei der Schweizerischen Vereinigung für Führungsausbildung.
• Kontaktadresse: http://www.s-c-a.ch

Hier finden Sie eine Übersicht aller Coaching-Verbände.

Mit dieser Ausgabe des Coaching-Newsletters können gleich mehrere Jubiläen erwähnt werden:

• Dies ist die 50. Ausgabe des Coaching-Newsletters,
• seit genau fünf Jahren ist der Coaching-Report online,
• die Gesamtliste der Coaching-Literatur (www.coaching-literatur.de) hat nun über 400 Quellen erfasst und
• die dritte, aktualisierte und erweiterte Auflage des Handbuch Coaching (www.handbuch-coaching.de) ist erschienen.

Im Rückblick betrachtet ist es erstaunlich, dass ein Spezialthema wie "Coaching" so viele Menschen interessiert. Inzwischen kann der Coaching-Report mit seinen Diensten monatlich 80.000 Besucher verzeichnen, die insgesamt ca. 300.000 Seiten pro Monat aufrufen. Und auch der Coaching-Newsletter hat trotz über 19.000 Abonnenten eine immer noch deutlich steigende Abonnentenzahl.

Neben der Expansion der Internetnutzer hat auch die Expansion des Coaching-Marktes zu dieser Entwicklung beitragen. So hat sich z.B. in den letzten vier Jahren die Anzahl der Coaching-Ausbildungen verdreifacht. Die Anzahl der deutschsprachigen Internet-Seiten, auf denen Coachings und entsprechende Ausbildungen angeboten werden, ist seit dem Jahr 2000 von ein paar Dutzend auf inzwischen eine faktisch nicht mehr zu überblickende Zahl gewachsen (laut Google über eine Million).

Eine derartige Expansion regt zum Nachdenken an. Das Wachstum der Branche - passender wäre es, von einer "Explosion" zu sprechen" - kann nicht ohne Nebenwirkungen bleiben. Es ist leicht vorherzusagen, dass die Entwicklung nicht in dieser Weise fortsetzbar ist.

Die Entwicklungsrichtung der Branche dürfte sich also ändern. Ob auf die Expansion eine Marktbereinigung, Professionalisierung oder gar zunehmende Scharlatanerie folgt, scheint momentan offen. Es dürfte aber weiterhin spannend in der Branche bleiben.

Der Coaching-Report und der Coaching-Newsletter werden diese Entwicklung begleiten und über Positives als auch Negatives im Coaching-Markt berichten. Und in weiteren fünf Jahren kann an dieser Stelle vielleicht das zehnjährige Bestehen des Coaching-Reports und die 100. Ausgabe des Coaching-Newsletters erwartet werden.

Frau Simone Marie Hofer führt eine Forschungsarbeit am Europa-Institut der Universität Saarbrücken über die Vereinbarkeit von Führung und Coaching durch. Kernpunkt ist di Fragestellung, inwieweit und unter welchen Rahmenbedingungen Vorgesetzte ihre Mitarbeiter "coachen" können.  Die Arbeit ("Führungskräfte als Coachs - eine empirische Studie zur Vereinbarkeit von Führung und Coaching") möchte die Rahmenbedingungen von Führung und Coaching klären und aufzeigen, in welchen Kontexten tatsächlich von "Coaching" in Abgrenzung zu anderen Führungsinstrumenten und der Führungstätigkeit an sich die Rede sein kann.

In diesem Zusammenhang bittet Frau Hofer alle Führungskräfte, die auch als Coach arbeiten (sollen), um Unterstützung. 

Alle Mitwirkenden erhalten (die Angabe der E-Mail-Adresse im Fragebogen vorausgesetzt) eine Zusammenfassung der Arbeit und der empirischen Ergebnisse. Unter allen beantworteten Fragebögen werden zudem von Frau Hofer jeweils ein Exemplar des Buches "Coaching Tools" und "Gekonnt coachen" verlost.

Weitere Informationen können direkt bei Frau Hofer erfragt werden (E-Mail: simone_marie_hofer@arcor.de).

In den Ländern Afrikas südlich der Sahara gehen etwa 45 Millionen Kinder nicht zur Schule – das ist fast jedes zweite Kind. Unicef und die Nelson-Mandela-Stiftung haben deshalb die Aktion "Schulen für Afrika" gestartet. Ziel der Aktion ist es, für zwei Millionen Kinder Schulplätze zu schaffen, in dem einfache Schulen gebaut oder instand gesetzt werden. Die Kinder erhalten Schulmaterial und Unicef schult auch zusätzliche Lehrer. Die Dorfbewohner und die Lokalregierungen helfen mit und übernehmen Verantwortung für ihre Schulen – eine wichtige Voraussetzung für nachhaltige Hilfe.

Eine Spende für die Aktion "Schulen für Afrika" ist momentan doppelt wertvoll, denn Herr Peter Krämer verdoppelt jeden Euro, der in diesem Jahr gespendet wird, bis zur Höhe von drei Millionen Euro.