Coaching als Markt
Fangen wir mit dem möglichen Aufbau einer Marktposition im Coaching an - und gleich damit, was fast nie funktioniert, nämlich Direkteinstieg und Kaltstart: Ausbildung machen, Zertifikat erwerben, Prospekt rausschicken und Coaching-Kunden gewinnen.
Coaching ist selten das Hauptprodukt von Anbietern, sondern wird eher im Zusammenhang mit anderen Dienstleistungen und Arbeitsbeziehungen angeboten und nachgefragt. Coaching als alleinige Tätigkeit wäre auch wirtschaftlich riskant, da Coaching-Umsätze schlecht kalkulierbar sind bzw. bei Sparprogrammen in Unternehmen leicht einbrechen können.
Insgesamt ist der Coaching-Markt vermutlich deutlich kleiner als dies viele Personen derzeit erhoffen. Dies gilt für Coaching als Beratung unter vier Augen. Anders sieht es aus, wenn von Coaching als in andere Tätigkeiten integrierte Fachkompetenz die Rede ist. Hier entsteht ein Zukunftsmarkt. Gesellschaftlich gesehen wäre auch ein aufgeblähter Coaching-Markt genauso wenig wünschenswert wie Psychotherapie für Jedermann. Die Kultur der Organisationen muss sich soweit entwickeln, dass die meisten Qualitäten von Coaching in den Alltag der Organisationsgeschehnisse integriert sein werden. Kollegiale Fallberatungen und beratungsorientierte Lernmethoden seien hier als aufkommende Bewegungen erwähnt.
Coaching als extra vergütete Einzelberatung wird zwar für spezielle Funktionsträger und Anlässe auch in Zukunft nachgefragt werden, aber nur bei speziell qualifizierten und im Organisationsbereich versierten Beratern.
Einstieg in den Coaching-Markt
Für Einsteiger entwickelt sich Coaching-Nachfrage meist allmählich aus anderen Arbeitsbeziehungen. Zum Beispiel arbeitet ein Trainer immer personenorientierter. Wenn sich die Teilnehmer angesprochen fühlen, suchen sie nebenbei immer häufiger persönlichen Rat. Schließlich wird ihnen dieser wichtig genug, dass sie bereit sind, auch offiziell Coaching nachzufragen und vielleicht sogar im Unternehmen für Coaching Unterstützung zu mobilisieren. Zunächst ist entscheidend durch solche Gespräche persönlich zu berühren. Dennoch wird bald deutlich, dass eine professionelle Qualifikation notwendig ist, um auch in schwierigeres Situationen weiter zu wissen und in komplexen Zusammenhängen eine Identität als Coach zu entwickeln. Selbst dort wo Kenntnisse im Organisationsbereich vorhanden sind, ist es nicht ohne weiteres möglich, diese im Coaching angemessen einzubringen und für die Klienten nutzbar zu machen. Kenntnisse müssen aus bekannten Rollen- und Zuständigkeitsverständnissen herausgelöst und in ein Beraterselbstverständnis und entsprechende Vorgehensweisen integriert werden.
Horizonte für Coaching-Weiterbildungen
Am Institut für systemische Beratung, (ISB Wiesloch-Zürich) bieten wir seit 1996 spezielle zweijährige Coaching-Curricula an. Anfänglich konzentrierten wir uns - durch das Leitbild des Vieraugengesprächs geprägt - auf Beratungskompetenz im Sinne des Drei-Welten-Modells und auf Gesprächsmethodik. Supervision von Coachingpraxis und kollegiales Lernen bezüglich Coachingfragen stellten dabei einen wesentlichen Bestandteil unserer Systemischen Didaktik dar. Es stellte sich aber heraus, dass viele Teilnehmer sich zwar für eine berufliche Entwicklung als Coach interessieren, jedoch gegenwärtig in anderen Funktionen tätig sind und eine praktische Tätigkeit als Coach gar nicht oder eher am Rande möglich scheint. Dadurch wurde das Zusammenspiel von Berufsalltag und Seminarlernen schwierig. Die meist hoch belasteten Professionellen waren vor und nach den Weiterbildungsseminaren in ganz anderen Situationen gefordert, als solche, auf die sich die Weiterbildung bezog. Zwar war alles hochinteressant, doch das Gefühl für Relevanz im konkreten Berufsleben wollte sich nicht bei allen so überzeugend einstellen, dass der Stellenwert der Weiterbildung gesichert blieb.
Wir errichteten deshalb neben dem Fokus Coaching den Fokus Teamentwicklung, weil jeder in und mit Teams arbeitet. Viele der gelernten Kompetenzen konnten nun auf Umgang mit Menschen in Teams ausgerichtet und damit der Zusammenhang zum Berufsalltag leichter hergestellt werden. Außerdem wurde das Spektrum, wofür sich die Weiterbildung lohnt, durch den erweiterten Horizont wesentlich erweitert. Verstärkt wurde auch der Ansatz, Coaching als Perspektive zu nehmen, als besondere Qualifikation im Umgang mit Menschen in Organisationen. Ein Beispiel für Themen hierzu wäre "Lebenszyklusorientierter Umgang mit Mitarbeitern". Diese Kompetenzen brauchten die im Coaching Tätigen sowieso, weil dies die Themen ihrer Klienten als Betroffene sind. Doch auch Andere können mit solchen Themen viel persönlich anfangen und in ihren gegenwärtigen Funktionen berücksichtigen. Außerdem können sie sich mit diesen Perspektiven in Maßnahmen der OE, PE und Kulturentwicklung einbringen, auch ohne eine Rolle als Coach zu haben.
Wir hatten schon immer den Anspruch, Coaching integriert in oder zumindest vernetzt mit OE- und PE-Projekten zu vertreten. Allerdings steckt die Entwicklung generell hier noch in den Kinderschuhen. Nicht nur, dass es noch wenige Konzepte auf Seiten der Coaching-Fachleute gibt, wie solche Vernetzungen praktiziert und gelehrt werden sollen. In der Organisationspraxis gibt es solche Vernetzungen kaum. Bestenfalls wird Coaching als relativ lösgelöste Maßnahme ergänzend hinzugenommen. Man hofft dann auf einen Transfer- und Integrationseffekt über den Klienten. Gelegentlich entsteht Irritation, wenn über das Coaching ein Organisationskulturverständnis und berufliche Haltungen in Organisationen getragen werden, die mangels Passung kontraproduktiv wirken. Eine zu PE- und OE-Strategien passendes Case-Management mit Qualitätssicherung seitens der beauftragenden Organisation gibt es meist gar nicht oder nur in Ansätzen. Wenn Interne genügend davon verstehen, um solche Funktionen wahrnehmen zu können, sind sie leicht versucht, lieber selbst zu coachen. Wenn sie es gut machen, sind sie in kürzester Zeit mit Terminen überlastet und die Drehscheibenfunktion leidet. Daher ist wichtig Kompetenz und Reputation im Coaching nicht an die Coachingtätigkeit allein zu binden. Das Management von Coaching, die stimmige Ankoppelung von Organisationsbelangen und Beraterphilosophien, die Pflege eines Stammes von geeigneten Coaches, das Abklären von angemessenen Anlässen für und die Finanzierung von Coaching durch eine Organisation, die Herstellung sinnvoller Kontrakte mit allen für den Gesamtprozess, dem Coaching dienen soll, entscheidenden Instanzen ist für Qualität und Nutzen von Coaching gleichermaßen wichtig.
In diesem Sinne ist Coaching und sind Coaching-Ausbildungen im Bereich Organisationen weit vielschichtiger als dies bisher im Blickfeld präsent ist.
In Zusammenarbeit mit Managementwissen online unterstützt der Coaching-Report eine Online-Befragung von Coachs und Supervisoren. Ziel ist es, fundierte Daten über die Auslastung und das Tätigkeitsfeld von Coachs und Supervisoren in 2002 zu gewinnen. Die Ergebnisse der Umfrage sollen kostenlos allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden.
Links>
MWOnline
http://www.mwonline.de
Immer wieder stellen Klienten und Coachs die Frage, ob und ggf. wie ein Vorgespräch für ein mögliches Coaching berechnet werden darf. Daher sei darauf hingewiesen, dass es nicht zwangsläufig nötig ist, das erste Gespräch kostenlos anzubieten. Im wesentlichen können dafür zwei Gründe genannt werden: Zum einen kommt es - z.B. bei einem Kurz-Coaching zur Karriereberatung oder bei Krisensitzungen und Konflikten - durchaus vor, dass nur eine Coaching-Sitzung stattfindet. Zum anderen scheint es insbesondere in letzter Zeit und in Ballungszentren Tendenzen zu geben, dass kostenlose Vorgespräche systematisch ausgenutzt werden, um sich über mehrere kostenlose Vorgespräche bei mehreren Coachs faktisch gratis beraten zu lassen.
Entscheidend für die Seriösität eines Anbieters ist daher, dass vor dem ersten Gespräch zwischen dem Interessenten und dem Coach ein klare und einvernehmliche Lösung für die Honorierung getroffen wird. Dies muss nicht zwangsläufig ein kostenloses Angebot sein. Ein sinnvolles Modell ist z.B., ein Vorgespräch nicht kostenlos anzubieten, die Kosten jedoch auf ein Coaching anzurechnen, sofern sich der Interessent für das Coaching entscheidet.
Natürlich muss jeder Coaching-Anbieter diese Entscheidung für sich selbst treffen. Wer also kostenlose Vorgespräche weiter anbieten kann und will, weil er oder sie z.B. keine Kurz-Coachings anbietet oder bisher keine negativen Erfahrungen mit Klienten gemacht hat, sollte dies auch weiterhin tun.
In unserer Ausbildungsdatenbank auf CoachDb finden alle, die Coach werden oder sich als Coach weiter qualifizieren möchten, professionelle Coaching-Aus- und Weiterbildungen. Alle Angebote werden von uns überprüft und erfüllen unsere hohen Qualitätsstandards.
Professionelle Coaching-Ausbildungen:
Beginn: kommender Monat
Beginn: kommende drei Monate
Beginn: jederzeit
Der Coaching-Newsletter hat folgende ISSN-Nummern (International Standard Serial Number) der Deutschen Bibliothek in Frankfurt:
ISSN: 1618-7733 (Archivausgabe – diese Website)
ISSN: 1618-7725 (E-Mailausgabe)