Wie verändert die Pandemie das Coaching?

24.03.2021

Im Rahmen einer Studie wurden zehn Thesen hinsichtlich der Frage erstellt, wie sich das Coaching vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie verändern wird. In Gesprächen mit 22 HR-Experten und Coaches wurden die Thesen überprüft. Die Ergebnisse sind frei abrufbar und weisen u.a. auf ein Dilemma hin. Zwar werde der Nutzen, den Coaching gerade in der Krise haben kann, gesehen, jedoch fehle es Führungskräften aufgrund der hohen Belastung an der notwendigen Zeit für Reflexion.

Welche Themen werden im Zuge der Coronavirus-Pandemie im Coaching an Bedeutung gewinnen? Wie wird sich das Coaching verändern? Welche Anpassungen verlangt die Krise den Coaches ab? Anhand einer Befragungsstudie, die von Dr. Karin von Schumann und Andrea Dragoi durchgeführt wurde, soll ein „Zukunftsbild von Coaching im New Normal“ gezeichnet werden. Auf Basis einer Literaturrecherche und Diskussionen mit fünf Fachexperten entstanden im Oktober 2020 insgesamt zehn Zukunftsthesen. Diese wurden anschließend im Rahmen von Interviews mit zehn HR-Experten und zwölf Coaches hinterfragt.

Ein besonderes Gewicht attestierten die Befragten der These, dass das Business-Coaching der Veränderung von Arbeits- und Umweltbedingungen Rechnung tragen müsse. Gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und neue Verhaltensmuster aufzubauen, gewinne stark an Bedeutung. Dieser Aussage stimmten 85 Prozent der Teilnehmenden „voll und ganz“ zu, was einem Spitzenwert in der Befragung entspricht. In den Gesprächen hoben die Interviewten u.a. das Führen virtueller Teams, den Umgang der Führungskräfte mit unplanbaren Situationen, die kurzzyklisches Denken erfordern, oder das Thema Vertrauen im Zusammenhang mit Homeoffice-Regelungen als relevante Aspekte hervor.

Geteilter fielen die Meinungen hinsichtlich der These aus, Business- und Life-Coaching gingen zunehmend ineinander über, da es krisenbedingt zu umfassenden Veränderungen in allen Lebensbereichen komme. 55 Prozent der Befragten stimmten „voll und ganz“ zu. 25 Prozent lehnten die Aussage hingegen „eher“ oder „vollständig“ ab. Im Kontext unternehmensbezahlter Maßnahmen seien Business- und Life-Coachings strikt voneinander zu trennen, entgegnete ein interner Coaching-Verantwortlicher und verwies dabei auf einen steuerlichen Grund. Ein Life-Coaching sei als geldwerter Vorteil zu betrachten. Zudem könne er „in eine Bredouille“ geraten, wenn er – etwa in einem Abschlussgespräch – in private Bereiche des Klienten vordränge.

Die Interviews offenbarten, wie die Studienverantwortlichen darlegen, ein Dilemma: Die These, Unterstützung durch Business-Coaching werde gerade in Zeiten der Krise benötigt, da Führungskräfte vor großen Herausforderungen und veränderten Anforderungen stünden, traf durchweg auf Zustimmung (75 Prozent „voll und ganz“, 25 Prozent „eher“). Die Notwendigkeit und der Nutzen von Coaching seien somit unbestritten, erläutern die Studienverantwortlichen. Zugleich kämen viele Führungskräfte aufgrund der Belastung nicht dazu, sich Zeit für Reflexion zu nehmen. Sparzwänge in den Unternehmen spielten ebenfalls eine Rolle. „Coaching wäre gerade jetzt absolut wichtig, doch die Nachfrage ist bei unseren Führungskräften sogar rückläufig“, wird eine befragte Person zitiert.

Der vollständige Ergebnisbericht, der Einblicke und Aussagen der Befragten zu allen zehn Thesen liefert, kann online frei abgerufen werden. (de)

Weitere Informationen:

Ergebnisbericht (PDF)

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