10.02.2020
Als Gründer und Leiter des Fachbereichs Coaching Psychology der University of Sydney hat sich Prof. Dr. Anthony Grant in den letzten zwanzig Jahren international einen Namen gemacht. Sein Bemühen, das Theoriedefizit im Coaching zu überwinden und evidenzbasierte Konzepte im Coaching zu entwickeln, hat die Wissenschaft und Forschung im Coaching erheblich vorangetrieben. Am 03.02.2020 ist Grant verstorben. „Eine furchtbare Nachricht für die weltweite Coaching-Community und seine Familie. Wir sind erschüttert“, gedenkt Dr. Christopher Rauen, Geschäftsführer der Christopher Rauen GmbH und 1. Vorsitzender des DBVC, des Verstorbenen. Grants Kollege und Freund Dr. Michael Cavanagh teilte seine Trauer auf LinkedIn: „He has been so much to so many. A mentor, an inspiration, an entertainer, a coach, an educator, and a caring friend, husband, brother, and father.”
Der 1954 in Großbritannien geborene Grant, der die Schule mit 15 Jahren abgebrochen, sich nach seiner Tischlerlehre als Bauunternehmer selbständig gemacht und anschließend im Direktvertrieb und Marketing gearbeitet hatte, kam als Dreißigjähriger in Australien zum Coaching. Ab 1993 studierte Grant Psychologie an der University of Sydney, ab 1997 folgten das Masterstudium und die Promotion an der Macquarie University in Sydney. Hier entdeckte er das Thema der Coaching Psychology für sich, das er in den folgenden Jahren kontinuierlich weiterentwickelte und dem er sich in seiner Doktorarbeit (Titel „Towards a psychology of coaching: The impact of coaching on meta-cognition, mental health and goal attainment“) widmete. Im Januar 2000 gründete Grant den weltweit ersten Fachbereich für Coaching Psychology am Institut für Psychologie der Sydney University und leitete diesen Bereich fortan als Direktor. Der Fachbereich bietet Master- und Postgraduiertenprogramme in Applied Science (Psychology of Coaching), einen Master in Organisational Coaching und ein Graduate Certificate in Applied Science (Applied Positive Psychology) an, wie es auf der Website des Instituts heißt. Grant war am Aufbau und der Entwicklung dieser Programme maßgeblich beteiligt. In seinem LinkedIn-Profil beschrieb Grant das Ziel seiner Arbeit wie folgt: „The aim of my work is to disseminate scientific information about evidence-based approaches to executive, organisational and workplace coaching and to provide a range of bespoke coaching and consulting services to my clients as well as delivering a world-class education to students of coaching and coaching psychology.”
Grant hat mehrere Bücher zum Thema evidenzbasiertes Coaching sowie unzählige Artikel veröffentlicht, die international viel beachtet wurden. 2007 erhielt er den British Psychological Society Award für „outstanding professional and scientific contribution to Coaching Psychology (Special Group in Coaching Psychology)” und 2009 den „Vision of Excellence Award” der Harvard University (McLean Hospital, Harvard Medical School) für „his pioneering work in helping to develop a scientific foundation to coaching.” 2019 wurde Grant mit dem „Leading Global Coaches Award“ als „#1 Coaching Researcher“ ausgezeichnet. Auch für seine Lehre wurde Grant im Laufe der Jahre mehrfach mit Auszeichnungen geehrt. 2010 wirkte Grant, der in seiner Freizeit gerne Bluesgitarre spielte, als „coaching psychologist“ in der populären TV-Serie „Making Australia Happy” mit und erreichte dadurch auch außerhalb der Coaching-Szene einen Namen.
Neben seiner Professur an der University of Sydney war der Wahlaustralier Grant in Großbritannien als Gastprofessor an der Oxford Brookes University und der Henley Business School sowie als Associate Fellow an der Säid School of Business, Oxford University, tätig. Darüber hinaus arbeitete Grant neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler auch als Coach. In seiner Person verband er die Praxis mit Coaching-Theorie und -Forschung und bemühte sich kontinuierlich um die Vernetzung von Wissenschaftlern mit Praktikern. (ap)
Informationen:
www.sydney.edu.au/science/news-and-events/2020/02/07/vale-professor-anthony-grant.html