11.01.2017
„Es gibt Traditionen, Coaching als angewandte Psychologie zu betrachten. Das tue ich nicht. Ich sehe Coaching als spezifische Kompetenz, als integrative Perspektive (…)“, beschreibt Dr. Bernd Schmid seine Vorstellung von anschlussfähigem Coaching im Interview des Coaching-Magazins 3/2014. Die Ansprüche des Ehrenmitgliedes der Systemischen Gesellschaft e.V. (SG) an die Arbeit eines Coachs sind entsprechend hoch. Dieser müsse als eine Art „Zehnkämpfer“ agieren und alle Belange einer Organisation sowie deren Zusammenspiel begreifen – und zwar über Teilperspektiven hinweg.
Diese Vorstellung einer integrativen, ganzheitlichen Coaching-Praxis ist kein Zufallsprodukt. Sie resultiert aus einer Haltung, die sich durch Schmids Werdegang zieht und dessen Lernen bereits in Studententagen prägt. So denkt Schmid schon an der Universität – ebenso wie im Rahmen der Vielzahl seiner später absolvierten Weiterbildungen – nicht in vordefinierten Grenzen. Nicht immer wird er deshalb mit offenen Armen empfangen. „Den Wirtschaftlern war ich zu pädagogisch, den Pädagogen zu psychologisch, den Psychologen interessierte ich mich zu sehr für Gruppendynamik – ich war einfach ein zu bunter Hund“, erinnert sich das Gründungsmitglied des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V. (DBVC).
Auf das Studium folgt eine Anstellung in der Studienberatung der Universität Heidelberg. Der eigentlich gehegte Wunsch, Psychotherapeut zu werden, gewinnt jedoch nach und nach die Oberhand. Der Umstand, dass die Universität sich weigert, Schmid für Fortbildungen in den USA unbezahlten Urlaub zu gewähren, kommt diesem daher nicht unpassend. Schmid, der zu diesem Zeitpunkt bereits vor dem Abschluss einer Ausbildung in Transaktionsanalyse steht, kündigt. 1984 gründet Schmid, der inzwischen als freiberuflicher Berater und Lehrtherapeut arbeitet, das Institut für systemische Therapie und Transaktionsanalyse. Nach etwa neun Jahren folgt dessen Umwandlung in das in Wiesloch ansässige Institut für systemische Beratung (isb). 2011 wird zudem die Schmid-Stiftung ins Leben gerufen. Die isb-Partnerorganisation versteht es als ihre Aufgabe, Coaching-Know-how zu gemeinnützigen Zwecken kostenlos bereitzustellen.
Für sein Wirken wird Schmid mehrfach ausgezeichnet. Bereits 1988 erhält er den Wissenschaftspreis der European Association for Transactional Analysis (EATA). Für sein aus der Transaktionsanalyse heraus entwickeltes Drei-Welten-Modell wird ihm 2007 als erstem Deutschen in San Francisco der Eric Berne Memorial Award verliehen. 2014 erhält der Coaching-Pionier den Life Achievement Award der deutschen Weiterbildungsbranche. „Durch die Entwicklung seiner Modelle und mit seinem ehrenamtlichen Engagement hat Bernd Schmid einen wesentlichen Beitrag zur Lernkulturentwicklung, zur Professionalisierung des Coachings und der Organisationsentwicklung geleistet“, so die Gremiumsbegründung. (de)
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