28.01.2015
Im Oktober 2014 veranstaltete der Deutsche Bundesverband Coaching e.V. (DBVC) ein Symposium zum Thema „Zukunft der Profession Business Coaching“ in Bremen (Coaching-Report berichtete). Dabei musste der Keynote-Speaker Prof. Dr. Peter Kruse, geschäftsführender Gesellschafter der nextpractice GmbH, kurzfristig wegen Krankheit absagen, sodass sein Sohn, Tobias Kruse, den geplanten Keynote-Vortrag „Coaching und Führung – Zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ übernahm. Daraufhin kündigten der DBVC und nextpractice an, nach Kruses Genesung ein Video-Interview zur Verfügung zu stellen, in dem der Keynote-Speaker komprimiert auf Fragen zur Zukunft der Führung und konkrete Handlungsempfehlungen für die Zukunft von Coaching eingeht. Seine Aussagen basieren dabei zum einen auf Ergebnissen der Studie „gute Führung“, die nextpractice im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchführt, sowie zum anderen auf ersten Ergebnissen der Studie „Coaching 2024“, die der DBVC gemeinsam mit nextpractice initiierte.
Im Dezember 2014 schließlich machte der DBVC das Kruse-Interview dann für alle Symposium-Teilnehmer zugänglich. Seit Jahresbeginn 2015 sind die Video-Statements nun für alle Interessierten auf der Verbandshomepage abspielbar.
In dem Videointerview geht Kruse unter Einbeziehung der Studienergebnisse auf den Wandel in der Führungs- und Arbeitswelt ein und erläutert, was der prognostizierte Wandel für die Tätigkeit Coaching bedeute. Er weist darauf hin, dass Führungskräfte Coaching als Unterstützungsmaßnahme präferieren und mit dieser Maßnahme eine Rat gebende und Lösung bildende Rolle des Coachs für Prozesse verbinden. „Wenn ein System heftig unter Druck ist und danach fragt: ‚Hast du eine Lösung?‘, dann wandert die Verantwortung immer auf den Lösungsanbieter“, erklärt Kruse weiter. Genau dahin müsse sich Coaching entwickeln und dürfe nicht davor zurückschrecken, eine Mitverantwortung für Prozesslösungen in Unternehmen zu übernehmen. Vor diesem Hintergrund, so Kruse weiter, stehe Coaching vor der Aufgabe und Verantwortung der Professionalisierung. Dabei kritisiert er an der aktuellen Coaching-Branche, dass sie sich zu sehr therapeutisch ausrichte, zu ungeschützt und zu sehr auf das Individuum und dessen Einzeloptimierung fokussiert sei: „Wir sind in einer Position, wo alle Beteiligten gemeinschaftlich Lösungen erdenken müssen und dann bekommt auch der, der Reflexionspartner ist, eine Verantwortung der Professionalisierung“, pointiert der Psychologe. Demnach müsse ein professioneller Coach ein „Meister und Fachmann im Prozess“ sein, der Systeme und Netzwerke versteht und methodisch kompetent und stets up to date ist.
Weitere Aspekte, die Kruse im Interview anspricht, betreffen die notwendigen Kompetenzen von Coaches zur Erfüllung der Aufgaben, die essentielle Bedeutung von Reflexionsprozessen für Unternehmer und die Berücksichtigung von Kultur als Coach und Führungskraft. Die kompletten Video-Statements stehen allen Interessenten auf der Homepage des DBVC offen. (aw)