21.03.2014
Welche Wirkungen und Nebenwirkungen hat Coaching? Was für Kompetenzen braucht ein Coach? Was zeichnet also gute Coaching-Ausbildungen aus? Solche und andere Qualitätsfragen prägten die Diskussionen des Coaching-Kongresses an der Hochschule für angewandtes Management (HAM) in Erding. Vom 20.–21. Februar 2014 hatte die Fakultät für Wirtschaftspsychologie der HAM zu dieser Tagung eingeladen – und über 300 Teilnehmer diskutierten angeregt mit.
Unter dem Titel „Coaching heute: Zwischen Königsweg und Irrweg“ boten Experten aus Forschung, Unternehmen und der Praxis Stoff zum Nachdenken und Weiterdenken. Siegfried Greif, Wirtschaftspsychologe der Universität Osnabrück eröffnete in seiner Keynote das Feld: Coaching sei die am stärksten expandierende Dienstleistung, 47.500 Coaches gäbe es weltweit, doch wie messe man die Qualität von Coaching? Greif plädiert für evidenzbasiertes Coaching und mehr Forschung, um die Grenze zwischen Wissenschaft und Praxis zu überbrücken.
Dieser Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis war auf dem Kongress gelungen: Personalentwickler von Bayrische Motorenwerke AG (BMW), der Landeshauptstadt München und der Thomas Cook AG berichteten beispielsweise von ihren Verfahren der Coach-Auswahl und Monika Wastian, selbst Coach und zugleich Leiterin des Instituts für Organisationspsychologie in München, stellte Forschungsergebnisse zur Coach-Auswahl aus ihrem Projekt „Qualitätssicherung im Coaching“ vor. Demnach spiele in der Realität das Bauchgefühl der Personalentwickler eine große Rolle, doch ihre Befunde zu Wirkfaktoren im Coaching belegen, dass es ganz andere Kriterien brauche: Beispielsweise würde der Visualisierung und Dokumentation durch den Coach eine wesentliche Wirkfunktion zugeschrieben.
Neben forschungsbasierten Diskussionen bot der Kongress seinen Teilnehmern auch praktische Anregungen und Weiterbildung zu verschiedenen Methoden in Workshops mit Live-Coaching. Weitere Highlights waren außerdem Vorträge und Workshops zum Thema „Zukunftsentwicklung“:
Thomas Webers, Wirtschaftspsychologe und Journalist, zeichnete in einem inspirierenden Vortrag nach, wie sich Social Media – als eine Art „digitaler Flurfunk“ („Jeder redet mit jedem über alles“) – auf Führung auswirkt. Coaching müsse diesen Veränderungen Rechnung tragen und werde noch relevanter, so seine Konsequenz.
Bernhard Hauser, Professor der HAM, stellte die Frage, wie Coaching für Organisationsentwicklung stärker nutzbar gemacht werden kann, etwa durch eine Verknüpfung von Coaching mit Konzepten des Critical Action Learnings.
Melanie Hasenbein, Coach und Wirtschaftspädagogin, zeigte in ihrem Workshop, wie virtuelles Coaching funktionieren kann und stellte ihre Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit vor.
Der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis ist angestoßen. Auch wenn zuweilen der Eindruck von sehr viel Selbstmarketing entstand, so waren die Vorträge und Workshops doch anregend. Von der Wirksamkeit der Impulse zeugten interessante Pausengespräche und eine entspannte Atmosphäre. Und so darf man auf das Programm im nächsten Jahr gespannt sein: Unter dem Titel „Coaching heute: Zwischen Vertraulichkeit und Firmeninteressen“ wird im März 2015 in Erding weiterdiskutiert. (Dr. Daniela Riess-Beger)
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