09.04.2012
Das Ziel der jüngst von Eva Holzer an der European Systemic Business Academy (ESBA) vorgelegten Masterarbeit ist eine Sensibilisierung von Coaches hinsichtlich der aufkommenden Emotionen im Coaching - sowohl der eigenen als auch der Klienten. Denn Emotionen sind wichtige Informationen, die nicht übersehen werden dürfen. Gleichzeitig können sie auch eine wichtige Ressource für den Veränderungsprozess darstellen.
Die empirische Befragung von 51 Absolventen der ESBA sowie weiterer, über den Österreichischen Dachverband Austrian Coaching Council (ACC) akquirierter Coaches, zeigte, dass Emotionen einen durchaus bedeutenden Stellenwert im Coaching einnehmen. Nur in 5,9 Prozent der Coaching-Sitzungen spielen Emotionen nach Angaben der Befragten keine Rolle. Laut Umfrage ist es vor allem die Auseinandersetzung mit „Resignation“, die sich für viele Coaches als herausfordernd erweist, so die Angabe von 61 Prozent der Befragten. An zweiter Stelle der als „schwierig“ empfundenen Emotionen steht die Verzweiflung (39%).
In der Auseinandersetzung mit Emotionen reagieren die meisten Coaches häufig zunächst mit Anerkennung und Wertschätzung (90%) für die offen gelegten Emotionen und wirken normalisierend auf ihr Gegenüber, indem sie sich verständnisvoll und empathisch verhalten (90%). In der weiteren Bearbeitung der Emotionen nennen die Befragten die Arbeit mit Metaphern, Gesprächs- und Visualisierungstechniken, Aufstellungen und Rollenspiele als Methoden. Körperbetonte Techniken und Entspannungs- und meditative Techniken kommen im Coaching eher sehr selten zum Einsatz. 45 Prozent der Befragten gaben sogar an, körperorientierte Interventionen – wie beispielsweise das Lokalisieren der Emotion im Körper, Arbeit mit Bewegung oder Körpersprache – nie einzusetzen.
Nicht nur Klienten reagieren im Coaching emotional. Laut Umfrage führte der Großteil der Coaches eine im Prozess aufkommende starke Emotionalität auf die Empathie zurück, die man dem Klienten gegenüber empfindet. Insgesamt 45 Prozent gaben an, dass dies oft passiert. Eher weniger (selten: 43%; nie: 12%) kommt es zu einer Identifikation mit dem Thema, den Emotionen oder der Person des Klienten im Verlauf eines Coachings. Selten (sehr oft: 2%; manchmal: 22%) wird als Ursache für die eigene, starke Emotionalität während eines Coachings die Gegenübertragung angegeben.
Coaches zeigen unterschiedliches Verhalten, um eine emotionale oder gedankliche Irritation unmittelbar während des Coaching-Prozesses in den Griff zu bekommen. Die Meisten gaben an, sehr oft (39%) oder manchmal (33%) auf die Metaebene zu wechseln, um Abstand zu gewinnen. Viele Coaches achten außerdem bewusst auf die eigene körperliche Reaktion (z. B.: Stimme, Haltung, Atmung, Empfindungen im Körper), wenn sie ihre eigene Emotionalität irritiert (sehr oft: 35%; manchmal: 33%). 47 Prozent der Coaches bringen manchmal ihre eigenen Gefühle und Gedanken als Ressource in den Coaching-Prozess ein, 20 Prozent sogar sehr oft. Eine zielführende Bearbeitung der eigenen Emotionalität erfolgt meist nach dem Coaching als Selbstreflexion (sehr oft: 61%; manchmal: 27%). In der Supervision thematisieren 20 Prozent der Coaches sehr oft, 47 Prozent manchmal die eigene emotionale Reaktion. (tw)
Weitere Informationen:
http://www.esba.eu