Zwischen bloßem Gehorsam und echter Motivation

„Zu guter Führung gehört, dass sich die Leute menschlich wahrgenommen fühlen“, zitiert Brand eins-Autor Peter Laudenbach in der brand eins-Ausgabe 5/11 Oberst Siegfried Morbe, der im Zentrum Innere Führung der Bundeswehr in Koblenz zuständig für den Bereich 2, „Menschenführung“ zuständig ist. Ein Auslöser für die Einführung eines Coaching-Programms bei der Bundeswehr waren die Erfahrungen bei Auslandseinsätzen. Fehlt in einem Camp in Afghanistan das Vertrauen in den Vorgesetzten und die Möglichkeit, sich auszusprechen, können sich seelische Belastungen zum ernsten Problem auswachsen. Es geht nicht nur um die Kampfkraft, sondern auch um Leib und Leben der Soldaten. Ein Vorgesetzter hat Vorbild zu sein fordert die Bundeswehr. Da geht es um Respekt, Authentizität und Vertrauen.

Das 2001 erprobte und seit 2003 systematisch betriebene Coaching-Programm FMO (Führungsbegleitung in militärischen Organisationen) arbeitet beispielsweise am Thema Stressmanagement. Der Organisationspsychologe und Privatdozent an der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, Dr. Martin Scherm, hat es wissenschaftlich begleitet. Das freiwillige Coaching basiert auf einem 360-Grad-Feedback der jeweiligen „Fokusperson“. Zwei Sechs-Mann-Teams führen das freiwillige Coaching direkt in der jeweiligen Einheit durch.

Das Coaching-Programm markiert einen kleinen Kulturbruch in der Bundeswehr, es ist nicht unumstritten. Doch inzwischen trifft das Angebot auf eine rege Nachfrage. Die Coaching-Teams sind langfristig ausgebucht. Gut 1.000 Führungskräfte, vom Hauptfeldwebel bis zum General, haben sie bisher gecoacht. Das ist eine stolze Zahl, auch wenn sie bei einer Personalstärke von derzeit 228.000 Mann weniger als ein halbes Prozent der Soldaten ausmacht. (tw)

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