07.12.2011
Etliche Beiträge der aktuellen OSC-Ausgabe 4/11 drehen sich um Wissen und Wissensvermittlung in der Beratung. Andere handeln von normativen Fragestellungen. Eine Ausgabe mit innovativen Themen, so Herausgeberin Astrid Schreyögg.
In beruflich orientierten Beratungsgesprächen spielt Wissen eine weitaus größere Rolle, als in der Literatur bislang angenommen wurde. Clinton Enoch entwickelt auf der Basis einer ethnomethodologischen Perspektive und empirischer Analyse vier Dimensionen der Wissensvermittlung in Beratungsprozessen mit je eigenen kommunikativen Strategien und Auffälligkeiten.
Fach- und Prozessberatung müssen integriert werden, meint Lukas von Guggenberg und belegt dies mit Fallvignetten aus der Arbeit: Die Vorteile einer Sowohl-als-auch-Strategie wiegen schwerer als ein Methodenpurismus.
Neue Organisationsformen der Wissensgesellschaft verlangen nach neuen, lernorientierten Führungskonzepten wie der dialogischen Führung (David Bohm), meint Michael Krohn. Im Rahmen einer systemischen Prozessbegleitung rückt die Beziehung zwischen Führungskraft und Coach in den Mittelpunkt: Wie kann man ein gemeinsames Wirklichkeitsverständnis in flachen Hierarchien ermöglichen?
Im Rahmen einer qualitativen Studie an Führungskräften in Banken werden von den Autoren Stephan D. Richter, Carsten Henkens und Sabine Ritt Definitionsansätze für ethische Kompetenz mit der Theorie des geplanten Verhaltens (Fishbein & Ajzen) in Beziehung gesetzt. Die Faktoren verhaltensspezifische Einstellung, kontextbezogene subjektive Norm und wahrgenommene Verhaltenskontrolle werden als maßgeblich für das Verhalten in moralisch relevanten Situationen bestimmt.
Warum ist das Gefühl, „nicht (genügend) wertgeschätzt zu werden“, in Organisationen so dominant, obwohl es sich doch alle anders wünschen? Dies fragen Mirko Zwack, Audris Muraitis und Jochen Schweitzer-Rothers und untersuchen die Lage empirisch. Die systemtheoretische Interpretation des kommunizierten Wertschätzungsdefizits, offenbart ein offenbar auch in Zukunft unlösbares Problem – und seinen Nutzen fürs Coaching.
Heidi Möller und Silja Kotte stellen in ihrem Beitrag den aktuellen Forschungsstand des Beratungsformats Coaching dar. Darin zeigt sich, dass im angloamerikanischen Raum zwar in vielfältiger Weise empirisch gearbeitet wird, die konzeptionellen Auseinandersetzungen aber weit hinter denen des deutschsprachigen Bereiches zurück bleiben.
Das Potenzial der Video-Interaktionsanalyse als Beratungskonzept von Gründungsteams zeigen im Praxisbericht Jutta Müller, Dirk Bayas-Linke und Elmar Schwedhelm auf. Im Diskurs behandelt die Herausgeberin selbst ein Thema, das im Life-Coaching höchst relevant ist: Warum nämlich schrumpft die deutsche Bevölkerung? (tw)