Freelancer: insgesamt zufriedener als vermutet

12.03.2011

Studie an der FernUniversität in Hagen.

Geschätzte zwei Millionen Berufstätige arbeiten in Deutschland ohne Festanstellung – wie viele Coachs – als „Freelancer“ für wechselnde Auftraggeber, Tendenz steigend. Wie kommen sie mit dieser unsicheren beruflichen und persönlichen Situation zurecht? Wie gehen sie mit den Belastungen um? Was motiviert sie? Was wollen sie noch erreichen? Danach forschte das Lehrgebiet „Psychologie des Erwachsenenalters“ an der FernUniversität in Hagen mit zwei Studien zu freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Journalismus, in anderen Medienbereichen und in der IT-Branche: „Solo-Selbstständige im Spannungsfeld von Flexibilisierung und Stabilisierung.“

Prof. Dr. Ingrid Josephs und Dr. Andrea Kettenbach haben festgestellt, dass die „Freien“ durchweg überraschend zufrieden sind. Bestätigt wurde das landläufig unterstellte „Einzelgänger“-Klischee – jedoch nur für den journalistischen Bereich. Dies ist nicht der einzige branchenspezifisch markante Unterschied. Die Forscherinnen interessierten berufliche Motivationen, Ziele, Ressourcen und Persönlichkeitsmerkmale, ebenso die Rahmenbedingungen der Arbeit und nicht zuletzt die individuellen Strategien, um eigene Wünsche und Möglichkeiten mit den Anforderungen des Umfeldes in Einklang zu bringen.

  • Journalisten: Sie sind intrinsisch motivierte „Überzeugungstäter“. „Sie geben nicht auf, auch wenn ihre Kosten hoch und die psychische Belastung enorm sind!“ erläutert Ingrid Josephs. Motiviert werden sie weder durch die (nach eigener Meinung viel zu geringe) Entlohnung noch durch Anerkennung oder durch die hohen Anforderungen an ihre Flexibilität. Jedoch identifizieren die „Freien“ sich häufig mit der Organisation, für die sie arbeiten.
  • Medien-Freelancer: Sie sind flexible Individualisten, die in den verschiedensten Medienbereichen tätig sind. Sie haben mehrheitlich ganz bewusst die Entscheidung für eine kreative und unabhängige Arbeit getroffen. Anerkennung motiviert sie sehr, ebenso wie das unabhängige Arbeiten.
  • IT-Freelancer: Sie sind unaufgeregt rational mit einer ausgewogenen und erfolgreich verlaufenden Kosten-Nutzen-Bilanz. Sie haben mit ihrem Selbstständigmachen häufig aus „der Not eine Tugend“ gemacht (Krisen, Mobbing, Insolvenz), verfolgen unternehmerische Ziele und sind mit ihrem Einkommen sehr zufrieden. Die Flexibilitätsanforderungen empfinden sie eher als Herausforderung denn als Belastung. Sie trennen deutlich zwischen Berufs- und Privatleben.

In einer zweiten (Online-)Umfrage ging das FernUni-Team den Fragen nach, wie sich Freelancer von Festangestellten unterscheiden und wodurch man ihren beruflichen Erfolg vorhersagen kann. Dafür wurden 103 freie und festangestellte Berufstätige aus dem IT-, Medien- und Weiterbildungsbereich sowie aus dem Journalismus befragt, die im Bachelorstudiengang Psychologie der FernUniversität studieren.

Bei der Untersuchung der Zufriedenheit zeigte sich, dass Freelancer im Hinblick auf die Balance zwischen Berufs- und Privatleben, ihrer allgemeinen Lebenssituation und der Auftragslage weniger zufrieden sind als Festangestellte. Dagegen sehen „die Freien“ ihre Berufswahl, ihren beruflichen Werdegang und die Entlohnung in einem etwas positiveren Licht als die „Festen“. Signifikant sind die Unterschiede bei den Faktoren „Form“ und „Inhalte“ der Tätigkeiten: Sie erreichen bei den Freelancern Spitzenwerte, während die Festangestellten hier die geringste Zufriedenheit feststellen. (tw)

Weitere Informationen:
www.flink-projekt.de

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