01.03.2011
Derweil politisch um Sinn und Unsinn einer Frauenquote gestritten wird, liefert die Wissenschaft differenzierte und nachdenklich stimmende Befunde. Professor Dr. Heinrich Wottawa (Ruhr-Universität Bochum) hat rund 21.000 Hochschulabsolventen nach ihren Berufszielen befragt. Der FAZ, die ihn interviewt, eröffnet er Einsichten in veränderte Einstellungen: „Wir erleben eine Abkehr vom klassischen Karrierebild nach dem Motto: Jetzt habe ich ein Studium, nun will ich auch Führungskraft werden. Der Mehrheit geht es darum, dass Macht im Unternehmen auch mit Inhalten gefüllt wird.“
Der Blick auf die Geschlechter macht den Wertewandel noch deutlicher. Wottawa: „Männer streben weitaus stärker als Frauen nach Macht und Geld. Umgekehrt sind Frauen eben Spaß und Werte im Beruf wichtig.“ Damit wären die Weichen für die Karriere gestellt: Die nach Macht strebenden Männer werden von den Vorgesetzten bevorzugt als „potenzielle Führungskraft“ wahrgenommen, die Werte betonenden Frauen werden auf die Schiene „brave Sachbearbeiter“ gesetzt.
Kein Grund zur Resignation, so Psychologie-Professor Wottawa, sondern Anreiz, die betriebliche Karriereentwicklung kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu justieren – auf Kandidaten- (Coaching) als auch Systemebene (Karrierewege). (tw)