18.02.2010
In den Auftragsbüchern gar mancher Trainer, Berater und auch Coachs zeigen sich zur Zeit Lücken, wird immer wieder kolportiert. Vor diesem Hintergrund ist interessant zu sehen, welche Trends Experten in den Bereichen Personalentwicklung, Personalauswahl und Weiterbildung in deutschen Unternehmen sehen.
Das Institut Futur an der Freien Universität Berlin, die wirtschaftspsychologische Unternehmensberatung PfO (Ginsheim) sowie Green Card Consult (Berlin) führen seit einiger Zeit die Delphi-Studie „Personalentwicklung 2020“ durch. Eine Delphi-Studie ist mehrstufig, insbesondere werden den einzelnen Teilnehmern in einer Feedbackschleife die gemittelten Ergebnisse aller Teilnehmer rückgespiegelt und die Möglichkeit gegeben, ihr Ersturteil in einer zweiten Runde zu korrigieren. Von diesem Vorgehen erhofft man sich validere Ergebnisse.
Für „Personalentwicklung 2020” wurden in einer ersten Runde 17 langjährig erfahrene Personalentwicklungs-Experten zu ihren Zukunftserwartungen und -befürchtungen interviewt. Aus ihren Antworten wurden im Rahmen eines Workshops 20 kleine Szenarien erarbeitet, die mögliche und plausible zukünftige Entwicklungen beschreiben. In einer zweiten Delphi-Runde wurden die Szenarien knapp 500 Experten im Rahmen einer Online-Befragung zur Beurteilung vorgelegt. In der Delphi-Befragung klar wurde zwischen Wunschvorstellungen und quantitativen Prognosen differenziert. In der Abschlussrunde haben die Experten erneut über die Szenarien und die bisherigen Antworten ihrer Kollegen angestimmt.
Als größte Herausforderungen des Personalmanagements bis zum Jahr 2020 wird an erster Stelle der „Umgang mit immer schnellerer Veränderung“ gesehen. Die weiteren Prioritäten sind der Umgang mit dem demografischen Wandel und Fachkräftemangel sowie das Thema „Integration der Personalentwicklung in die Unternehmensstrategie“.
Lernen wird mit Blick auf die Zukunft, so sagen die Delphi-Teilnehmer, überwiegend „on the job,“ im gezielten, häufig wechselnden Projekteinsatz erfolgen. Vom Einzelnen erwartet man zunehmend, dass er eigene Verantwortung für seine Kompetenzentwicklung übernimmt. Der „Wissensunternehmer“ investiert in seine Qualifikation und wird sich damit am Markt bewähren (müssen). Personalentwicklung muss sich deshalb verstärkt an der Nachfrage orientiert verstehen und maßschneidernd agieren. Das klassische Seminarangebot (Gießkanne“) wird deshalb immer mehr zurück gefahren.
Weil Personalentwicklung als strategischer Partner des Wissensunternehmertums fungiert, steigt die Bedeutung von Coaching entsprechend. Aber auch die Begleitung von Change-Prozessen und das Action Learning nehmen ebenfalls an Bedeutung zu. (tw)