Der Coaching-Markt in der Deutschschweiz

12.11.2010

Untersuchung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Die Marktumfrage Coaching des Departements Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) liefert einen Einblick in die aktuelle Situation von Coachs in der Schweiz – aus Sicht der Coachs (2009) selbst. Die Umfrage soll jährlich wiederholt werden um zu beobachten, wie sich der Coachingmarkt entwickelt.

Die ZHAW-Forscher rund um Professor Dr. Hansjörg Künzli interessiert insbesondere die berufliche Situation der Coachs: ihre Qualifikation, Tätigkeitsfelder neben Coaching, Methoden und deren Vielfalt, Einkommen, Marketingstrategien und Trendeinschätzungen. An der Umfrage haben nur Mitglieder des Berufsverbands für Supervision, Organisationsberatung und Coaching (BSO) aus der deutschsprachigen Schweiz teilgenommen; insgesamt 92 Coachs (55% Frauen).

Ein durchschnittlicher Coach ist 50 Jahre alt, hat neun Jahre Berufserfahrung als Coach, verfügt über einen Hochschulabschluss und zusätzlich zu einem abgeschlossenen Studium über eine Weiterqualifizierung zum Coach. Er wendet durchschnittlich 4.530 CHF p.a. für seine Weiterbildung auf, der Anteil des Coachings an der Gesamttätigkeit beträgt 30 Prozent und wird neben Training und Supervision angeboten. Die meisten coachen Führungskräfte im Einzelsetting. Systemische Ansätze wenden (fast) alle neben diversen weiteren Methoden an.

Die Kunden kommen am häufigsten aus dem Gesundheits- und Sozialwesen, Bildung oder allgemein aus dem Dienstleistungssektor. Ihnen geht es vor allem um die Reflexion von Führungsaufgaben. Ein durchschnittliches Coaching dauert sieben Sitzungen à 82 Minuten und kostet CHF 199 pro Stunde (insgesamt: CHF 1.904; ca. EUR 1.422).

Das Gesamtmarktvolumen schätzen die Autoren auf rund CHF 27 Millionen. Verglichen mit dem Hype, der um Coaching gemacht wird, merken die ZHAW-Forscher süffisant an, nimmt sich das geschätzte Gesamtmarktvolumen eher bescheiden aus. Es entspricht in etwa dem jährlichen schweizer Umsatz mit frischen Ananas. Ganz anders der Consulting-Markt: 2009 wurde der Umsatz in der Schweiz auf CHF 1,25 Milliarden geschätzt.

Eine eigene, gut gepflegte Homepage gehört zum Selbstverständnis vieler Coachs, es handelt sich jedoch eher um eine Sekundärpflicht. Aktives Marketing betreiben die Coachs auch in Form von Netzwerkpflege, beispielsweise über ihre Mitgliedschaft in Berufsverbänden, öffentliche Auftritte oder Publikationen. Die mit Abstand wichtigste Quelle für die Gewinnung neuer Kunden ist jedoch eine passive: die Mund-Propaganda. Dies sei typisch für eine hoch personifizierte Dienstleistung. Deshalb werde Coaching noch nicht im großen Rahmen von Firmen angeboten.

Wichtige Aufgaben für die Zukunft sind nach wie vor der Titelschutz „Coach“ und die Professionalisierung von Coaching. Darüber hinaus erwarten die meisten Befragten, dass der Coaching-Markt auch künftig von der Finanzkrise verschont und mindestens gleich bleiben wird. Da Coachs neben Feldkompetenz einen prall gefüllten Werkzeugkoffer mit vielfältigen Methoden für wichtig halten, vermuten die Autoren, dass zumindest der Weiterbildungsmarkt nach wie vor stark sein wird oder sogar wächst. (tw)

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