01.06.2010
Zirka 45 Teilnehmer – Wissenschaftler, Beratungsforscher, Coachs und Supervisoren – beteiligten sich am 1. LOCCS-Symposium vom 7. bis 9. Mai 2010 in München.
Die thematische Einstimmung auf das Symposium am Freitagnachmittag übernahm Professor Dr. Hans-Jörg Schmid (LMU München), an dessen Lehrstuhl für Moderne Englische Sprachwissenschaft LOCCS organisatorisch angegliedert ist. Er beleuchtete die Entwicklung der Angewandten Sprachwissenschaft und begrüßte die Aufnahme der Forschung von LOCCS im Feld der Beratung, welche in der linguistischen Forschungslandschaft eine Lücke schließt. Yasmin Aksu, Dr. Eva-Maria Graf und Sabine Rettinger, die LOCCS-Gründungsmitglieder, stellten in einem ersten Plenarvortrag ihre Forschungsbereiche und -methoden vor und lieferten Einblicke in bisherige Arbeitsergebnisse sowie zukünftige Vorhaben und Projekte.
Neben Key Notes von Professor Dr. Harald Geißler (Helmut-Schmidt Universität, Hamburg) zur Rekonstruktion der „sozialen Grammatik“ von Coaching-Prozessen oder von Professor Dr. Siegfried Greif (Institut für wirtschaftspsychologische Forschung und Beratung/Universität Osnabrück) zu etablierten Methoden qualitativer und quantitativer Untersuchungen von Coaching-Prozessen und der Wirkfaktoren im Coaching wurden zahlreiche weitere Beiträge präsentiert. Spannend darunter waren für viele insbesondere die sprachwissenschaftlichen Vorträge.
Den zunehmenden Stellenwert von Englisch als globaler Verständigungssprache aufgreifend lieferte Mag. Kathrin Kordon (Universität Wien) einen diskursanalytischen Blick auf Supervision in Englisch als Lingua franca (ELF) und zeigte, dass Supervisionsprozesse auf Englisch zwischen Nicht-Muttersprachlern trotz klarer Abweichungen von muttersprachlichen Normen erfolgreich sein können.
In einer zweistündigen Datensitzung mit Professor Dr. Reinhard Fiehler (IDS Mannheim/Universität Bielefeld) erhielten die Teilnehmenden Einblicke in die gesprächsanalytische Arbeit mit sprachwissenschaftlichen Transkripten: Im gemeinsamen Austausch wurde ein verschrifteter Ausschnitt eines authentischen Coaching-Gesprächs im Plenum diskutiert und die Möglichkeiten dieser Methode erarbeitet. Das tatsächliche Erscheinungsbild gesprochener Sprache, das geprägt ist von Abbrüchen, überlappendem Sprechen oder Korrekturen – Merkmale, die sich in sprachwissenschaftlichen Transkripten im Unterschied zu Verbatim-Protokollen wiederfinden – war dabei ebenso eine Überraschung für die Teilnehmenden wie die wertfreie Analyse der Gespräche im Rahmen dieser Methode.
Professorin Dr. Simone Kauffeld (TU Braunschweig) präsentierte Videoanalysen von Beratungsgesprächen und stellten eine breit angelegte Studie vor, in der zahlreiche Beratungsdyaden aus verschiedenen Bereichen auf den Faktor der „sozialen Einflussnahme“ hin untersucht wurden. Die Veranstalter konnten zugleich eine interdisziplinäre Networking-Plattform schaffen, die den Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis ermöglichte und inspirierte. (tw)
Weitere Informationen:
www.loccs.uni-muenchen.de