15.03.2009
Wenn die Arbeitsbedingungen ungünstig sind, kehren viele Frauen nach einer Erwerbspause spät oder gar nicht in ihren Beruf zurück. Als besonders unattraktiv erweisen sich Berufe mit langen Arbeitszeiten (mehr als 46 Stunden pro Woche, z.B. Friseurinnen), mit einem körperlich anstrengenden oder mit einem monotonen Arbeitsalltag (z.B. Gebäudereinigerinnen). Schneller kehren Frauen in die Erwerbstätigkeit zurück, wenn sie aus Berufen mit flexiblen und meist selbstbestimmten Arbeitszeiten kommen - vor allem an Wochenenden und Feiertagen (z.B. Krankenschwestern, Stewardessen, Restaurantfachfrauen). Solche Arbeiten sind oft besser bezahlt und ermöglichen Frauen, die Kindererziehung mit dem Partner zu teilen. Das ist das Ergebnis der Studie „Berufsrückkehrerinnen: Die Potenziale nicht erwerbstätiger Frauen für den Arbeitsmarkt“, die das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erarbeitet hat.
Damit hat der Beruf mit seinen spezifischen Arbeitsbedingungen und Anforderungen einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer von Erwerbsunterbrechungen - neben anderen Faktoren wie dem Alter und der Ausbildung der Frauen oder der Wirtschaftslage. Die durchschnittliche Unterbrechungsdauer liegt bei 110 Monaten. Besonders lange pausieren Friseurinnen (im Schnitt 169 Monate); die meisten kehren gar nicht in einen Job zurück. Verkaufs- und Vertriebssachbearbeiterinnen pausieren dagegen nur 56 Monate.
Die Studie zeigt jedoch auch, dass Frauen aus ökonomischen Gründen oft keine andere Wahl bleibt, als schnell in Berufe mit belastenden Arbeitsbedingungen zurückzukehren. Das wird deutlich an Berufen, in denen besonders häufig un- und angelernte Frauen oder viele geringfügig Beschäftigte arbeiten. In der Studie wurden 111 Berufe von Frauen zwischen 25 und 60 Jahren untersucht, die ihre Erwerbstätigkeit aus verschiedenen Gründen (Familie, persönliche Gründe, Entlassung) unterbrochen haben.
Eine ergänzende Perspektive ergibt sich, wenn man sich von der anderen Seite des Arbeitsmarkts her nähert: Marianne Bertrand, Wirtschaftsprofessorin an der Chicago Booth School of Business, Claudia Goldin und Lawrence F. Katz von der Universität Harvard untersuchten in ihrer jüngsten Gender-Studie an Absolventen der Chicagoer Managerschule zwischen 1990 und 2006, warum MBA-Absolventinnen auf der Karriereleiter häufig nicht so weit nach oben klettern wie ihre männlichen Kollegen.
Zu Beginn ihrer Karriere haben männliche und weibliche MBA-Absolventen noch ein nahezu gleich hohes Einkommen. Doch nach fünf Jahren verdienen Männer rund 30 Prozent mehr. Gut zehn Jahre nach Abschluss sind es bereits 60 Prozent. Dagegen arbeiten 13 Prozent der Frauen neun Jahre nach ihrem MBA überhaupt nicht mehr – weil sie sich überwiegend um ihre Familie kümmern.
Es liegt nicht am Notendurchschnitt. Da sind sie Frauen besser (3,25 versus 3,38). Aber Frauen unterbrechen eben oft ihre Karriere, um Mutter zu werden. Das sorgt dafür, dass sie über weniger Berufserfahrung verfügen. Und in der Folge versuchen sie, die Wochenarbeitszeit zu reduzieren. Während Männer im Schnitt 58 Stunden pro Woche arbeiten, kommen die Frauen nur auf runde 52 Stunden. Insgesamt arbeiten Frauen mit Kindern rund ein Viertel weniger als männliche Kollegen.
Viele Mütter mit MBA entscheiden sich ganz bewusst dafür, ihre Karriere zu verlangsamen. Es sind vor allem diejenigen mit gut verdienenden Männern. Sie meiden Jobs mit langen Arbeitszeiten. Doch das sind meist die Jobs, die auch bessere Karrieremöglichkeiten bieten.
Bundesfamilienministerium startet nun ein Aktionsprogramm „Perspektive Wiedereinstieg“. Bundesweit sind 17 Modellprojekte, die Frauen nach einer mehrjährigen Auszeit beim Wiedereinstieg in den Beruf helfen sollen, sowie ein Internetportal mit ausgewählten Informations- und Beratungsangeboten vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit gestartet worden. Das interaktive Lotsenportal www.perspektive-wiedereinstieg.de soll interessierten Wiedereinsteigerinnen den Weg durch die Vielzahl der Beratungsangebote von Bund, Ländern und Kommunen weisen. Ein zentrales Angebot des Portals ist dabei der Wiedereinstiegsscheck. (tw)