Stress und Burnout bei Führungskräften

25.12.2009

OSC 4/09 mit Prophylaxe-Themenschwerpunkt.

Führungskräfte unterliegen heute mehr als früher nur schwer zu bewältigenden Anforderungen, konstatiert Herausgerberin Dr. Astrid Schreyögg im Editorial. Da wundert es nicht, dass ein Themenschwerpunkt zu Stress und Burnout-Prophylaxe bei Führungskräften mit fünf Hauptbeiträgen quasi automatisch entsteht:

  • Feuer und Flamme: In der Untersuchung „Feuer und Flamme“ von Nicole Truckenbrodt wird deutlich, wie äußerst ambivalent Unternehmen mit dem Thema „Leadership-Fitness“ umgehen. Die Autorin führte Interviews mit 52 Führungskräften aus dem oberen und mittleren Management sowie HR-Experten durch. Der Fokus der Analyse liegt auf der Evaluierung von Führungskompetenzen, die notwendig sind, um Burnout im Ansatz zu vermeiden.
  • Abusive Supervision: Der Beitrag von Astrid Schreyögg thematisiert ein Phänomen, das in der Managementdebatte vergleichsweise neu ist. Als „abusive supervison“ wird ein Verhalten von Führungskräften beforscht, das von den Mitarbeitern als aggressiv und feindlich erlebt wird. Diese explizit nicht-körperlichen Attacken führen zur Verminderung des Selbstwertgefühls von Mitarbeitern. Es schwächt auch ihre Arbeitsleistung und erzeugt sogar außerhalb des Arbeitsplatzes im privaten Umfeld wie in den Familien der Mitarbeiter negative Wirkungen.
  • Coaching und Selbstentwicklung: Es liegt auf der Hand, dass im Coaching-Prozess das Selbst eine Schlüsselrolle spielt. Es ist also keineswegs ein Luxus oder ein Zeichen von Schwäche, wenn man im Coaching auch Selbstreflexion betreibt; sondern die Förderung professioneller Kompetenzen und die Selbstentwicklung stehen in einem reziproken Verhältnis zu einander. Eva Burchardt bietet ein kognitives Modell des Selbst an.
  • Bausteine systemischer Führungskräftetrainings: Der lesenswerte Beitrag von Julika Zwack und Professor Dr. Jochen Schweitzer beschreibt, wie Kernthemen des Führungsalltags (die Gestaltung von Kommunikation und Kooperation, die Entscheidung „unentscheidbarer“ Dilemmata und die dafür nötige Selbstautorisierung, Selbstfürsorge als Führungskraft) mit Hilfe systemischer Landkarten handlungswirksam vermittelt werden können.
  • Kompetenzen als Auswahlbasis von Coachs: Die Auswahl des zum Coaching-Anlass „passenden“ und somit „richtigen“ Coachs erfolgt oft primär über das „Gespür“ der Personalentwickler, was nicht zufriedenstellen kann. Durch eine Literaturanalyse und eine explorative Studie (N=18) werden von Claus Steinle, Timm Eichenberg und Mira C. Dietrich sieben Basiskompetenzen von Coachs identifiziert.

Zwei weitere Beiträge finden sich in diesem Heft: Ulrike Stühmeyer-Pulfrich schildert den Praxisfall eines Krisen-Coaching. Und Professor Dr. Ferdinand Buer setzt sich mit dem Buch von Philipp Sarasin über Darwin und Foucault auseinander. Coaching kann als eine Technologie des Überlebens im heutigen „struggle for life“ verstanden werden, argumentiert er, vor allem, wenn es die Moralfähigkeit des Menschen fördert. (tw)

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