11.02.2009
Der seit 2005 anhaltende Trend zu sinkenden Unternehmensinsolvenzzahlen in Europa hat 2008 gedreht. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den EU-15 Staaten plus Norwegen und der Schweiz ist 2008 auf gut 150.000 Fälle gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von knapp elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2007 hatten in Westeuropa rund 135.500 Unternehmen ein Insolvenzverfahren beantragt.
Lediglich in drei der 17 untersuchten Länder sind die Insolvenzzahlen im Jahresverlauf rückläufig: Die Niederlande, Luxemburg und die Schweiz verzeichneten 2008 noch einmal weniger Unternehmenspleiten als im Jahr zuvor. Den höchsten Anstieg weist mit einem Plus von 138,6 Prozent auf 2.100 Fälle Spanien auf. Es folgen Irland mit einer Zunahme von 120,8 Prozent auf 700 (Vorjahr: 317 betroffene Betriebe) und Dänemark mit einem Anstieg von 54,5 Prozent auf 3.710 Insolvenzen (Vorjahr: 2.401). Die dramatische Entwicklung zeigt, dass diese europäischen Staaten bereits 2008 voll vom globalen Wirtschaftsabschwung und den härteren Finanzierungsbedingungen für Unternehmen erfasst wurden. In der Mehrzahl der westeuropäischen Länder ist die Insolvenzwelle allerdings noch nicht mit voller Wucht angekommen.
Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit (Zahl der Unternehmen eines Landes im Verhältnis zur Zahl der Firmenpleiten des betreffenden Landes) weisen Luxemburg (233 Insolvenzen pro 10.000 existente Unternehmen), Österreich (224) und Frankreich (215) auf. Die durchschnittliche Insolvenzquote Westeuropas liegt bei 83 insolventen Betrieben pro 10.000 Unternehmen. Deutschland erreicht mit einer Quote von 96 einen leicht über dem Durchschnitt liegenden Wert.
Die Zahl der durch die Insolvenz des Arbeitgebers bedingten Arbeitsplatzverluste stieg im Jahresverlauf 2008 parallel zur Zunahme der Unternehmensinsolvenzen und liegt europaweit bei 1,4 Millionen. 2007 waren 1,2 Millionen Arbeitnehmer von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen.
Den größten Anteil am Insolvenzgeschehen in Europa hat die Dienstleistungsbranche: Durchschnittlich 36,4 Prozent (Vorjahr: 34,3 Prozent) aller Unternehmenszusammenbrüche betrafen Unternehmen aus dieser Branche. Der zunehmende Anteil des Sektors ist auf die deutlich erhöhten Insolvenzquoten im von Finanzkrise und Konjunkturabschwung besonders betroffenen Transportsektor, der Immobilienwirtschaft und den unternehmensnahen Dienstleistern zurückzuführen. Erhöht hat sich auch der Anteil des Bausektors.
Ausblick: Die Insolvenzrisiken für 2009 schätzen die befragten Unternehmen am höchsten in Osteuropa ein – speziell im Baltikum. Deutlich höher als in Deutschland wird die Insolvenzgefahr auch in Spanien, Italien und Großbritannien gesehen. Allein die skandinavischen Länder, Österreich und die Benelux-Staaten werden hinsichtlich des Insolvenzrisikos 2009 positiver als Deutschland bewertet. (tw)
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