Die Basis der Coaching-Evaluation

22.01.2009

Eine Veröffentlichung in „The Coaching Psychologist“ (3/08) fordert ein Meta-Modell der Forschung.

Coaching wird heute als eine gute und effektive Entwicklungsstrategie geschätzt. Doch was ist ihre Basis? Anthony Grant und Stephen Palmer (2002) haben Coaching-Psychologie als das persönliche Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit im privaten und beruflichen Kontext erweiternden Ansatz definiert, der auf durchaus bekannten Lerntheorien aufbaut. Doch wird dieses Versprechen eingelöst?

Bei genauerer Betrachtung zeigen sich vier Lücken in der Argumentation, zeigen nun Lorna J. Stewart, Siobhain O’Riordan und Stephen Palmer in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „The Coaching Psychologist“ (3/08) auf:

  • Es fehlt eine Definition der Coaching-Evaluation.
  • Die Ziele, die mit Coaching erreicht werden sollen, können sehr unterschiedlich sein; es hängt sehr von der Methode und dem Ansatz ab, was man erreichen möchte.
  • Dann muss man sich noch darauf einigen, welche Quellen der Evaluation man betrachten, und wie man die Daten erheben möchte; hier gibt es noch keinen Konsens.
  • Und zum Schluss muss gefragt werden, ob man beispielsweise einfach Evaluationsansätze aus dem Training übernehmen kann, ohne genau zu schauen, für welchen Zweck sie entwickelt worden sind und ob sie überhaupt für Coaching taugen.

Bei allem muss man, mit Cronbach (1963), festhalten, dass sowohl summative als auch formative Evaluationsstrategien benutzt werden müssen: Es kommt also nicht nur auf die Ergebnisse an. Auch der Prozess, wie diese zustande kommen, ist nicht minder wichtig zu erforschen.

Auf jeden Fall muss man festhalten, dass es zahlreiche unterschiedliche Ansätze gibt, die sich beispielsweise darin unterscheiden, wie direktiv Coaching vonstatten gehen darf oder wie stark eine Ursachen- oder eine Lösungsorientierung im Vordergrund stehen soll. Grant und Stober (2006) haben Coaching als eine Arbeitsbeziehung auf gleicher Augenhöhe definiert. Der Coach muss nicht notwendigerweise ein Experte im Feld des Klienten sein. Doch beide arbeiten an einer gemeinsamen Zielvereinbarung und -erreichung, die dem Klienten hilft, eine selbstgesteuerte Problemlösung bzw. einen Lernfortschritt zu erreichen, die seinem persönlichen Wachstum dienlich ist.

Wenn wir das ernst nehmen, rückt die Beziehung zwischen Coach und Klient und die Gestaltung dieses Prozesses in den Vordergrund. Und wir müssen dann allerdings auch feststellen, dass wir kaum belastbare Forschungsergebnisse hierzu haben. Manche bezweifeln sogar, dass es möglich ist, diese zu erlangen. So kann man skeptisch sein, ob man von Coaching-Modellen lernen kann. Es nutzt offensichtlich nicht, die Handlungen von „Meistern“ zu kopieren und deren Techniken zu kopieren. Und ebenso reicht es angesichts der Komplexität und Dynamik im Coaching nicht, deren Prozessmodelle zu replizieren. Wir bräuchten ein ganzheitliches Modell des Coachings, das durch praktische und theoretische Expertise inspiriert würde.

Heute wird der Ruf nach Evidenz basierten Ansätzen lauter. Die in der Praxis kolportierten Coaching-Weisheiten nebst populär-psychologischen Versatzstücken sollen sich einer empirischen Überprüfung und theoretischen Modellierung stellen. Coachs sollen Auskunft darüber geben können, warum sie in einer bestimmten Situation auf welcher Basis und mit welchem Zweck intervenieren – und was eventuelle Alternativen – oder Risiken und Nebenwirkungen wären.

Und weil wir so viele verschiedene Ansätze im Coaching haben, brauchen wir ein Meta-Modell, folgern die Autoren. (tw)

Weitere Informationen:
www.bps.org.uk/coachingpsy/publications/the-coaching-psychologist/tcp-vol-4---issue-3---dec-2008$.cfm

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