10.04.2009
Am 13. März 2009 fand im Berliner Umweltforum zum dritten Mal der „Berliner Coachingtag“ unter dem Motto „Coaching von unten“ statt. Veranstaltet wurde der Tag vom interdisziplinären Artop-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. Anspruch des Berliner Coachingtags war, über aktuelle Trends zu informieren, ein gegenseitiges Kennenlernen sowie den Austausch zu fördern und damit einen Beitrag zur Vernetzung leisten. Zirka 170 Teilnehmer hatten den Weg nach Berlin gefunden und gaben den Veranstaltern positive Rückmeldungen.
Coaching ist nicht nur die Begleitung und Beratung von Personen aus dem Management und spielt sich nicht nur in den Führungsetagen ab, so die These der Veranstalter: Coaching und Coaching-Kompetenzen spielen für Erfolg und Zufriedenheit von Mitarbeitern und Teams in Unternehmen und Organisationen insgesamt eine wichtige Rolle.
In ihrem Eröffnungsvortrag nahm daher Prof. Dr. Sonja Sackmann von der Universität der Bundeswehr in München gleich das Thema Unternehmenskultur in den Fokus – und bezog es auch sofort auf Coaching. Es reicht eben nicht aus, dass Coaching im Unternehmen sichtbar ist, argumentierte sie mit dem von ihr um eine Ebene erweiterten Modell des Altmeisters Ed Schein. Coaching muss auch normativ verankert sein. Und zudem nicht nur als wichtig deklariert, sondern auch wirklich wertgeschätzt werden. Dann zeigte sie, dass Coaching in allen Phasen von Veränderungsprozessen einen wichtigen Platz einnehmen kann – und sollte.
In fünf parallelen Workshops konnten die Teilnehmer sodann in die breite Palette an Themen wie Führung des Chefs (Dr. Astrid Schreyögg), Coaching im Projekt (Olaf Hinz) oder Work-Life-Balance (Peter Christian Rabeneck) ausschwärmen. Den Mittagsvortrag hielt Prof. Dr. Jörg Fengler von der Universität zu Köln zu „Burnout im Team“. Am Nachmittag ging es wieder in Workshops: Von der Organisationsaufstellung (Angelika Baur) über die Biographieanalyse als Einstieg in den Coachingprozess (Dr. Martin Hertkorn) bis zum Thema Macht (Prof. Dr. Wolfgang Scholl) reicht das Spektrum.
Den Schlussvortrag hielt Sonja Radatz vom Wiener Institut für systemisches Coaching und Training (ISCT) zum Thema „Positionierungscoaching“. Ihr Motto: Dem Wahnsinn zuvor kommen. Sie prophezeite eine weitere Zunahme der Veränderungsgeschwindigkeit in Unternehmen und einen notwendigen anderen Umgang damit in der Praxis. Führungskräfte müssten, so ihre Erkenntnis, einen klareren Rahmen als bislang setzen. Sie müssten niemanden „irgendwo hin coachen“. Stattdessen sollten sie zur Entscheidung einladen: für oder wider das Angebot, das das Unternehmen biete. Das Publikum spürte sehr wohl ihren Frontalangriff auf den Status quo betrieblicher Personalpolitik sowie arbeitsrechtlicher Normen und reagierte irritiert bis fassungslos. Doch Radatz, die sich der Provokation durchaus bewusst war, konterte damit, dass sie aufzeigte, wie sehr sich gerade der äußere Rahmen auf den Märkten verändere. Und dass es doch in gewisser Weise widersprüchlich sei, wenn wir als Konsumenten mehr Optionen fordern würden, die wir als Produzenten nicht bereit seien zu schaffen.
Die meisten Vorträge (Foliensätze o.ä.) stehen auf dem Website zum Download zur Verfügung. Der Termin für den 4. Berliner Coachingtag steht bereits fest: 26. März 2010. (tw)
Weitere Informationen:
www.berliner-coachingtag.de
www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=4591192/fb44rk/index.html