"The Bigger Picture of Coaching"

05.06.2008

ICF-Deutschland-Konferenz 2008 in Frankfurt. Dialogüber Entwicklungen und Maßstäbe im Corporate Coaching. Neuer ICF-Vorstand gewählt.

An die 90 Teilnehmer, sowohl Coachs als auch HR-Profis aus Unternehmen, waren der Einladung der deutschen Sektion der International Coach Federation (ICF) am 3. Juni nach Frankfurt gefolgt. In angenehmer Atmosphäre im Hotel Mövenpick traf man sich dort zum Austausch. „Wir blicken über den Tellerrand. Deutschland ist eine so spezielle Szene im Vergleich zu Großbritannien oder den USA – wir schließen hier ganz bewusst an diese Szenen an, “ so der neue ICF-Chef Marius Hansa.

Und das war auch, was dem Besucher sofort klar wurde: Man sprach Englisch. Das war noch im letzten Jahr anders gewesen. Da hatte man sich unter seinesgleichen getroffen. Dieses Jahr wurden ganz bewusst HR-Profis eingeladen – und Natalie Pothier als Key-Note-Speaker. Nach ihrer Zeit im Talent Management bei Yahoo ist sie heute Head of Coaching Practice Leader beim Centre for Creative Leadership (CCL) in Brüssel. Und Leadership stand auch im Fokus ihres Beitrags. State of the Art, aber nichts unbedingt Neues für die Profis. Allerdings konnte man ein paar Denkanstöße mitnehmen:

  • Der eine ging in Richtung „Vom Coaching zur Organisationsentwicklung“. Pothier skizzierte ein Phasenmodell: Vom „Coaching for Performance Excellence” über “Coaching for Leadership Excellence” hin zu “Coaching for Organisational Excellence and Transformation”.
  • Der zweite Anstoß ging in Richtung „Über die Organisation hinaus in die Gesellschaft“: Wenn man eine Coaching-Kultur im Unternehmen implementiert, kann man dabei stehen bleiben? Oder muss man – als Ausdruck diese Unternehmenskultur – nicht zwangsläufig auch darüber hinaus wirken? Das zum Nachdenken anregende Stichwort „Corporate Social Responsibility“ (CSR) fiel hier.

Zu einer internationalen Panel-Diskussion zum Thema Coaching Best Practice fanden sich Marie Jerusalem (Principal for Learning and Development Global, Booz Allen), Barbara Wright-Avlitis, (Global Head of Leadership Development and Training, ING Group, Niederlande), Bob Hughes (Talent and Employee Engagement Manager, Network Rail, Großbritannien), Eric Schuck (Geschäftsführer Arrow Europe, Dietzenbach), Christa Schöning (CEO Global Coaching Group, München) sowie Peter Schreuder (Manager Training and Development, Henkel AG, Düsseldorf) zusammen. Die Diskussion, die „von Hölzchen über Stöckchen“ ging, wurde von Monika Becht und Christine Adler moderiert und brachte, neben vielem Bekanntem, auch manch witzige Anekdote zu Tage. Beispielsweise wie Coaching bei ING quasi als Unfall entstand und wie man dann damit umging. Genüsslich berichtete Barbara Wright-Avlitis davon, wie sich die Coachs bei ihr vorstellten und sich in den schönsten Farben präsentierten. Sie fragte dann: „Wissen Sie, was ING tut?“ Sie erntete verwirrte Gesichter, aber keine präzisen Antworten – und erwiderte den verdutzten Coachs: „ING wirft Coachs raus!“

Bob Hughes berichtete, dass sie bei Network Rail zur Hälfte ICF-zertifizierte Coachs sowie Coachs mit psychologischem Background beschäftigen. Oder Marie Jerusalem, selbst studierte Psychologin (MSc.), konstatierte, dass sie bei der Strategieberatung Booz Allen entweder Coachs einsetzen, die über eine gediegene Erfahrung im Business verfügen, oder eben solche, die über eine hervorragende „Erziehung“ (Ausbildung) und – wichtig – eine „starke Persönlichkeit“ verfügen.

Nachmittags traf man sich in parallelen Workshops: Interkulturelles Coaching, Leadership Coaching, Ethik im Coaching, Team Coaching, Return On Investment (ROI) im Coaching, Live-Coaching waren hier die Themen, die dann auch noch im anschließenden „World Café“ ihre Fortsetzung fanden. Und nebenbei – keine Frage – wurde der informelle Austausch gesucht. Das Organisationskomitee des ICF, das viele Stunden ehrenamtliche Arbeit investiert hatte, durfte zufrieden sein.

Die International Coach Federation (ICF) ist – 1995 in den USA gegründet – mit über 14.000 Mitgliedern in mehr als 80 Ländern vertreten. Die deutsche Sektion gibt es seit 2001. Derzeit hat sie 120 Mitglieder. Am 2. Juni wurde auf der nationalen Mitgliederversammlung einer neuer Vorstand gewählt: Neuer Vorstandsvorsitzende ist Marius Hansa (Wiesbaden), langjähriges ICF-Vorstandsmitglied. Weitere Vorstandsmitglieder sind: Dr. Michael Fritsch (Speyer), Christine Adler (München), Alex Wallem (Starnberg) und Heidemarie Klein (München). (tw)

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